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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Kraftnetz lenkte. Die ›gewöhnlichen‹ sind milde, solange man ihnen nicht zu lange ausgesetzt ist.«
    »Erstaunlich, wie diese Kräfte über so viele Äonen hinweg ihre Wirksamkeit behalten!«
    »Was bedeutet ›Zeit‹ denn schon für die Oberwelt? Vielleicht gibt es dieses Wort in ihrer Sprache gar nicht. Und da wir von Zeit sprechen, Weamish benutzte diese Stunde gewöhnlich, um selbst nach Schuppen zu tauchen. Das tat er manchmal auch bis in die späte Nacht hinein. Er war wahrhaftig für alle ein Vorbild. Durch Fleiß, Beharrlichkeit und vollen Einsatz gelang es ihm, seine Schulden zu begleichen!«
    »Ich bediene mich anderer Methoden«, erklärte Cugel. »Das Ergebnis, allerdings, mag dasselbe sein. Vielleicht werdet Ihr später einmal mich als leuchtendes Beispiel hinstellen.«
    »Das möchte ich nicht von der Hand weisen.«
    Cugel kehrte in den Hintergarten zurück. Die Sonne war inzwischen untergegangen, und im Dämmerlicht lag der Teich in stumpfem Schwarz. Cugel machte sich mit einem Eifer an die Arbeit, der vielleicht sogar Weamish beeindruckt hätte. Er zerrte den alten Eisentrog an den Rand des Teiches, dann schleppte er mehrere Seilrollen herbei.
    Vom Tageslicht war nur noch ein metallisch blauer Streifen am Horizont über dem Meer geblieben. Cugel betrachtete den Teich, in den Weamish zu dieser Zeit gewöhnlich getaucht war, nur geleitet vom flakkernden Schein einer armseligen Kerze am Ufer.
    Cugel schüttelte spöttisch den Kopf und schlenderte zum Haus zurück.
    Kaum graute der Morgen, ging Cugel wieder an den Teich. Er knüpfte mehrere Seile aneinander, befestigte ein Ende an einem verkrüppelten Wacholderbaum und das andere am gegenüberliegenden Teichufer an einem Bulldornbusch, so daß das Seil sich straff quer über den Teich spannte.
    Danach schaffte er einen Eimer und eine große Holzwanne ans Ufer. Nunmehr schob er den Trog in den Teich, lud Wanne und Eimer in sein behelfsmäßiges Fährboot, kletterte selbst hinein und zog sich mit Hilfe des Seils zur Teichmitte.
    Yelleg und Malser, die zur Arbeit kamen, blieben wie angewurzelt stehen und starrten. Cugel entdeckte auch die rote und die blaue Mütze, wo Gark und Gookin sich hinter einer Gruppe Heliotrop versteckten.
    Cugel ließ den Eimer tief in den Schlamm, dann zog er ihn hoch und leerte den Inhalt in die Wanne. Sechsmal füllte und leerte er den Kübel, dann zog er die Fähre ans Ufer zurück.
    Jetzt trug er einen Eimer voll Schlamm an den Bach, leerte ihn in ein Sieb und gab das Zurückgebliebene in den Kübel.
    Cugel staunte selbst, als er zwei Schuppen herauswusch: eine »gewöhnliche« und eine zweite von beachtlicher Größe, mit einem feinen, leuchtenden Muster und einem stumpfroten Auswuchs genau in der Mitte.
    Eine huschende Bewegung, ein zuschnellender kleiner Arm. Cugel griff nach der schönen neuen Schuppe, doch zu spät. Gookin hüpfte bereits mit ihr weg. Cugel machte einen Riesensatz wie eine Raubkatze, und warf Gookin zu Boden. Er holte sich die Schuppe zurück, versetzte Gookin einen Tritt in die magere Kehrseite, daß er zehn Fuß durch die Luft flog. Der Zwerg landete auf allen vieren, sprang auf die Füße, drohte mit den Fäusten und stieß schrille Verwünschungen hervor. Cugel warf mit einem Erdklumpen nach ihm, dem Gookin auswich, ehe er sich umdrehte und hastig zum Haus rannte.
    Cugel überlegte kurz, dann bohrte er ein Loch in den lockeren Boden um einen dunkelblauen Kegelbusch und vergrub seine schöne neue Schuppe. Die »gewöhnliche« steckte er in seinen Beutel, dann machte er sich daran, einen weiteren Eimer voll Schlamm aus seinem Fährboot zu holen.
    Fünf Minuten später kam Twango gemessenen Schrittes und würdevoller Haltung durch den Garten. In Cugels Nähe hielt er an und schaute ihm zu, wie er den Schlamm durchseihte.
    »Wahrhaftig einfallsreich«, lobte er. »Sehr geschickt – obgleich du mich um Erlaubnis hättest fragen sollen, ehe du meine Sachen für deinen Privatgebrauch benutzt!«
    Cugel sagte kühl: »Mein vorrangiger Gedanke ist, Schuppen für unser aller Nutzen zu bergen.«
    »Hmmm … Gookin berichtete mir, daß du bereits eine sehr bemerkenswerte der ›besonderen Art‹ gefunden hast.«
    »Eine ›besondere‹? Sie ist eine ganz gewöhnliche.« Cugel holte die Schuppe aus seinem Beutel.
    Mit gespitzten Lippen betrachtete Twango sie. »Gookin beschrieb sie mir genau.«
    »Gookin gehört zu jenen, für die das Wort ›Verlogenheit‹ geprägt wurde. Wenn Ihr mich nun entschuldigen

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