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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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leid, nach Schuppen zu tauchen.«
    »Wer hätte das gedacht!« murmelte Cugel mit zusammengeschnürter Kehle.
    »Nun«, meinte Bilberd. »Ich finde es ganz richtig. Man muß den Mut zur Veränderung haben, wenn man weiterkommen will. Was mich betrifft, ich bin seit dreiundzwanzig Jahren Gärtner hier in Flutic, aber die Arbeit macht mir keinen besonderen Spaß mehr. Es wird Zeit, daß ich an einen anderen Beruf denke. Modeschöpfer wäre etwas für mich, trotz des finanziellen Wagnisses.«
    »Eine großartige Idee!« lobte Cugel. »Wäre ich reich, ich würde dir sofort das nötige Geld vorstrekken!«
    »Das weiß ich zu schätzen«, versicherte ihm Bilberd herzlich. »Du bist wahrhaftig großzügig, Cugel.«
    Der Gong dröhnte und kündete Besuch an. Cugel wollte schon aufstehen, um zur Tür zu gehen, doch dann ließ er es bleiben. Sollten doch Gark oder Gookin oder Twango selbst öffnen!
    Wieder schallte der Gong und immer wieder. Schließlich ging doch Cugel zur Tür, weil er das Gedröhne einfach nicht mehr hören konnte.
    Vor der Tür standen Soldinck, Rincz und Jornulk. Soldinck machte ein grimmiges Gesicht. »Wo ist Twango? Ich will ihn sofort sprechen!«
    »Es wäre vielleicht besser, wenn Ihr morgen wiederkämt«, meinte Cugel. »Meister Twango hält sein Nachmittagsschläfchen.«
    »Das interessiert mich nicht! Weck ihn auf, sofort! Es ist dringend!«
    »Ich bezweifle, daß er Euch heute sehen will. Er sagte mir, er sei völlig erschöpft.«
    »Was?« brüllte Soldinck. »Er sollte vor Freude herumhüpfen! Schließlich hat er mir meine guten Terces abgeknöpft und dafür Kisten voll trockener Lehmerde gegeben!«
    »Unmöglich!« entrüstete sich Cugel. »Wir haben alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, die überhaupt möglich waren!«
    »Deine Theorien interessieren mich nicht!« sagte Soldinck erbost. »Bring mich sofort zu Twango!«
    »Er ist für niemanden, außer in wirklich dringenden Angelegenheiten, zu sprechen. Ich wünsche Euch höflich einen schönen Tag!« Cugel machte sich daran, die Tür zu schließen, doch da brüllte Soldinck wütend, und nun eilte Twango selbst herbei. »Was soll dieses wilde Geschrei?« erkundigte er sich ungehalten. »Cugel, du weißt genau, wie lärmempfindlich ich bin!«
    »Und ob!« antwortete Cugel, »aber Meister Soldinck läßt sich nicht beruhigen!«
    Twango wandte sich an Soldinck: »Was gibt es denn? Wir haben unser Geschäft abgeschlossen.«
    Cugel wartete nicht auf Soldincks Antwort. Bilberd hatte ganz recht bemerkt, es war Zeit sich zu verändern. Er hatte eine ziemliche Anzahl Schuppen durch die Unehrlichkeit von Yelleg und Malser verloren, aber weit mehr erwarteten ihn in Bilberds Kate, damit mußte er sich zufriedengeben.
    Cugel hastete durchs Haus. Er warf einen Blick in den Speisesaal, wo Gark und Gookin das Abendmahl zubereiteten.
    Sehr gut, dachte er, nein, ausgezeichnet! Nun mußte er nur noch dafür sorgen, daß Bilberd ihn nicht sah, und dann mit dem Sack Schuppen verschwinden … Er ging in den Garten – Bilberd war nicht bei seiner Arbeit.
    So rannte Cugel zu Bilberds Kate und streckte den Kopf durch die Tür. »Bilberd?«
    Keine Antwort. Ein roter Sonnenstrahl fiel schräg durch die Tür auf des Gärtners Lager. In dem ansonsten gedämpften Licht stellte Cugel fest, daß die Kate leer war.
    Er blickte wachsam über die Schulter, betrat die Kate und hastete in die Ecke, wo er den Sack versteckt hatte.
    Das Gerümpel lag noch wirrer durcheinander denn zuvor. Der Sack war verschwunden!
    Vom Haus her erklangen Stimmen. Twango rief: »Cugel! Wo bist du? Komm sofort her!«
    Flink und lautlos wie ein Geist huschte Cugel aus Bilberds Kate und fand Deckung hinter einer nahen Gruppe Wacholderbäume. Von Schatten zu Schatten hastend, eilte er um das Haus herum auf die Straße. Er spähte nach rechts und nach links, und als er nichts Bedrohliches sah, rannte er westwärts, durch den Wald und über die Hügel. So gelangte Cugel schließlich nach Saskervoy.
    Einige Tage später, während eines Spaziergangs*, überquerte Cugel den Marktplatz und kam zufällig zu der uralten Schenke Zum Eisernen Basilisken. Aus einiger Entfernung sah er, wie die Tür aufschwang und zwei Männer heraustorkelten: einer groß und stämmig, mit blondem Kraushaar und kräftigem Kinn; der andere hager, mit eingefallenen Wangen
    * Es sei hiermit darauf hingewiesen, daß dies den Ereignissen folgt, die, einer zusammenhängenden Berichterstattung wegen, im nächsten Kapitel aufgezeichnet

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