Cugel der Schlaue
ihrer vier, sind am Wagen angekommen, und jede mit meinem Siegel versehen. Soldinck, hiermit übertrage ich Euch die Verantwortung für diese Kleinodien. Ich werde nun weiteres Wachs auftragen, in das Ihr Euer eigenes Zeichen prägt … Sehr gut. Damit habe ich meinen Teil getan.«
»Und gut getan, Cugel«, lobte Twango. »Alles verlief richtig und reibungslos. Der Karren sah sehr ordentlich aus mit seiner feinen Lackierung und dem hübschen Behang, den Weamish noch angebracht hat. Nun zu Euch, Soldinck. Wenn Ihr jetzt die Güte hättet, den Empfang zu bestätigen und die Rechnung zu bezahlen, wäre das Geschäft abgeschlossen.«
Soldinck, dessen Laune immer noch nicht die beste war, quittierte den Lieferschein, zählte Twango die Terces in die Hand, ließ sich deren Empfang bestätigen, und fuhr schließlich mit Rincz und Jornulk im Wagen zurück nach Saskervoy.
Cugel schob den Karren in die Werkstatt, drehte die Platte um, und die vier Kisten kamen zum Vorschein. Er stemmte die Deckel auf, hob die Päckchen heraus, verbrannte die schnell zerhackten Kisten, und leerte die Schuppen in einen Sack. Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine flinke Bewegung. Hastig riß Cugel den Kopf herum und sah gerade noch, wie am Fenster eine rote Mütze verschwand.
Eine kurze Weile blieb Cugel wie erstarrt stehen, dann raste er hinaus, erspähte jedoch weder Gark noch Gookin, auch nicht Yelleg oder Malser, die vermutlich noch tauchten.
Cugel kehrte in die Werkstatt zurück, holte den Sack und rannte damit zu der Kate, in der Bilberd, der schwachsinnige Gärtner, hauste. Er versteckte den Sack unter dem Gerümpel in einer Ecke des einzigen Raumes und eilte in die Werkstatt zurück. Schnell füllte er einen anderen Sack mit Nägeln, Bolzen, Schrauben und dergleichen, und stellte ihn auf ein Regal. Nachdem er im Feuer gestochert hatte, um sicherzugehen, daß die Kisten auch ganz verbrannten, machte er sich daran, die Oberfläche des Karrens zu lackieren.
Drei Minuten später kam Twango mit Gark und Gookin – die beiden letzteren trugen kleine Speere.
Twango rief näselnd: »Keine Ausflüchte, Cugel! Wo sind die Schuppen?«
»Die Schuppen? Weshalb wollt Ihr sie jetzt?«
»Cugel! Die Schuppen, und zwar sofort!«
Cugel zuckte die Schultern. »Wie Ihr wollt.« Er holte ein Tablett von einem Regal. »Ich machte heute morgen keinen schlechten Fang! Sechs ›gewöhnliche‹ und eine hübsche ›besondere‹. Seht Euch dieses außergewöhnliche Stück an!«
»Ja, das ist eine ›Jochsprungbein‹. Sie stammt vom Ellbogenteil des dritten Arms. Es ist ein besonders schönes Exemplar. Wo sind die anderen, die, wie ich hörte, Hunderte sein müssen?«
Cugel blickte ihn verblüfft an. »Wo habt Ihr denn so ein Märchen gehört?«
»Das spielt keine Rolle! Zeig mir die Schuppen, oder ich muß Gark und Gookin bitten, sie zu suchen!«
»Davon will ich Euch nicht abhalten«, entgegnete Cugel würdevoll. »Doch gestattet, daß ich zuerst mein Eigentum in Sicherheit bringe.« Er steckte die sechs »gewöhnlichen« und die »Jochsprungbein« in seinen Beutel. In diesem Moment stieß Gark, der auf eine Werkbank gehüpft war, einen Triumphschrei aus und zerrte den Sack herunter, den Cugel erst vor Minuten dort hinaufgehoben hatte. »Das ist der Sack. Er ist prall von schweren Schuppen!«
Twango leerte den Sack auf die Werkbank. »Vor einer Weile suchte ich in diesem Sack nach einer Krampe für den Karren. Vielleicht hielt Gark dieses Kleinzeug für Schuppen.« Cugel ging zur Tür. »Ich überlasse Euch Eurer Suche.«
Bald war es Zeit für Yellegs und Malsers Tee. Cugel blickte in die Kate, aber es war weder das Feuer angezündet, noch waren die beiden Taucher in der Nähe.
Auch gut, dachte Cugel. Jetzt war vermutlich der günstigste Moment, die ursprünglich von Weamish gestohlenen Schuppen aus seinem Grab zu holen.
Er ging in den Hintergarten, wo er im Schatten des Myrhadionbaums Weamish bestattet und sein eigenes Grab geschaufelt hatte.
Keine unwillkommenen Beobachter waren sichtbar. Cugel wollte gerade in sein Grab springen, als er beim Anblick der vier aufgebrochenen und leeren Kisten am Grunde des Grabes erschrocken zurückzuckte.
Cugel rannte zum Haus und in den Speisesaal, wo er jedoch nur Bilberd, den Gärtner, vorfand.
»Ich suche Yelleg und Malser«, sagte Cugel. »Hast du sie gesehen?«
Bilberd grinste töricht und blinzelte. »Das habe ich wohl. Vor zwei Stunden, als sie nach Saskervoy aufbrachen. Sie sagten, sie wären es
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