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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mitkommen, wenn du willst.«
    »Natürlich. Ich sage Richie Simms einfach, daß es in diesem Sommer mit seinem ersten Schnitt nichts wird. Außerdem, warum sollte ich die beiden besuchen? Nach dem, was ich von ihnen weiß und was du mir von ihnen erzählt hast, muß ich annehmen, daß sie ein paar ausgemachte Arschlöcher sind. Du magst sie nur, weil du gern genauso überheblich wärest wie sie.« Er wurde immer lauter. Zerkautes Essen sprühte ihm aus dem Mund. Wenn er in solchem Zustand war, hatte sie Angst und gab nach. Meistens. Aber nicht heute abend. »Hauptsächlich willst du, daß der Junge so wird wie sie. Das glaube ich. Ich nehme an, du möchtest ihn gegen mich aufhetzen. Habe ich recht?«
    »Warum nennst du ihn eigentlich nie bei seinem Namen?«
    »Halt endlich dein freches Maul, Charity«, sagte er und sah sie drohend an. Eine leichte Röte zog ihm über Wangen und Stirn. »Sei vorsichtig.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich bin noch nicht fertig.«
    Er ließ erstaunt die Gabel fallen. »Was? Was hast du gesagt?«
    Sie ging auf ihn zu und erlaubte sich zum ersten Mal in ihrer Ehe den Luxus ungehemmter Wut. Sie drang nicht nach außen, aber sie brannte in ihr wie Säure. Sie fühlte, wie es in ihr fraß. Sie durfte jetzt nicht schreien. Damit hätte sie alles verdorben. Sie sprach leise.
    »Ja, so denkst du über meine Schwester und ihren Mann. Das ist mir völlig klar. Sieh dich doch nur an, wie du da sitzt und ißt. Mit dem Hut auf dem Kopf und mit dreckigen Fingern. Du willst nicht, daß Brett sieht, wie andere Leute sich benehmen. Genauso will ich nicht, daß er sieht, wie du und deine Kumpane sich benehmen, wenn ihr euch selbst überlassen seid. Darum durfte er dich im vergangenen November auch nicht auf deinem Jagdausfug begleiten.«
    Sie schwieg, und er saß nur da, ein angebissenes Stück Brot in der Hand und Bratenfett am Kinn. Sie war überzeugt, daß er sich schon lange auf sie gestürzt hätte, wenn er nicht so erstaunt gewesen wäre, daß sie so mit ihm sprach.
    »Ich wül ein Geschäft mit dir machen«, sagte sie. »Ich habe dir den Deckenkran gekauft, und ich bin bereit, dir auch den Rest des Geldes zu geben - was nicht jede tun würde -, aber wenn du schon so undankbar bist, gehe ich noch weiter. Du läßt ihn mit mir nach Connecticut fahren, und in der nächsten Saison darf er mit dir in Moosehead auf Jagd gehen.« Ihr war kalt und unheimlich. Es war, als versuchte sie, ein Geschäft mit dem Teufel zu machen.
    »Ich sollte dir ein paar mit dem Riemen überziehen«, sagte er erstaunt. Er redete mit ihr, als sei sie ein Kind, das einen einfachen Fall von Ursache und Wirkung nicht begriffen hatte. »Ich nehme ihn mit auf die Jagd, wann ich will und wenn ich will. Kapierst du das nicht? Mein Gott, er ist schließlich mein Sohn. Wenn ich will und wann ich will.« Er lächelte, als hätten ihm seine Worte außerordentlich gefallen. »Hast du das jetzt endlich begriffen?«
    Ihre Blicke trafen sich. »Nein«, sagte sie. »Das kommt gar nicht in Frage.«
    Er stand so rasch auf, daß der Stuhl umfiel.
    »Ich werde es verhindern«, sagte sie. Sie wollte zurückweichen, aber das wäre das Ende gewesen. Eine falsche Bewegung, ein Zeichen der Schwäche, und er würde auf sie losgehen.
    Er löste seinen Gürtel. »Ich werde dich züchtigen, Charity«, sagte er bedauernd.
    »Ich werde es mit allen Mitteln verhindern. Ich werde zur Schule gehen und sagen, daß er schwänzt. Ich werde zu Sheriff Bannerman gehen und sagen, daß er entführt wurde. Aber hauptsächlich werde ich dafür sorgen, daß Brett nicht mitgehen will.«
    Er zog den Gürtel aus den Schlaufen an seiner Hose und ließ das Ende mit der Schnalle über dem Fußboden hin und her pendeln.
    »Bevor er fünfzehn ist, geht er nur dann mit dir und deinen besoffenen Kumpanen auf die Jagd, wenn ich zustimme«, sagte sie. »Du kannst mich mit deinem Gürtel schlagen, Joe Camber, aber das ändert nichts daran.«
    »Tatsächlich?«
    »So wahr ich hier stehe.«
    Aber plötzlich schien er gar nicht mehr bei ihr im Raum zu sein. In sich versunken schien er zu grübeln. So hatte sie ihn schon erlebt. Ihm war etwas eingefallen, eine neue Tatsache, die er mühselig in die Gleichung einfügen mußte. Sie betete, daß es zu ihrem Vorteil ausschlagen möge. So energisch wie heute hatte sie sich ihm noch nie widersetzt, und sie hatte Angst.
    Camber lächelte plötzlich. »Du bist ein richtiger kleiner Drachen, was?«
    Sie sagte nichts.
    Er schob den Gürtel wieder

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