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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Partner hatte eine Frau und zwei Kinder. Selbst jetzt, in seiner Qual, vergaß Vic nicht, daß er mitverantwortlich war. Er mußte wenigstens versuchen, den Etat zu retten, denn das bedeutete gleichzeitig, die Firma Ad Worx zu retten.
    Und es gab noch eine andere Frage, wenn er sie auch nicht gern stellte: Warum wollte er Tad nehmen und gehen, ohne sie auch nur anzuhören? Weil es Tads Moral schadete, daß siemit ‘anderen Männern schlief? Nein, deshalb nicht. Er würde es tun, weil es die sicherste Methode war, ihr genau den gleichen Kummer.zuzufügen, den er jetzt empfand. Dazu war Tad das geefgnete Mittel. Aber wollte er seinen Sohn wirklich als das emotionale Äquivalent einer Brechstange oder eines Vorschlaghammers benutzen? Doch wohl nicht.
    Es gab noch mehr Fragen.
    Der Zettel. Man mußte an den Zettel denken. Nicht an die sechs Zeilen Dreck, die er enthielt. Ganz einfach an die Tatsache selbst. Hier hatte gerade jemand die Gans getötet, die -Verzeihung - die goldenen Eier gelegt hatte. Warum hatte Donnas Liebhaber diesen Zettel geschickt?’
    Weil die Gans keine Eier mehr legte. Ganz klar. Und der Schattenmann war jetzt natürlich stinksauer.
    Hatte Donna den Kerl zum Teufel gejagt?
    Anders konnte man die Sache nicht sehen. Wenn’man von dem plötzlichen Schock für ihn einmal absah, ging es dann hier nicht um das klassische Spiel? Wenn du etwas nicht bekommen kannst, mußt du darauf pissen, damit andere es auch nicht wollen. Unlogisch, aber sehr befriedigend. In diese Leseart paßte auch die neuerdings so aufgelockerte Atmosphäre zu Hause. Das fast greifbare Gefühl der Erleichterung, das Donna ausstrahlte. Sie hatte den Kerl rausgeworfen, und er hatte mit der anonymen Mitteilung an den Ehemann reagiert.
    Die letzte Frage: Änderte das etwas an der Sache?
    Er nahm den Zettel aus der Tasche und drehte ihn hin und her, ohne ihn noch einmal zu lesen. Er schaute zu, wie die Untertasse wieder durch die Luft segelte, und war ratlos. Er wußte nicht, was er tun sollte.
    »Was, zum Teufel, ist das?« fragte Joe Camber.
    Fast ohne jede Betonung sprach er jedes Wort einzeln aus. Er stand in der Tür und sah seine Frau an. Charity setzte ihm sein Essen vor. Sie und Brett hatten schon gegessen. Joe war in seinem Lieferwagen mit verschiedenen Ersatzteilen nach Hause gekommen und war in die Werkstatt gefahren. Dort hatte er den Kran stehen sehen.
    »Das ist ein Deckenkran«, sagte sie. Sie hatte Brett zum Spielen zu seinem Freund Dave Bergeron geschickt. Er sollte nicht dabeisein, wenn sie jetzt Ärger bekam. »Brett sagte, du brauchtest einen. Einen Jörgen-Deckenkran, sagte er.«
    Joe ging quer durch das Zimmer auf sie zu. Er war schlank, aber von muskulösem Körperbau. Er hatte eine scharfgeschnittene Nase. Er bewegte sich ruhig, aber behende. Er hatte seinen grünen Filzhut zurückgeschoben, .und sein Haaransatz verriet, daß er allmählich eine Glatze bekam. Seine kleinen blauen Augen blickten kalt. Er roch nach Bier. Er war ein Mann, der keine Überraschungen liebte.
    »Das mußt du mir mal näher erklären, Charity«, sagte er.
    »Setz dich. Dein Essen wird kalt.«
    Sein Arm schoß vor. Harte. Finger packten sie an der Schulter. »Was, zum Teufel, geht hier vor? Ich hatte dich um eine Erklärung gebeten”.«
    »Hör auf zu fuchen, Joe Camber.« Er tat ihr weh, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Die Befriedigung gönnte sie ihm nicht. In mancher Hinsicht war er wie ein Tier. Als sie jung war, hatte sie das aufregend gefunden, aber das lag lange zurück. Die Erfahrung aus vielen gemeinsamen Jahren hatte ihr aber gezeigt, daß sie hin und wieder die Oberhand gewinnen konnte, indem sie energisch auftrumpfte. Nicht immer, aber manchmal.
    »Jetzt sag mir endlich, was zum Teufel das zu bedeuten hat, Charity!«
    »Setz dich und iß. Dann sage ich es dir.«
    Er setzte sich, und sie brachte seinen Teller. Ein Lendensteak lag darauf.
    »Seit wann können wir es uns leisten, wie die Rockefellers zu essen?« fragte er. »Ich glaube, du wirst mir allerhand zu erklären haben.«
    Sie brachte seinen Kaffee und eine gebackene Kartoffel. »Kannst du den Deckenkran brauchen?«
    »Ich habe nie gesagt, daß ich ihn nicht brauchen kann. Aber ich kann ihn mir verdammt nicht leisten.« Er fing an zu essen, aber dabei starrte er sie unverwandt an. Sie wußte, daß er sie jetzt nicht schlagen würde.
    Ihre Chance war, daß er noch relativ wenig getrunken hatte. Wenn er sie schlagen wollte, würde er es tun, wenn er von Gary

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