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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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durch die Schlaufen seiner Hose. Er lächelte immer noch, aber seine Augen blickten abwesend. »Glaubst du denn, daß du auch so gut bumsen kannst wie diese Drachen? Diese kleinen mexikanischen Drachen?«
    Sie schwieg immer noch. Aber sie war auf der Hut.
    »Wenn ich nun sage, daß ihr fahren könnt, was dann?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Ich meine okay«, sagte er.
    »Ihr könnt fahren.«
    Er ging rasch auf sie zu, und ihr wurde übel, wenn sie daran dachte, daß er sich vorhin ebenso rasch hätte auf sie stürzen können, um sie mit seinem Gürtel zu schlagen. Und wer hätte ihn davon abhalten sollen? Was ein Mann mit seiner Frau machte, war seine Sache. Sie hätte nichts dagegen tun und nichts sagen können. Wegen Brett. Und aus Stolz.
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter. Er ließ sie herabgleiten und kniff in eine ihrer Brüste. »Komm«, sagte er, »ich bin jetzt scharf.«
    »Brett…«
    »Der kommt erst um neun. Komm. Ich habe dir doch gesagt, daß ihr fahren könnt. Du kannst dich wenigstens bedanken.«
    Eine Absurdität von kosmischen Ausmaßen kam ihr über die Lippen und war schon ausgesprochen, bevor sie die Worte zurückhalten konnte: »Nimm den Hut ab.«
    Er schleuderte ihn. achtlos durch die Küche. Er lachte. Seine Zähne waren ganz gelb. Die beiden mittleren Schneidezähne oben waren Prothesen.
    »Wenn wir das Geld jetzt schon hätten, könnten wir in einem Bett voll grüner Scheine bumsen«, sagte er. »Das hab’ ich mal im Kino gesehen.«
    Sie ging mit ihm nach oben, und sie erwartete jeden Augenblick, daß er bösartig wurde, aber das war nicht der Fall. Er liebte sie wie gewöhnlich, schnell und rücksichtslos, aber er war nicht bösartig. Er tat ihr nicht absichtlich weh, und heute abend hatte sie, vielleicht das zehnte oder elfte Mal in ihrer ganzen Ehe, einen Orgasmus. Sie ließ sich gehen, schloß die Augen und spürte sein Kinn an ihrem Kopf. Sie unterdrückte den Schrei, den sie ausstoßen wollte. Wenn sie geschrien hätte, wäre er vielleicht mißtrauisch geworden. Sie fragte sich, ob er überhaupt wußte, daß das, was die Männer zum Schluß immer erleben, auch bei Frauen passieren kann.
    Bald darauf (eine Stunde bevor Brett von den Bergerons nach Hause kam) ging er, ohne ihr zu sagen, wohin. Sie vermutete, daß er Gary Pervier aufsuchen wollte, wo das Saufen erst richtig anfangen würde. Sie lag im Bett und versuchte, sich über ihr Verhalten klarzuwerden. Ob es sich gelohnt hatte, ihm diese Versprechungen zu machen? Sie unterdrückte die Tränen. Ausgestreckt und mit brennenden Augen lag sie da, und kurz bevor Cujos Bellen und das Klappen der hinteren Tür Bretts Rückkehr anzeigte, ging in silberglänzender Unnahbarkeit der Mond auf. Dem Mond ist es gleichgültig, dachte Charity, aber dieser Gedanke brachte ihr keinen Trost.

    »Was ist denn?« fragte Donna.
    Ihre Stimme klang dumpf und verzagt. Die beiden saßen im Wohnzimmer. Vic war erst kurz bevor Tad ins Bett mußte nach Hause gekommen, und das war eine halbe Stunde her. Der Junge schlief oben in seinem Zimmer, die Worte an die Ungeheuer neben seinem Bett, die Schranktür geschlossen.
    Vic stand auf und trat an das Fenster, hinter dem jetzt Dunkelheit lag. Sie weiß es, dachte er finster. Sie kennt nicht die Einzelheiten, aber sie ist im Bilde. Auf der Fahrt nach Hause hatte er sich die ganze Zeit überlegt, ob er es ihr gleich ins Gesicht sagen sollte oder ob es besser wäre, vorläufig darüber zu schweigen. Nach seinem Aufbruch vom Deering Oaks Park hatte er die Notiz zerrissen; und während der Rückfahrt über die 302 hatte er die Fetzen aus dem Fenster geworfen. Aber jetzt war ihm die Entscheidung abgenommen. Er sah ihr Gesicht, das von der dunklen Scheibe reflektiert wurde. Es erschien blaß unter dem gelben Schein der Lampe.
    Er wandte sich ihr zu und wußte nicht, was er sagen sollte.
    Er weiß es, dachte Donna.
    Der Gedanke war inzwischen nicht mehr neu, denn die letzten drei Stunden waren die längsten ihres Lebens gewesen. Sie hatte sein Wissen um die Dinge an seiner Stimme gehört, als er anrief, um ihr zu sagen, daß er später kommen würde. Zuerst war sie in Panik geraten - die wilde, flatternde Panik eines gefangenen Vogels. Er weiß es! Er weiß es! Er WEISS ES! hatte sie nur immer gedacht. In einem Nebel der Angst hatte sie für Tad das Abendessen gemacht. Sie hatte versucht, sich auszumalen, was jetzt logischgrweise als nächstes geschehen könnte. Es war ihr nicht gelungen. Ich werde jetzt

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