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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Burschen warf ihr die Scheibe zu. Geschickt fing sie das Ding und schleuderte es zurück. In den Sechzigern, dachte Vic, wäre sie in einer Landkommune gewesen und hätte fleißig die Käfer von den Tomatenpflanzen abgesammelt. Und jetzt übte sie wahrscheinlich erfolgreich ihr Kleingewerbe aus.
    Manchmal waren er und Roger in diesen Park gegangen, um ihr Frühstück zu verzehren. Das war im ersten Jahr gewesen. Dann hatte Roger festgestellt, daß aus dem sonst so hübschen Teich ein schwacher, aber deutlicher Fäulnisgestank aufstieg … und das kleine Haus mitten im Teich war nicht mit weißer Farbe gestrichen, es war weiß von Möwenscheiße. Ein paar Wochen später hatte Vic zwischen Kondomen und Kaugummipapier eine verweste Ratte am Rand des Teiches treiben sehen. Seitdem waren sie nicht wieder hier gewesen.
    Die hellrote Untertasse schwebte durch die Luft.
    Das Bild, das seine Wut angefacht hatte, kam immer wieder. Er konnte nichts dagegen tun. Es war so gemein wie die Worte des anonymen Schreibers. Er sah die beiden in seinem und Donnas Schlafzimmer bumsen. Was er in dem Film, der vor seinen Augen ablief, sah, war genauso eindeutig wie das, was man im State Theater in der Congress Street sehen konnte. Sie stöhnte, ihr Körper glänzte von Schweiß. Sie war schön. Jeder Muskel gestrafft.
    Ihre Augen hatten diesen hungrigen Blick, den sie immer bekamen, wenn sie Freude am Sex hatte, und sie waren dunkler als sonst. Er kannte den Ausdruck, er kannte die Stellung, er kannte die Laute. Er hatte gedacht - gedacht - daß nur er das alles kannte.
    Dann dachte er an den Penis des Mannes - an seinen Schwanz - der in sie hineinfuhr. Im Sattel. Dieser Satz fiel ihm idiotischerweise ein. Er sah sie bumsen, während ein Band von Gene Autry abgespielt wurde: I’m back in the saddle again, out where a friend is a friend…
    Es gab ihm ein unruhiges Gefühl. Es versetzte ihn in Wut. Es brachte ihn zur Raserei.
    Die Untertasse stieg hoch in die Luft und schwebte wieder herab, und Vic folgte ihr mit den Augen.
    Gewiß, er hatte Ähnliches schon vermutet. Aber vermuten heißf nicht wissen. Jetzt wußte er es. Er hätte über den Unterschied zwischen vermuten und wissen einen Essay schreiben können. Es traf ihn doppelt grausam, weil er schon angefangen hatte zu glauben, daß für seine Vermutungen kein Anlaß bestand. Und selbst wenn sie begründet wären: was man nicht wußte, konnte einen nicht kränken. Stimmte das etwa nicht? Wenn jemand durch einen dunklen Raum mit einem tiefen Loch in der Mitte geht und es um Zentimeter verfehlt, muß er nicht unbedingt wissen, daß er fast hineingefallen wäre. Er muß keine Angst haben. Nicht, wenn es dunkel ist.
    Nun, er war nicht hineingefallen. Man hatte ihn hineingestoßen. Die Frage war, was sollte er unternehmen? Sein wütendes, gekränktes und verletztes Ich zeigte nicht die geringste Neigung, sich »erwachsen« zu verhalten und einzusehen, daß es solche Fehltritte auf einer oder beiden Seiten in sehr vielen Ehen gibt. Zum Teufel mit den Illustriertenberichten, die so etwas heutzutage als normal bezeichneten. Hier geht es um meine Frau, die mit anderen Männern bumst,  (out where a friend is a friend) sobald ich ihr den Rücken zudrehe, sobald Tad nicht im Haus ist -
    Und wieder sah er die Bilder vor sich, zerwühlte Laken, die Bewegungen der Körper, leise Geräusche. Er dachte in diesem Zusammenhang an häßliche Ausdrücke.
    In meiner Fraul dachte er und rang gequält die Hände. In  meiner Frau\
    Aber sein wütendes, gekränktes Ich erkannte - widerwillig -, daß er jetzt nicht nach Hause fahren und Donna zusammenschlagen konnte. Er konnte allerdings Tad nehmen und wegziehen. Er brauchte nicht einmal eine Erklärung abzugeben. Sollte sie ruhig versuchen, ihn aufzuhalten, wenn sie unverschämt genug war. Das würde sie bestimmt nicht tun. Tad nehmen, in ein Motel ziehen und sich mit einem Anwalt in Verbindung setzen. Ein sauberer Schnitt und kein Blick zurück.
    Aber wenn er einfach Tad mitnahm und in ein Motel zog, würde der Junge sich dann nicht ängstigen? Würde er nicht eine Erklärung verlangen? Er war zwar erst vier, aber er war alt genug zu erkennen, daß etwas ganz schrecklich verkehrt war. Und dann war da noch die Reise - Boston, New York, Cleveland. Dieser Trip interessierte ihn im Augenblick einen Dreck. Was ihn betraf, konnte der alte Sharp sich mitsamt seinem Sohn auf den Mond schießen lassen. Aber es ging ja nicht nur um ihn. Er hatte einen Partner. Und

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