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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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fügte er hinzu: »Das wäre ja auch nicht erlaubt.«
    Sie folgten dem wortkargen Renard zu einem dreistöckigen Haus. Die zweiflügelige Haustür wurde von einem kleinen, abgewetzten Lederkissen am Zufallen gehindert. Sie gelangten in einen Flur, der an einer Reihe Briefkästen vorbei zu einer geschlossenen Doppeltür führte. Wahrscheinlich hatte sich hier in früheren Zeiten eine Durchfahrt zu dem Gelände hinter dem Haus befunden. Links führte eine abgetretene Holztreppe nach oben, wo der belgische Polizist im ersten Stock eine Wohnungstür aufschloss. Er ließ den Schlüssel stecken und ging in die Diele.
    »Hier habe ich sie gefunden.« Renard öffnete die Tür zu einem dunklen Zimmer, in dem die Rollläden heruntergelassen waren. Er wies auf einen Läufer vor dem ungemachten Bett.
    »Ist alles noch so belassen worden?« Walde sah sich in dem Raum um. Das Mobiliar bestand aus einem zweitürigen Kleiderschrank, einem Bett, zwei Nachtschränken und einer Kommode, alles in rotbraunem Nussbaum. Die Luft war schlecht.
    »Nein, soviel ich weiß, wird die Wohnung momentan als Ferienwohnung genutzt.« Renard zog den Rollladen an der Tür zum Balkon auf. Kühle Luft wehte herein. »Sie gehört zum Hotel und wurde zuvor als Dienstwohnung genutzt. Frau Minar war stellvertretende Direktorin.«
    »Und hier hat sie gelegen?« Decker ging neben dem Bettvorleger in die Hocke.
    Der belgische Polizist nickte. »Sie lag auf dem Bauch. Zuerst habe ich gedacht, sie wäre gestürzt.«
    »Warum?«
    »Die Verletzung war mehr oberflächlicher Art. Ihre Bluse war vorne leicht eingerissen.« Er hielt seine nach unten offene Hand in Brusthöhe. »Der Arzt meinte, das hätte sie sich selbst zugefügt, als die schlimmen Herzschmerzen einsetzten. Sie soll schon längere Zeit unter Herzrhythmusstörungen gelitten haben.«
    »Wurden ihre Fingernägel untersucht?«, fragte Decker.
    Renard zuckte mit den Schultern. »Der Arzt hat den Totenschein ausgestellt, ich habe alles, was ich Ihnen gerade gesagt habe, in meinem Bericht vermerkt.«
    »Und die Kriminaltechnik hat nichts gefunden?«
    »Die kam nicht zum Einsatz. Die Wohnung war von innen abgeschlossen, kein Hinweis auf Fremdverschulden.«
    »Und was war mit dem Balkon?«
    »Die Tür stand … glaube ich … offen. So wie jetzt oder auch nicht. Das müsste im Bericht stehen.«
    »Und dieser Bericht?«
    »Den können Sie sicher einsehen … zumindest anfordern, dann wird er Ihnen zugeschickt.«
    Walde hatte das Gefühl, dass der belgische Polizist sich ganz genau erinnerte. Und bis die deutsche Polizei an den Bericht herankam, wenn überhaupt, konnte viel Zeit ins Land gehen.
    »Elke Minar wurde siebenunddreißig, sie war zwölf Jahre älter als ihre Schwester Andrea.« Decker folgte dem belgischen Kollegen auf den Balkon. Walde strich mit dem Finger über den Türrahmen. Dort lag eine deutliche Staubschicht.
    »Ist Ihnen sonst etwas aufgefallen?« Walde schaute über das Geländer auf den etwa eineinhalb Meter tiefer gelegenen Schuppen. Dahinter lag ein lang gezogener Garten in einer ganzen Reihe von Grundstücken, an die Gärten der Häuserreihe gegenüber stießen. Das Grünland erstreckte sich den Hügel hoch bis zu einem Wald.
    »Außer den Katzenhaaren eigentlich nichts.« Renard lehnte sich ebenfalls über das Geländer und schaute hinunter auf das Schuppendach.
    »Wo waren die Katzenhaare?«
    »Die brauche ich nicht zu sehen, ich habe eine Allergie gegen Katzen. Aber das war nur mein persönliches Problem.«
    »Und die Katze?«
    »Es gab keine, auch kein Futter oder ein Katzenklo, nur ein paar Haare auf dem Teppich.«
    »Vielleicht war eine aus der Nachbarschaft zu Besuch«, vermutete Decker.
    »Ja, ist gut möglich, in diesem Fall hätten die Kratzspuren an der Bluse auch …« Renard zündete sich eine Zigarette an.
    »Von der Katze?«
    Renard nahm einen tiefen Zug und zuckte mit den Schultern.
    Die gleiche Reaktion erntete Decker auf seine Frage, ob er sich noch ein wenig in den übrigen Räumen umsehen dürfe.
    Während Decker durch das Schlafzimmer in die Diele ging, kniete sich Walde vor das Bett. Auf dem Teppich fand er nur ein paar Krümel. Die Rückseite des Bettvorlegers war sauber. Er bückte sich tiefer und tastete mit der flachen Hand über die Holzdielen unter dem Bett. Als er sie zurückzog, klebten an seinen Fingern und Handballen winzige helle Partikel, die sich vielleicht aus der Matratze oder dem Schonbezug gelöst hatten. Weder unter dem Spannbetttuch oder zwischen

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