Cumberland: Band 3 - Deumus (German Edition)
Adern und dieser fehlte ihm für den Bruchteil von Sekunden so sehr, wie es in dem Moment der Fall gewesen war, als der Sarg sich in den Boden Philadelphias senkte.
Rhys spürte, wie Nash sich in ihm regte. Der Dämon schwieg, streichelte aber sanft seine Seele, wie er es vor gefühlten Ewigkeiten schon getan hatte, um ihn zu trösten und das Gefühl von Halt zu hinterlassen. Die Trauer beiseiteschiebend, dachte Cumberland daran, dass er nun nicht mehr alleine war. Nash war in ihm, Shane an seiner Seite, ein zartes freundschaftliches Fundament bestand zu Ethan Steel, Margarite sprang durch sein Leben und er hatte einen neuen Arbeitskollegen, mit dem er sich auf Anhieb verstand.
Er hatte nicht registriert, dass Liam bereits wieder im Raum war, die Kaffeetasse auf seinen Tisch gestellt hatte und ihm nun gegenübersaß.
„Ein melancholischer Moment?“, fragte der Blonde leise.
Cumberland zuckte überrascht.
„Eindeutig“, erwiderte er und ein mildes Lächeln umspielte die Lippen des schwarzhaarigen Polizisten.
„Ich denke, wir sollten uns auf die Arbeit stürzen, Liam. Das bringt mich auf andere Gedanken.“
Der Blick seines neuen Partners spiegelte einen Moment Nachdenklichkeit, aber statt etwas zu sagen, nickte dieser nur und forderte ihn auf mitzukommen.
Rhys merkte nicht, wie die Zeit verging, während er mit Liam Summer forensische Berichte studierte, Bildmaterial sichtete und Stadtkarten analysierte. Erst ein Gähnen verleitete ihn dazu, einen Blick auf die Uhr zu werfen.
Mehr als ein überraschtes: „Schon so spät?“, brachte er nicht heraus.
Der Zeiger hatte Mitternacht bereits weit hinter sich gelassen und auch die Augen seines Kollegen zeigten die ersten Spuren von Müdigkeit.
„Machen wir morgen weiter?“, fragte Cumberland, der an Shane denken musste.
Er hoffte, dass der Hüne nicht auf ihn warten würde. Liam nickte und rieb sich kurz über das Gesicht.
„Ich setz dich bei Shane ab?“
„Das wäre perfekt. Ich muss morgen auf jeden Fall zur Plantage, mein Wagen steht dort, und ob ich möchte oder nicht, die Umzugskartons warten auf mich. Wann beginnt dein Dienst?“
„Um drei.“
Cumberland nickte zufrieden.
„Okay, dann bin ich um kurz vor drei hier, in Ordnung?“
„Perfekt. Danke, dass du früher einsteigst, Rhys.“
Der schwarzhaarige Mann lächelte den anderen freundlich an.
Cumberland sah, wie Liam sich ein weiteres Mal über die Augen strich und den Kopf senkte. Die Geste hinterließ in diesem Moment allerdings den Eindruck, als wäre sie nicht aus Müdigkeit heraus entstanden. Auch, wenn Rhys es nicht wollte, musterte er sein Gegenüber genauer. Er sah die blonden Strähnen, die das attraktive Gesicht umspielten, die Lippen und die schlanken Finger, die sich nun durch das Haar bahnten. Das Kinn ließ die ersten Stoppeln erkennen, Augenränder zeugten von der Uhrzeit. Cumberlands Blick glitt den Hals hinab, nahm die kleine Mulde wahr, die das geöffnete Polohemd offenbarte.
„Komm, ich bring dich zu Shane“, erklärte Liam in die Stille hinein und drehte sich abrupt um.
Rhys erwachte aus der kurzen Starre. Er verfluchte sich einen Moment, weil er dem neuen Wesenszug in sich nachgegeben und seinen Kollegen mit anderen Augen betrachtet hatte. Sie schwiegen während der Autofahrt und Cumberland wusste nicht recht, ob er diese Stille willkommen heißen, oder als unangenehm empfinden sollte.
War sein Blick offensichtlich gewesen? Hatte er dem anderen gezeigt, dass er ihn attraktiv fand und so für unnötige Spannung zwischen ihnen gesorgt? Liam hielt den Wagen vor Archie. Als Rhys seinen Kollegen ansah, trafen sich ihre Augen. Er glaubte kurz, Sehnsucht darin zu erkennen.
„Bis Morgen“, erklärte der Blonde freundlich und senkte den Kopf etwas.
„Bis Morgen Liam“, erwiderte Cumberland.
Er löste sich von dem Gesicht des anderen und öffnete die Tür. Rhys sah dem davonfahrenden Auto hinterher, ehe er den schmalen Weg zu Archie hinaufging. Im Haus brannte kein Licht, sodass Cumberland davon ausging, dass Shane bereits schlief. Ein schlechtes Gewissen wollte an ihm nagen, dass er seine noch verbliebenen, freien Tage schon mit Arbeit verbrachte.
Die Haustür schwang auf und eine kleine Lampe auf dem Flur ging an. Da Shane nicht zu sehen war, bedankte sich Rhys leise bei Archie, als die Tür sich schloss.
„Ich nehme an, er schläft schon, nicht wahr?“, flüstere der schwarzhaarige Mann in die Stille hinein.
Cumberland erwartete keine Antwort, umso verblüffter war er, als ein
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