Cupido #1
heraus. Dominick ließ den Arm sinken und drehte sich schnell zu seinem Kollegen um, der ein unglückliches Gesicht machte. C. J. spürte, wie sich ihr Herzschlag normalisierte.
«Wo warst du, Bär? Sag mir nicht, du musstest Channel 7 ein Interview geben.»
«Du hast doch keine Ahnung, Mann. Ich finde zwar beide Sender zum Totlachen, aber wenn schon, hat Cartoon Network die schärfere Reporterin. Was treibt ihr zwei hier? Verstecken im Dunkeln?»
Aus irgendeinem Grund wurde C. J. rot. Dominick antwortete schnell. «Unser Boss hier hat mir gerade von dem Besuch erzählt, den ihr die Federals am Mittwoch abgestattet haben. Anscheinend hat Gracker einen Dummen gefunden – Tom de la Flors. Das Büro des U.S. Attorney will uns Cupido wegnehmen. Sie haben C.J. eine richterliche Verfügung gegeben.»
«Als wäre der Tag heute nicht schon schlimm genug. Diese Arschlöcher. Entschuldige die Ausdrucksweise, Boss.»
«Du musst dir um C. J.s jungfräuliche Ohren keine Sorgen machen. Das Gleiche hat sie de la Flors und seiner Petze auch gesagt. Wir hoffen, dass sie einfach wieder verschwinden.»
«Ich habe so ein dummes Gefühl, dass das nicht passieren wird. Jetzt erst recht nicht.»
«Wieso? Was ist passiert?»
«Eben haben sie Cupidos jüngstes Kunstwerk entdeckt. Sieht aus, als wäre Morgan Webers Leiche, oder zumindest was davon übrig ist, vor ungefähr einer Stunde entdeckt worden. Die Pflicht ruft, mein Freund.»
«Wo wurde sie gefunden?», fragte Dominick.
«In einer Fischerhütte mitten in den Everglades. Ein besoffener Angler wollte dort seinen Rausch ausschlafen, da hat er sie gefunden, wie sie von der Decke hing. Ziemlich schlimm, hab ich gehört. Der Gerichtsmediziner ist auf dem Weg. Miami Dade und die Florida Marine Patrol haben den Fundort gesichert. Aber die Geier haben von der Sache schon Wind bekommen, und die Helis kreisen bereits am Himmel.»
«Alles klar. Wir sind schon unterwegs.» Verdammt. Dominicks stille Hoffnung, Morgan Weber lebendig zu finden, war dahin.
«Ich fahre euch hinterher. Ich muss mir den Fundort ansehen», sagte C.J.
«Du kannst mit mir fahren. Ich bringe dich später hierher zurück, oder ein Streifenwagen nimmt dich mit.»
«Okay», nickte sie.
«Hey, Boss, das hast du gut gemacht, vorhin im Gericht», sagte Manny, als die drei in Richtung der Sicherheitsschleuse liefen, hinter der sich die Fahrstühle befanden.
«Danke, aber ich muss das Lob weitergeben. Dominick war der Star der Show. Er hätte mich gar nicht gebraucht.»
«Sei nicht so bescheiden. Du hattest auch so deine Fans, Boss.»
«Wovon redest du?», fragte C.J. Vor Saal 4–8 drängten sich immer noch Journalisten. Offensichtlich hatten sie das Neueste bereits gehört. Als die Sicherheitstür aufglitt, wurden sie von Reportern umringt, und die Kameralampen flammten auf. Die Meute hatte Blut gerochen.
«Na ja, unser Psycho steht auf dich», zischte Manny durch die Zähne, während er versuchte, für die Kameras ein nettes Gesicht zu machen. «Er hat dich während der ganzen Anhörung nicht aus den Augen gelassen.»
47.
Seit einer Ewigkeit hatte C. J. keine acht Stunden am Stück geschlafen. Nachdem sie die Freitagnacht am grässlichen Fundort in den Everglades verbrachte, wo Morgan Webers Überreste entdeckt worden waren, hatte sie am Samstag frühmorgens Dominick und Manny in die Gerichtsmedizin begleitet, wo Dr. Neilson die Autopsie durchführte. Am Nachmittag war sie im Büro gewesen und hatte versucht rauszukriegen, ob sich die Fischerhütte auf Bundesgebiet befand oder ob das Gelände zum County Miami Dade gehörte. Glücklicherweise war das Zweite der Fall, und den Rest des Abends hatte sie sich am Telefon vom widerlichen de la Flors und seiner fiesen Entourage anschreien lassen müssen. Erst nachdem C.J. die Vermessungsunterlagen auf den Tisch knallte und ihnen mit einer Anzeige wegen unbefugten Betretens und Verdunkelung drohte, rief de la Flors seine FBI–Bluthunde vom Tatort zurück, jedoch nicht ohne ihr und ihrer Behörde ewige Rache zu schwören. Die Jungs von der Sonderkommission ließen sie hochleben. Jedenfalls war sie am Sonntagabend emotional und physisch so erschöpft, dass sie nur noch ins Bett fiel und sich nicht einmal mehr von ihren Albträumen stören ließ.
Morgan Weber. Neunzehn. Blond. Schön. Tot. Als C.J. am Montagmorgen zum Gericht fuhr, hatte sie den Anblick des feschen Möchtegern–Models aus Kentucky im Kopf. Nach den grauenvollen Eindrücken in der
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