Cupido #1
austragen. Er hätte dabeibleiben müssen.»
«Er hat mir gesagt, ich soll mich bei Becky abmelden.»
«Becky ist um fünf gegangen, genau wie alle anderen auch. Es ist niemand mehr hier. Ich muss das Zeug zurückbringen und alles wieder eintragen. Ich schließe nur schnell die Asservatenkammer auf.»
«Tut mir Leid.»
«Ist nicht deine Schuld. Aber morgen knöpfe ich mir Chris vor. Hast du gefunden, was du brauchst?»
«Ja. Ich habe mir alles angesehen.» Sie half ihm, die Kisten den Flur hinunter bis zur Asservatenkammer zu bringen, und sah nervös zu, wie Dominick Stück für Stück sorgfältig wieder eintrug. Ihre Hände wurden feucht, als er den Inhalt der letzten Kiste durchsah, in der sich auch die Tüte mit dem diversen Schmuck und die Box mit den Kostümen befanden. Erleichtert seufzte sie auf, als er endlich abschloss und die Alarmanlage einstellte.
«Wie ist das Treffen mit Bantling und seiner Anwältin gelaufen? Das war doch heute Nachmittag, oder?», fragte er, als sie den Flur hinuntergingen.
C. J. biss sich auf die Lippe. Außer Chris Masterson und Lou Ribero war Dominick der erste Mensch, mit dem sie sprach, seit im Gefängnis die Hölle losgebrochen war. Sie wusste nicht, ob sie jetzt darüber reden konnte, ohne vollkommen zusammenzubrechen. Wieder kämpfte sie gegen die Tränen an. «Es war okay. Da gibt es nicht viel zu sagen.»
«Will er verhandeln?»
«Nein. Er will einen Klagabweisungsantrag wegen der Fahrzeugkontrolle stellen.»
«Einen Klagabweisungsantrag? Mit welcher Begründung denn?»
«Es habe keinen hinreichenden Grund für die Fahrzeugkontrolle gegeben. Er sagt, Victor Chavez, der Polizist aus Miami Beach, der ihn angehalten hat, lügt und habe Bantling gar nicht beim Zu–schnellfahren erwischt. Er habe alles nur erfunden, um die Kontrolle nachträglich zu rechtfertigen. Bantling sagt auch, das Rücklicht war nicht kaputt, auch diese Behauptung sei gelogen. Alles in allem meint er, Chavez ist ein mieser Cop, der sich mit Cupido goldene Sporen verdienen will.» Die zweite Hälfte des Antrags, den wahren Grund, weshalb sie heute ins Gefängnis gerufen worden war, erwähnte sie nicht.
Dominick fiel der kleine rote Plastiksplitter wieder ein, den er in der Nacht von Bantlings Festnahme auf dem Causeway aufgehoben und eingesteckt hatte. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Polizist die Sache selbst in die Hand nahm und mit dem Knüppel, der Taschenlampe oder dem Stiefel nachhalf. Die Spuren dem Verbrechen anpasste.
«Na, großartig», sagte er kopfschüttelnd und versuchte das Bild zu verscheuchen, wie Chavez auf das Rücklicht eintrat. Auf dem MacArthur Causeway, in Blickweite des Miami Herald. «Du hast den Cop doch vernommen. Was denkst du?»
«Er ist ein Frischling – vollkommen unerfahren. Aber ich glaube, die Sache ist in Ordnung.» C. J. fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Sie konnte Dinge verschweigen, aber eine gute Lügnerin war sie nicht. «Wenn das ginge, hätte ich mir jemand anders für die Fahrzeugkontrolle ausgesucht. Aber ich fürchte, wir müssen mit ihm vorlieb nehmen. Also arbeite ich daran, dass er das vor Gericht hinkriegt.»
«Ich verstehe das nicht. Rubio beordert dich ins Gefängnis, um einen Klagabweisungsantrag zu besprechen? Wieso das denn? Sie hätte damit einfach zum Richter gehen können! Dazu hätte sie dich nicht in das Loch zerren müssen. War Bantling auch dabei?»
«Ja.» Sie zitterte.
«Sonst noch jemand?»
«Nein.»
«Nur du, Rubio und Bantling in einem abgeschlossenen Raum?» Er beobachtete, wie sie mit jeder Frage blasser wurde. Warum?
Sie merkte, dass er versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen, Antworten zu finden, und in diesem Moment war C. J. leicht zu lesen. Sie drückte ihre Tasche fester an sich. «Dominick, bitte, es war ein langer Tag. Er ist ein Wahnsinniger. Ich will jetzt nicht darüber sprechen.»
«C. J., was ist mit dir los? Warum nimmt dich dieser Fall so mit? Was ist es? Rede mit mir. Vielleicht kann ich dir helfen.»
Wie gerne sie mit ihm geredet hätte! Wie sehr sie sich danach sehnte, er würde diesen Albtraum einfach verschwinden lassen, sie in die Arme nehmen und ihr Sicherheit geben. So wie vor ein paar Wochen an ihrer Wohnungstür. Sicherheit, Schutz, Wärme. Sie hätte dieses Gefühl jetzt mehr denn je gebraucht, denn ihr Leben entglitt ihrer Kontrolle, und sie versuchte verzweifelt, die Zügel wieder in die Hand zu bekommen. «Nein, nein. Wie schon gesagt, er ist ein Irrer, das ist alles. Ich muss
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