Cupido #1
nicht helfen. Sie verhalten sich genau wie der Serienmörder, für den Sie gehalten werden. Sie müssen mich machen lassen, und zwar so, wie ich es für richtig halte. Und Sie dürfen nichts mehr sagen. Ab jetzt halten Sie einfach den Mund.
Sie hatte Angst. Jetzt, da Lourdes Rubio wusste, mit wem sie es zu tun hatte, mit wem sie im Gerichtssaal saß und in der Zelle flüsterte. Und er hatte seine Zweifel, ob sie auf die Geschworenen jetzt noch so überzeugend wirken würde, wie sie es getan hätte, wenn sie ihn für völlig unschuldig gehalten hätte. Der treuselige Rehblick war verschwunden.
Bill Bantling lief in der Zelle auf und ab wie ein wildes Tier im Käfig. Er war in Einzelhaft, da er angeblich ein Sicherheitsrisiko darstellte. Scheiße. Jetzt dämmerte ihm, dass man ihn nur in Einzelhaft sperrte, weil Chloe, Beany, die Frau Staatsanwältin die ganze Zeit gewusst hatte, wer er war. Sie hatte ihn zu ihrem eigenen Schutz wegschließen lassen. Für ihr Seelenheil. Je mehr Gitterstäbe ihn einschlössen, desto besser konnte sie schlafen. Doch jetzt kannte er ihr Spiel, und er würde mithalten. Er würde es genießen, zuzusehen, wie sie langsam zusammenbrach.
Nichts in der Welt wird mir mehr Vergnügen bereiten, als zuzusehen, wie man Sie auf die Pritsche schnallt und Ihnen eine Spritze voll Gift in die Venen pumpt.
Was hatte sie für eine große Klappe. Aber er wusste, solche Dinge konnte sie nur sagen, weil er mit Hand und Fußschellen an einen verdammten Tisch gefesselt war.
Er wusste, dass sie Angst hatte, dass sie von Angst zerfressen war. Und das sollte sie auch.
Denn wenn er hier rauskam, würde er sie umbringen.
56.
«Ich habe eine Beziehung mit Dominick Falconetti angefangen.»
«Wollen Sie mir davon erzählen?» Greg Chambers war jetzt ganz der Therapeut. Er hatte seinen Bürostuhl hinter dem Schreibtisch hervorgezogen, um besser zuhören zu können. Die Spätnachmittagssonne schien in Streifen durch die Fensterläden und tauchte das Sprechzimmer in warmes, karamellfarbenes Licht.
«Es ist einfach passiert. Obwohl ich versucht habe, dagegen anzukämpfen, vor allem seit Bantlings Festnahme.» Er sah zu, wie sie ihre Zigarette ausdrückte, nachdem sie sich die nächste schon angezündet hatte. Der Rauch hing in der Luft, kräuselte sich in den Lichtstrahlen. Sie atmete langsam aus und klemmte sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
«Wie geht es Ihnen dabei? Wollen Sie es?» Seine Stimme war sanft, ganz urteilsfrei. Wäre da nur die leiseste Andeutung einer Meinung, hätte sie sich wahrscheinlich zurückgezogen – hätte zugemacht wie eine Muschel – alles für sich behalten, wo ihre Zweifel und Empfindungen dann an ihrer Magenwand fraßen.
«Wie es mir geht? Ich habe Angst, bin nervös, glücklich, aufgeregt, fühle mich schuldig. Alles auf einmal. Ich weiß, ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen, aber ... Mein Gott, er lenkt mich ab. Lenkt mich von all dem ab. Und das ist gut. Wie eine gute Therapie, Doktor. Wenn ich bei ihm bin, bin ich bei ihm. In Sicherheit. Anders kann ich es nicht beschreiben. Mein Schutzzaun, dieses Radargerät, das ich immer auf Empfang habe – ich kann alles runterfahren. Abschalten. Das Gesicht dieses Irren verschwindet endlich aus meinem Kopf, wenn auch nur für ein paar Stunden. Ich bin weit weg, und dieses bleischwere Gewicht auf meinem Herzen ... es ist fort. So ein Gefühl hatte ich noch nie bei einem Mann – und ich will es nicht verlieren.»
Sie erhob sich aus dem blauen Ohrensessel und ging nervös im Zimmer auf und ab. «Aber ich habe auch Angst. Fürchterliche Angst. Ich will ihn nicht zu nah an mich heranlassen. Es gibt Dinge, von denen er nie erfahren darf.»
«Meinen Sie vielleicht sich selbst? Sie wollen nicht, dass er Ihr wahres Selbst sieht? Befürchten Sie, dass es ihm vielleicht nicht gefällt?»
«Nein. Ja. Gefühlsmäßig kann ich mich vielleicht irgendwann in der Zukunft öffnen. Mich ihm mitteilen, wie Sie es nennen. Aber es gibt Dinge, Tatsachen, die ich ihm momentan einfach nicht sagen kann. Dinge, die er nie akzeptieren könnte. Und ich glaube einfach nicht, dass eine Beziehung, die auf Halbwahrheiten aufgebaut ist, funktionieren kann.»
«Sprechen Sie über den Überfall, Ihre Vergewaltigung?», hakte er nach. «Vielleicht könnten Sie daran zusammenwachsen.»
«Nicht nur. Da gibt es noch ein paar Dinge, über die ich hier nicht sprechen will. Noch nicht.» Sie dachte daran, was die ärztliche Schweigepflicht
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