Cupido #1
Cupido war. Ich habe so viele Geheimnisse, muss so viel lügen ...»
«Was ist mit dem Klagabweisungsantrag? Sagten Sie nicht, Ihre Vergewaltigung werde dort genau beschrieben? Wird er nicht von allem erfahren, wenn der Antrag gestellt wird?»
«Ja, in dem ursprünglichen Antrag, den mir Lourdes gegeben hatte, stand eine genaue Beschreibung der Vergewaltigung. Aber ich glaube, nach dem Gespräch auf der Straße vor dem Gefängnis hat sie Zweifel bekommen. Zumindest fürs Erste. Denn in dem Antrag, den sie dann tatsächlich gestellt hat, ist die Sache mit keinem Wort erwähnt. Chaskel hört sie nächsten Dienstag an. Ausgerechnet an Halloween. Natürlich kann sie mich dann immer noch überraschen und Bantling in den Zeugenstand rufen. Wenn das passiert, würde Dominick zur gleichen Zeit von der Vergewaltigung erfahren wie die Öffentlichkeit.»
«Und wie fühlen Sie sich bei dieser Vorstellung? Ihrer Unfähigkeit, die Ereignisse zu lenken?»
«Ich habe nichts unter Kontrolle, wie es scheint. Aber diesen Fall kann ich nicht loslassen, und ich werde es auch nicht tun. Aber falls es passiert und ich vor der ganzen Welt zusammenbreche, hoffe ich ... nun, es wäre schön, wenn Sie dann da wären. Denn wenn Bantling aussagt, dann drehe ich vielleicht wieder durch.»
«Wenn Sie wollen, dass ich dabei bin, werde ich dort sein.»
C.J. war erleichtert. Wenigstens hätte sie einen Menschen auf ihrer Seite, wenn alles zusammenbrach. «Sie müssen früh kommen, um noch einen Sitzplatz zu bekommen – die Show ist heiß begehrt. CBS schlägt sein Zelt schon am Abend vorher auf, habe ich gehört.»
Er lachte.
Sie dachte laut nach. «Vielleicht hat Lourdes doch ein Gewissen. Vielleicht glaubt sie, ihr Mandant lügt, was die Vergewaltigung angeht. Vielleicht hält sie es auch einfach für eine schlechte Verteidigungsstrategie. Ich schätze, wir werden es am Dienstag erfahren.»
Dr. Chambers faltete die Hände unter dem Kinn und stützte die Ellbogen locker auf die Knie. «Ich bin froh, dass Sie sich entschlossen haben, die Therapie wieder aufzunehmen, C. J. Ich möchte Sie regelmäßig mittwochabends hier sehen, wenigstens, solange die Verhandlung läuft. Ich glaube, die Sache kann anstrengender werden, als Sie es sich vorstellen.»
Sie lächelte. «Sehe ich aus, als würde ich verrückt? Rolle ich mit den Augen? Klinge ich für einen Nichtjuristen noch verständlich?»
«Lassen wir es nicht so weit kommen. Sie können die Ereignisse mit niemandem teilen, und das ist ein Faktor, der für eine wöchentliche Sitzung spricht. Das hat nichts mit wieder verrückt werden zu tun, wie Sie es ausdrücken.»
Sie nickte nervös. Wenn die Metamorphose von vorn begann, würde sie die Zeichen erkennen, oder müsste sie jemand darauf stoßen?
«Es tut mir Leid», sagte sie leise, «dass ich im letzten Frühjahr die Therapie abgebrochen habe – ohne ... ohne mit Ihnen darüber zu sprechen. Ich wollte sehen, ob ich allein mit meinem Leben zurechtkomme ...»
«Sie brauchen mir nichts zu erklären. Ich verstehe das. Das Wichtige ist, Sie haben erkannt, dass Sie Hilfe brauchen, dass Sie diese Sache nicht allein durchstehen können.» Dann, nach einer verlegenen Pause, wechselte er das Thema. «Wie kommen Sie mit dem Fall voran?»
«Alles beginnt zueinander zu passen. Das FBI hat sich ein wenig zurückgezogen. Ich glaube, de la Flors wartet ab, was aus dem Antrag wird. Wenn ich verliere, kreuzigt er mich öffentlich und springt dann selbst als rettender Engel mit einer Klage ein. Wenn ich gewinne, macht er vielleicht genau das Gleiche. Je nachdem, aus welcher Richtung der politische Wind weht. Ich habe Bantlings Krankengeschichte aus New York bekommen», fuhr sie fort. «Die Diagnose zumindest. Chaskel hat sich die Unterlagen angesehen und entschieden, dass nur die Diagnose relevant ist, solange Bantling nicht auf Schuldunfähigkeit plädiert. Jedenfalls habe ich damit einen weiteren Nachweis für die Verbindung zu Anna Prado und den anderen sechs Frauen, bei denen Haloperidol gefunden wurde. Sein Psychiater hat ihm zwanzig Milligramm Haldol täglich verschrieben.»
«Das ist eine extrem hohe Dosierung. War er immer noch bei diesem Arzt in Behandlung?»
«Bei Dr. Fineburg? Gelegentlich. Oft genug, dass er alle drei Monate seinen Nachschub bekam.»
«Und wie lautete die Diagnose?»
Sie drückte ihre letzte Zigarette aus, dann stand sie seufzend auf. «Eine Borderline–Persönlichkeitsstörung mit extremen und gewalttätigen
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