Cupido #1
Keiner weiß, was der Psycho sagt, oder ob er überhaupt in den Zeugenstand tritt. Mit der Werkstatt hatten wir kein Glück, oder?»
«Nein. Wir haben überall nachgefragt. Eddie hat bis heute Morgen eine Spur verfolgt. Nichts. Wir müssen einfach abwarten, was Bantling als Nächstes tut. Und dann entscheiden, wie wir weiter vorgehen.»
«Seine Anwältin redet gequirlte Scheiße.» Manny verstellte die Stimme: «Wir beweisen, dass es Tierblut ist. Wir beweisen, dass er nicht wusste, was in seinem verdammten Kofferraum ist. Selbst wenn wir gar keine Verpflichtung haben, irgendwas zu beweisen. Bockmist. Mit Luminol kann man das Blut nicht bestimmen, das überall im Schuppen verspritzt ist. Man kann es nur sehen. Das weiß sie auch, und trotzdem verdreht sie alles. Bantlings Märchen mit dem Tierblut kann sie genauso wenig beweisen. Wie viele Vögel kennst du, die Blut bis an die Decke spritzen? Aber das ist der Rubio egal. Sie verdreht den Geschworenen völlig den Kopf.» Manny schüttelte ange widert sein massiges Haupt. «Hast du schon gehört? Chaskels Assistentin hat mir erzählt, dass die eine Geschworene in der ersten Reihe Bantling schöne Augen macht. Sogar noch nach Neilsons blutigen Ausführungen. Mann, muss diese Frau es nötig haben?»
Wie auf Stichwort erschien Marisol mit zwei Bier. «Hier, Bär», gurrte sie und reichte ihm das Bier. «Weil du lieb bitte gesagt hast.»
«Alles klar, Manny, ich geh dann mal. Ich will morgen ein paar Sachen erledigen. Mit ein paar Leuten sprechen. Vielleicht bekomme ich Antworten, bevor Bantling diese Woche seinen Auftritt hat.»
«An Neujahr?»
«Keine ruhige Minute. Aber so komm ich wenigstens nicht zum Nachdenken.»
«Ruf sie morgen wieder an, Buddy. Bleib am Ball. Wir haben's doch fast hinter uns.»
«Wen anrufen?», flüsterte Marisol Manny ins Ohr.
Dominick verabschiedete sich flüchtig und arbeitete sich durch die Partygäste zur Tür.
«Fünf, vier, drei, zwei, eins ... Prost Neujahr!», rief Dick Clark aus dem Fernseher, und dann brach der Raum in Jubel und Pfeifen und Tuten und Lärm aus. «Und 2001 wird ein fantastisches Jahr werden!»
Aus den Lautsprechern begann Aula Lang Syne zu spielen.
«Das bezweifle ich, Dick», murmelte Dominick, als er die Tür von außen schloss und durch den Vorgarten zur Straße lief. «Das bezweifle ich sogar sehr.»
81.
Am Dienstagmorgen um neun begann Lourdes Rubio mit der Darlegung der Verteidigung. Als Ersten rief sie den Besitzer einer Autolackiererei in North Miami Beach in den Zeugenstand, danach den Direktor der American Taxidermy Association, dann einen Professor für forensische Pathologie der Albert Einstein School of Medicine. An einem einzigen Tag musste C. J. mit ansehen, wie ihr Fall zu einem Häufchen begründeter Zweifel zusammenschrumpfte.
Bantlings Jaguar wurde am Montag und Dienstag, 18. und 19. September, umgespritzt. Bantling holte ihn am Dienstagabend gegen 19:15 Uhr ab. Louie von Louie's House of Tinting sagte aus, dass der Jaguar über Nacht auf einem unbewachten Parkplatz gestanden hatte und tagsüber mehr als zehn Angestellte Zugang zu dem Wagen gehabt hatten. Außerdem sagte er, dass keiner in den Kofferraum gesehen habe, nachdem Bantling den Wagen am Morgen des 18. September abgeliefert hatte. Dazu habe ja auch kein Grund bestanden.
Als anerkannter Tierpräparator war William Bantling für sein Können von der örtlichen Dépendance der amerikanischen Taxidermisten mehrfach ausgezeichnet worden. Bei der Tierpräparation kam das Fünfer–Skalpell häufig zum Einsatz. Normalerweise war das Tier tot, bevor es ausgestopft wurde, aber es gab Ausnahmen, bei denen das Tier beim Aufschneiden noch lebte, zum Beispiel wenn es darum ging, einen «realistischeren Ausdruck» in den Augen des Tiers zu erzielen. Das erklärte natürlich die vom Luminol sichtbar gemachten Blutspritzer.
Für eine DNA–Analyse war auf dem Fünfer–Skalpell aus Bantlings Schuppen zu wenig Blut gefunden worden. Andere Tests dagegen wiesen Tierblut nach, höchstwahrscheinlich das Blut eines
Vogels. Die roten Blutkörperchen an der Klinge wiesen Nuklei auf, was bei menschlichem Blut nicht der Fall war. Außerdem schienen die Blutspuren, die ursprünglich mit Anna Prados Blut übereinzustimmen schienen, nach genauer Untersuchung «gezinkt» zu sein, ebenso wie die drei Tropfen auf dem Fußboden des Schuppens. Das sagte der Professor für forensische Pathologie der Albert Einstein School of Medicine.
C. J. wusste
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