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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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genau, dass man für alle möglichen Behauptungen Experten auftreiben und selbst wasserdichte Beweise widerlegen lassen konnte, wenn man bereit war, einen entsprechenden Preis zu zahlen. Es gab Psychologen, die den angeblich aggressionsfördernden Sportunterricht in der Schule für einen kaltblütigen Mord unter Teenagern verantwortlich machten; Ärzte, die einem Herzinfarkt die Schuld am Tod des Unfallopfers gaben, um einen betrunkenen Autofahrer zu entlasten. Für genug Geld gab es Zeugen für jede Verteidigung, für jede Strategie. Und manchmal funktionierte es sogar. Nur – mit eigenen Augen zuzusehen, wie ihre Anklage nach Strich und Faden auseinander genommen wurde ... wie Bantlings Grinsen immer breiter wurde, während die Geschworenen zu den Zeugenaussagen unwillkürlich nickten; wie sich die koketten Blicke der Jurorin Nummer fünf in Bantlings Richtung häuften, die Angst, die man ihr anfangs angesehen hatte, von lüsterner Neugier verdrängt wurde ... das alles war zu viel.
    C. J. ahnte, dass ihre Kreuzverhöre nicht besonders überzeugend waren, dass ihre Stimme mit jedem Zeugen immer verzweifelter klang. Es war offensichtlich, dass ihre Fragen an die Zeugen unvorbereitet waren. Lourdes hatte sie kalt erwischt, C. J. hatte es nicht kommen sehen. Sie spürte, wie die Geschworenen das Vertrauen in die Anklage verloren.                                                                   
    Sie hatte das ganze Wochenende kein Auge zugemacht. Statt der Albträume von ihrer Vergewaltigung hatte sie jetzt Albträume von Bantlings Freispruch. Im Gerichtssaal sah sie das verzerrte blutrote Grinsen des Clowns. Wie er lachte, als Hank, der Gerichtsdiener, die Hand und Fußschellen aufschloss und ihn freiließ. Lachend kam er auf sie zu, und alle sahen reglos zu. Dominick, Manny, Lourdes, ihre Eltern, Michael, Richter Chaskel, Greg Chambers, Jerry Tigler, Tom de la Flors. Alle sahen zu, wie er sie auf den Tisch der Anklage warf, ihr den Slip in den Mund stopfte, das blitzende, nagelneue Sägemesser hervorzog und ihr einen nach dem anderen die Knöpfe von der Bluse schnitt.
    C. J. sah zum Fürchten aus, das war ihr klar. Die dunklen Augenringe auf ihrem bleichen Gesicht ließen sich nicht mehr kaschieren, ihre Fingernägel waren so weit heruntergekaut, dass sie nicht einmal mehr für künstliche Nägel reichten. Das Kostüm hing an ihr herab wie an einer Schaufensterpuppe in einer miesen Boutique.
    Nur heute musst du noch durchstehen, ab morgen wird es sicher besser, redete sie sich wieder ein, auch wenn sie nicht daran glaubte. Sie wusste nur zu gut, dass sich die Spirale nur in eine Richtung drehte. Wenn Bantling freikam, war sie am Ende. Dann war alles vorbei. Und das schien im Moment nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
    Um Viertel vor sechs entließ Richter Chaskel die Jury in den Feierabend. «Ms. Rubio, wie viele Zeugen werden Sie noch aufrufen, nur damit ich einen Überblick über die zeitliche Planung habe?»
    «Noch zwei oder drei, Richter.»
    «Wird Ihr Mandant aussagen?»
    «Das kann ich jetzt noch nicht beantworten, Richter. Ich weiß es nicht.»
    «Und für den Fall, dass er es tut, denken Sie, dass Sie morgen Abend fertig werden?»
    «Ja, Richter. Das heißt, es hängt natürlich auch vom Kreuzverhör der Anklage ab.» Sie sah zu C. J. hinüber.
    «Nehmen wir es, wie es kommt, Euer Ehren. Ich weiß nicht, wie lang mein Kreuzverhör dauern wird. Wenn der Angeklagte aussagt, brauche ich wahrscheinlich etwas Zeit, um mich vorzubereiten», sagte C. J. gequält. Wenn er aussagt, werde ich wahrscheinlich des Amtes enthoben, Euer Ehren. Dann kommen die Männer in den weißen Anzügen.
    «Ich verstehe. Aber wir kommen ja ganz gut voran. Ich würde die Schlussplädoyers gern am Donnerstag hören, es sei denn natürlich, Sie brauchen mehr Zeit, Ms. Townsend. Dann könnten sich die Geschworenen am Freitagmorgen beraten. Ein schnelles Urteil, und bis zum Wochenende sind wir fertig.»
    Und bis zum Wochenende sind wir fertig. Und alles ist vorbei. Einfach so. Bis zum Wochenende. Pünktlich zum Entscheidungsspiel der Dolphins und dem Coconut Grove Art Festival.
    Bis zum Wochenende wäre ihr Schicksal besiegelt.

82.
     
     
    Sie saß im Büro, natürlich bei heruntergelassenen Jalousien, im Hintergrund liefen kaum hörbar die Channel– 7–Nachrichten auf dem kleinen tragbaren Fernseher. Ein Berg von Papierkram türmte sich auf ihrem Tisch, daneben

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