Cupido #1
die Stirn. «Mr. Bantling, das ist hier weder die Zeit noch der Ort für derart absurde Anschuldigungen. Sie können diese Punkte später mit Ihrem Berufungsanwalt besprechen.»
«Fragen Sie sie doch! Sie kann es bestätigen! Sie muss zugeben, dass sie vergewaltigt worden ist. Und sie weiß, dass ich es war! Und Lourdes Rubio weiß das auch, aber sie hat Mitleid mit Ms. Townsend. Mitleid mit der armen Chloe. Deshalb hat sie mich auch nicht so verteidigt, wie es eigentlich ihre Pflicht ist. Sie hätte die Klage gleich abweisen müssen!»
«Ms. Townsend? Ms. Rubio? Wissen Sie, wovon der Angeklagte spricht?» Richter Chaskel war verwirrt.
Nun war er da. Der Augenblick, den sie immer gefürchtet hatte. Sie hatte immer gewusst, dass er früher oder später kommen würde. Aber irgendwie hatte sie seit ein paar Stunden gedacht, sie käme doch irgendwie ungeschoren davon. Wie würde es sich gleich anfühlen, wenn alles um sie herum zusammenbräche?
C. J. schluckte ein paarmal, dann erhob sie sich und wandte sich an den Richter. «Euer Ehren», begann sie langsam, «ich war vor Jahren tatsächlich das Opfer einer brutalen Vergewaltigung – in New York, während meines Jurastudiums.»
Das Publikum schnappte nach Luft. Jemand flüsterte: «O Gott», ein anderer: «Ach du Scheiße!», ein Dritter: «Hast du das gehört?» CNN, live aus Miami: Schockierende Enthüllung im Gerichtssaal, Anklägerin im Cupido–Prozess packt aus.
C. J. räusperte sich und fuhr etwas lauter fort. «Offensichtlich ist der Angeklagte an die Information durch alte Polizeiberichte oder sonstige öffentlich zugängliche Dokumente gekommen. Daher weiß er auch, dass der Täter nie gefasst wurde. In einem Versuch, das Gericht zu täuschen und die Eröffnung des Verfahrens durch einen Antrag wegen Befangenheit und Verdunkelung zu behindern, hatte Mr. Bantling in letzter Minute ein obskures Geständnis abgelegt und behauptet, er sei derjenige, der mich damals vergewaltigt hat. Doch ich versichere diesem Gericht, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Mr. Bantling ist nicht der Mann, der mich überfallen hat, und ich habe dies seiner Anwältin in einem früheren Treffen mitgeteilt. Ich glaube, auch sie hält diese Behauptung ihres Mandanten für unwahr.»
Sprachlos saß Richter Chaskel hinter dem Richterpult. Er schätzte es nicht, in eine solche Lage gebracht zu werden. Nicht, nachdem er gerade einen scheinbar perfekten Prozess zu Ende gebracht hatte. «Warum höre ich hier und jetzt zum ersten Mal davon? Bitte?» Er sah Lourdes an. «Ms. Rubio, haben Sie in dieser Angelegenheit etwas zu sagen?»
Lourdes sah dem Richter direkt in die Augen und warf nicht einmal einen Blick in C. J.s Richtung. «Euer Ehren, ich habe meinen Mandanten befragt, und ich habe die Polizeiberichte des Überfalls auf Ms. Townsend gelesen. Auch mit Ms. Townsend selbst habe ich gesprochen.» Sie machte eine kleine Pause, dann fuhr sie fort. «Ich glaube, die Anschuldigungen meines Mandanten gegen Ms. Townsend entbehren jeder Grundlage.»
Richter Chaskel dachte schweigend darüber nach, wie er sich jetzt verhalten sollte. Auch im Gerichtssaal war es still. Endlich sprach er. Er klang betroffen, aber trotzdem wählte er seine Worte dem Protokoll zuliebe sorgfältig aus. «Ms. Townsend, es tut mir Leid, dass Sie gezwungen wurden, heute vor Gericht eine derart private Angelegenheit offen zu legen. Ich hoffe, dass die anwesenden Medien die Information mit der nötigen Diskretion und mit Taktgefühl behandeln.»
«Das ist doch totale Scheiße!» Bantling stieß mit beiden Händen gegen den Tisch der Verteidigung, sodass der umkippte und Lourdes' Akten durch die Luft flogen. «Das alles hier ist der letzte Scheiß! Ihr wollt mich umbringen, weil ihr alle Mitleid mit der verlogenen Schlampe habt!» Die Gefängniswärter packten ihn von hinten und hielten ihn an Armen und Beinen fest. Er strampelte verzweifelt. Als sie ihm Handschellen und Fußfesseln umgelegt hatten, knurrte er C.J. wie ein Tier an, seine Augen sprühten Hass, und er hatte Schaum vor dem Mund.
Jetzt wurde Richter Chaskel laut. «Ihr Berufungsanwalt kann sich mit Ihren Behauptungen auseinander setzen. Aber hier und jetzt ist das Urteil gefällt. Knebeln Sie ihn, Hank.»
«Du verlogene Hure, Chloe! Es ist noch nicht vorbei! Es ist noch nicht vorbei!», schrie Bantling.
Dann verstummte er. Der Gerichtsdiener hatte ihm den Mund zugeklebt.
87.
Sie konnte nicht nach Hause gehen. Irgendwie hatten die Medien
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