Cupido #1
werden?»
«Nur einen, Euer Ehren. Mr. Bantling wünscht nur einen Zeugen. Er wünscht, selbst in den Zeugenstand zu treten.»
Richter Chaskel holte hörbar Luft. «Nun gut. Das ist sein Recht. Wir werden ja sehen, ob er in der Lage ist, sich an die Spielregeln zu halten.»
C. J.s Herz begann schneller zu schlagen. Ganz ruhig. Es wären nur die Worte eines Verrückten. Er hat keine Beweise. Dafür hatte sie gesorgt. Sie sah sich um, Dominick nickte ihr von der letzten Reihe im Gerichtssaal zu. Er beruhigte sie. Alles würde gut werden.
Der Richter sah Bantling über den Brillenrand an, sein Blick war streng. «Mr. Bantling, Ihre Anwältin hat mich davon unterrichtet, dass Sie in den Zeugenstand treten möchten. Das ist Ihr gutes Recht. Jedoch nur, solange Sie mit Ihrer Aussage nicht gegen die Gerichtsordnung verstoßen. Sie verwirken das Recht, auszusagen, wenn Sie sich nicht zusammenreißen», sagte er ernst. «Können Sie dem Gericht jetzt versichern, dass es zu keinen weiteren unpassenden Ausbrüchen mehr kommt? Falls nicht, müssen Sie wieder geknebelt werden. Wie äußern Sie sich dazu, Mr. Bantling?»
«Unpassende Ausbrüche?», schrie Bantling. «Verdammte Scheiße. Sie und das verdammte Affengericht hier, ihr könnt mich doch alle mal am Arsch lecken. Die dreckige Schlampe hat mich in die Falle gelockt!»
Und so wurde er wieder geknebelt.
Die Jury brauchte weniger als fünfundzwanzig Minuten, um einstimmig eine Strafempfehlung zu beschließen. Die Todesstrafe.
Damit bestand keine Notwendigkeit, die Verhandlung auch nur noch einen Tag länger auszudehnen. Richter Chaskel verurteilte Bantling zum Tod durch Injektion. Dann gab er Befehl, Bantling zu entfernen, den Gerichtssaal zu räumen, und verließ eilig die Richterbank. Bantling wurde von drei Gefängniswärtern nach draußen geschleppt. Er brüllte unter dem Knebel.
Die Reporter rannten hinaus, um ihre Redaktionen anzurufen und die Geschworenen auf ihrem Weg nach draußen zu interviewen. Dominick, Manny, Chris Masterson und Eddie Bowman wurden von verschiedenen Nachrichtensendern in Beschlag genommen, um live ihre Meinung zu dem Urteil zu verkünden. Die Einzigen, die im Gericht zurückblieben, waren die Protokollführerin, C.J. und Lourdes. Sie packten die Aktenberge zusammen –alles, was vorerst vom Fall Der Staat Florida gegen William Rupert Bantling übrig geblieben war.
Auf dem Weg nach draußen kam Lourdes mit ihrem Wägelchen, auf dem sie zwei große Kisten balancierte, am Tisch der Anklage vorbei. Es war das erste Mal seit dem Gespräch vor dem Gefängnis, dass Lourdes ihr ins Gesicht sah.
C.J. streckte die Hand aus. Ein Friedensangebot. «Es war gut, mit Ihnen zu arbeiten, Lourdes.»
Doch Lourdes überging sowohl die Hand als auch C. J.s Worte.
«Werden Sie die Anklage auch in den anderen zehn Mordfällen leiten?»
«Nein. Nein, eher nicht.»
«Das ist wahrscheinlich auch besser so.»
C.J. ignorierte die Spitze, drehte Lourdes den Rücken zu und schloss ihre Tasche.
«Es gibt zahllose Aspekte in diesem Fall, die Fragen offen lassen, C. J. Manche davon mit meinem Zutun, und dafür trage ich auch die Verantwortung. Heiligt der Zweck die Mittel? Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht.» Sie sah sich im leeren Saal um, als würde sie das Bild ein letztes Mal in sich aufnehmen. «Aber da ist eine Sache, die mir einfach nicht aus dem Kopf will. Und ich dachte, dass es Ihnen vielleicht genauso geht.»
C.J. starrte ihre Akten an und wünschte sich, Lourdes würde endlich ihr Gewissen einpacken und gehen.
«Um fünf vor zwölf, ausgerechnet in dem Moment, als die Schlussplädoyers gehalten werden sollen, findet Falconetti ganz plötzlich den Wohnwagen von Bantlings toter Großtante. Und das, nachdem Falconetti monatelang umsonst jedes Blatt aus der Vergangenheit des Angeklagten einzeln umgedreht hatte. Welch glücklicher Zufall, C. J., dass er diese Verwandte just auftreibt, als er nur noch wenige Stunden Zeit hat. Was für ein Held. Und wie genial, Bantlings Polizeiakte so spät im Spiel noch einmal zu checken. Brillante kriminalistische Arbeit? Oder wieder ein merkwürdiger Zufall? Vielleicht hat ein weiteres anonymes Vögelchen gezwitschert. Aber das werden wir wahrscheinlich nie erfahren.»
C.J. sah auf, ihre Blicke trafen sich.
Jetzt weißt du, dass ich es gewusst habe. Die ganze Zeit. Und damit drehte sich Lourdes um und ging an der verlassenen Geschworenenbank vorbei den Gang zwischen den Bankreihen hinunter. Als sie an
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