Cupido #1
der William Bantling war, der in Miami wegen Mordes vor Gericht stand. Als ich von der Bude hier hörte, bin ich gleich – mit Manny rausgefahren. Der Besitzer des Trailer–Parks hat uns reingelassen. Was für ein Horror! Die Fotos waren bei den Herzen in der Kühltruhe. Keine Sorge, alles ist legal, der Wohnwagen sollte nämlich wegen der ausstehenden Platzmiete zwangsversteigert werden. Der Typ hatte sämtliche Papiere. Ich habe genau aufgepasst. Aber jetzt brauchen wir eine richterliche Verfügung, um weiterzumachen. Es darf auf keinen Fall was schieflaufen.» «O mein Gott.» Sie holte Luft. «Okay. Ich bin unterwegs.» «Wir haben ihn, C. J.», flüsterte Dominick aufgeregt. «Jetzt ist er dran.»
84.
Die Geschworene Nummer fünf hörte auf zu lächeln, und Bill Bantling hörte auf zu lachen, als C. J. am Mittwochmorgen verkündete, dass neues Beweismaterial aufgetaucht sei. Bis zum Mittag wurde Special Agent Dominick Falconetti erneut als Zeuge vernommen, zwei Stunden lang, und keiner der Geschworenen warf auch nur noch einen Blick in Bantlings Richtung. Kaltes Grausen beherrschte den Gerichtssaal. Bis zum Nachmittag waren zwei männliche Geschworene in Tränen ausgebrochen und drei weibliche Jurymitglieder mussten sich übergeben, nachdem sie Anna Prados Herz in der durchsichtigen Beweismitteltüte gesehen hatten, gefolgt von den grausigen Fotos aus Violas Trauns Kühltruhe. Unter ihnen war auch die Jurorin Nummer fünf, die sich vielleicht vorstellte, dass sie selbst in ein paar Monaten so von Bantling geknipst worden wäre. Wieder musste Anna Prados Mutter schreiend und schluchzend aus dem Saal gebracht werden, und diesmal beschloss Richter Chaskel, die Verhandlung erst nach der Mittagspause fortzusetzen. Das Blatt hatte sich gewendet.
Während der Mittagspause beschuldigte Dominick William Rupert Bantling des Mordes in zehn weiteren Fällen und hinterlegte vorsichtshalber im Dade County Jail zehn weitere rosa Haftbefehle, für den unwahrscheinlich gewordenen Fall, dass die Geschworenen Bantling freisprachen. Lourdes verzichtete im Namen ihres Angeklagten auf die erste Anhörung, und am späten Nachmittag kündigte sie Richter Chaskel an, dass ihr Mandant aussagen würde. Bantlings arrogantes Grinsen war einem nervösen Zucken gewichen, und er war kreidebleich. Zwischen ihm und seiner Anwältin waren Wortgefechte von mühsam unterdrückter Lautstärke zu hören.
Die Schlussplädoyers wurden am Freitagnachmittag gehalten, auch wenn Lourdes bei ihrem Resümee die Überzeugungskraft fehlte, mit der sie bei der Eröffnung für Bantling eingetreten war. Nachdem sich die Jury zurückgezogen hatte, wurden die zwei Ersatzgeschworenen entlassen. Noch in der Lobby stürzten sich die Sprecher der rivalisierenden Sender MSNBC, CNN und Fox News auf sie, um sie nach ihrer Einschätzung zu fragen. Die übrigen zwölf Geschworenen wurden inzwischen über das Gesetz instruiert. Schließlich, um 16:27 Uhr, ging die Jury in Klausur, um das Schicksal des Angeklagten zu beschließen.
Nicht einmal eine Stunde danach, um 17:19 Uhr, klopfte es von innen an die Tür der Jurykammer, und Hank überbrachte die Nachricht ins Büro des Richters.
Sie waren zu einem Urteil gekommen.
85.
«Verehrte Geschworene, ist dies das Urteil, zu dem Sie gekommen sind?», fragte Richter Chaskel und sah den Obmann über die Lesebrille hinweg an. Die Zuschauer im Gerichtssaal nahmen hastig ihre Plätze ein. Keiner hatte bei einem Kapitalverbrechen so schnell mit der Urteilsfindung gerechnet. Auch C. J. wollte gerade vom Kaffeeautomaten im Erdgeschoss in ihr Büro zurückgehen, um in der Wartezeit dort zu arbeiten, als Eddie Bowman ihr von der Rolltreppe aus zurief, dass die Jury zurück sei.
Mit steinerner Miene las der Richter sich die Urteilsverkündigung durch. Im Saal gab es nur noch Stehplätze – so viele Staatsanwälte, Verteidiger, Journalisten, Zuschauer und Angehörige der Opfer waren gekommen. Die Atmosphäre war elektrisch geladen.
«Ja, Euer Ehren, das ist unser Urteil», antwortete der Obmann nervös. Der vierzigjährige Müllmann aus Miami Beach bemühte sich tapfer, die Kameras und Mikrophone zu ignorieren, die über ihm hingen und jeden seiner Atemzüge und jedes nervöse Zucken aufnahmen. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Oberlippe, und er wischte sie mit dem Handrücken weg.
«Also gut. Setzen Sie sich bitte, Sir. Der Angeklagte möge sich erheben.» Richter Chaskel faltete das Urteil zusammen und
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