Cupido #1
einzelne Police Department in Miami Dade County vertreten. Die beiden rechten Spuren waren mit Leuchtsignalen abgegrenzt, und ein sommersprossiger Trooper von höchstens neunzehn Jahren versuchte, die Gaffer auf der linken Spur zum Weiterfahren zu bewegen.
Vor den Streifenwagen parkten Ambulanz und Feuerwehr. Ein weißer Wagen mit der Aufschrift MIAMI DADE COUNTY MEDICAL EXAMINER stand einzeln etwas weiter vorn. Der Wagen hatte kein Blaulicht an. Hätte Dominick nicht gewusst, worum es ging, er hätte geschworen, es handele sich um eine Massenkollision mit mehreren Toten.
Er lief an den leeren Streifenwagen mit den blinkenden Blaulichtern vorbei. Ein einsamer schwarzer Jaguar XJ8 stand unversehrt auf dem Randstreifen zwischen der Brückenmauer und weiteren leeren Streifenwagen. Verdammt. Gott und die Welt war hier draußen. Das wird ja ein Fest für die Medien.
Genau hinter dem Causeway, über dem Ufer des Intracoastal Waterway, erhob sich das Gebäude des Miami Herald. Die Fenster des neunten Stocks befanden sich praktisch auf gleicher Höhe wie die Brücke. Na, wunderbar. Die Reporter mussten nicht mal aus ihren Büros raus, um das Foto für die Titelseite zu schießen. Die Fenster des Gebäudes waren erleuchtet und mit dunklen Umrissen gespickt. Irgendein Praktikant mit Teleobjektiv machte wahrscheinlich in ebendiesem Moment eine Großaufnahme von Dominicks Nasenhaaren.
Der Jaguar war leer, die Heckklappe stand offen. Im Kofferraum sah Dominick ein weißes Laken, das von der tropischen Brise über dem Kanal sanft hin und herbewegt wurde. Ein paar Polizisten in unterschiedlichen Uniformen standen fünf Meter weiter zusammen und unterhielten sich. Ihre Körper schirmten den Kofferraum unbewusst ab. Aus den Funkgeräten rauschten und krächzten in breiigem, unverständlichem Polizeijargon die unterschiedlichsten Informationen.
Im Westen am einen Ende des Causeway leuchtete die prächtige Skyline von Miami in Neonrosa und Hellblau, mit zitronengelben Tupfern von den Lichtern der Schwebebahn, die sich um die ganze Stadt wand. Auf der anderen Seite, im Osten, glitzerten die weißen Lichter der Hochhäuser von Miami Beach.
Direkt hinter dem nagelneuen Jaguar parkte ein Streifenwagen des Miami Beach P. D. Dominick sah auf dem Rücksitz hinter dem Gitter, das den Fahrer vom Fond trennte, die dunkle Silhouette einer einzelnen Gestalt.
Dominick ging zu den Polizisten hinüber und zeigte seine Marke. «Weiß jemand, wo ich Sergeant Ribero vom Beach Department finde?»
Noch so ein Neunzehnjähriger, diesmal in der Uniform des Miami Beach P. D., nickte und zeigte auf ein paar Polizisten, die hinter dem Wagen der Spurensicherung standen. Dominick sah drei Uniformierte im Gespräch mit zwei Blues–Brothers–Verschnitten in dunklen Anzügen – nur die Sonnenbrillen fehlten. Die Blues Brothers hörten aufmerksam zu und machten sich Notizen. Dominick erkannte den einen – FBI – und knirschte unwillkürlich mit den Zähnen.
Die Polizisten vor dem Jaguar traten einen Schritt zur Seite, um
Dominick zum Wagen durchzulassen. Das Kofferraumlämpchen beleuchtete das Tuch; rote Flecken begannen durch den dichten Stoff zu sickern. Er zog ein Paar Gummihandschuhe aus der Hosentasche. Plötzlich legte sich ihm von hinten eine große, schwere Hand auf die Schulter: «Ich hoffe, du hast heute Abend noch nichts gegessen, Kumpel. Es ist ziemlich schlimm.»
Hinter Dominick stand Manny Alvarez vom City of Miami P. D., der seit einem Jahr der Sonderkommission zugeteilt war. Er hatte eine Zigarette im Mund, die Ärmel seines verschwitzten, ehemals weißen Hemdes waren hochgerollt und entblößten haarige Arme, an denen zu viele Goldketten hingen. Sein Hemd mit Kragenweite 44 war am Hals aufgeknöpft und hing schlaff über die gelockerte orange–blaue Miami–Dolphins–Krawatte, von der Dominick das schwarzweiße Porträt von Dan Marino angrinste. «Wo zum Teufel hast du dich herumgetrieben?»
«Ich bin auf dem verfluchten Causeway im Stau stecken geblieben.» Dominick schüttelte den Kopf und sah sich um. «Offensichtlich hat vor mir die halbe Welt Bescheid gewusst. Was für ein Affenzirkus.»
Mit seinen stattlichen hundertzehn Kilo und einem Meter sechsundneunzig war Manny, auch Bär genannt, einen halben Kopf größer und rund dreißig Kilo schwerer als Dominick Falconetti. Sein massiger Körper war fast vollständig behaart, sogar auf seinen Fingern kräuselten sich schwarze drahtige Locken. Er trug einen dichten Schnurrbart
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