Cupido #1
Fulton an der Tür.
«Und, wie hat es Special Agent in Charge Gracker aufgenommen, dass er nicht gebraucht wird?»
«Gar nicht gut. Er steht auf der Wiese und schmollt.» Dominick stellte sich vor, wie ein puterroter Mark Gracker Stevens und Carmedy mit Flüchen bespuckte, während sie in ihrem klimatisierten FBI–Mobil davontuckerten, und er musste grinsen. Gracker hatte vermutlich schon bei RD Black angerufen und Dominicks Dienstmarke auf einem Silbertablett verlangt. Zusammen mit dem Durchsuchungsbefehl, den er brauchte, um ins Haus zu kommen. Und keins von beidem würde er kriegen.
«Jimbo, das wird schlimme Folgen haben», seufzte er. «Andererseits, wie Clemenza im Paten so schön zu Al Pacino sagte: Solche Dinge passieren alle fünf Jahre. So wird das böse Blut gereinigt. Black steht jedenfalls hinter uns. Er meinte nur, ich soll Gracker nicht ins Gesicht sagen, was ich von ihm halte.»
«Ich schätze, das will er selbst erledigen.»
«Was für ein Tag.» Dominick fuhr sich durchs Haar. «Was gibt's im Schuppen?»
«Sie machen noch ein paar Fotos, lassen wir sie noch kurz in Ruhe. Ich erzähle dir so lange, was wir haben. Wusstest du, dass Bantlings Hobby Tiere ausstopfen war? Der Schuppen ist voll von präparierten Eulen und Vögeln, die von der Decke hängen. Mit ausgefahrenen Klauen und allem. Als ich rein bin, dacht ich, liebe Zeit, die sind echt. Aber dann hab ich die Brille rausgeholt und gesehen, dass sie ausgestopft sind. Und er hat da drin auch so eine Metallpritsche, wie im Krankenhaus. Die ist blitzsauber, keine Fingerabdrücke, frisch abgewischt. Also dachten wir, da ist wahrscheinlich nichts mehr zu holen.»
In diesem Moment kamen die Fotografen der Spurensicherung heraus. «Gehört wieder Ihnen, Agent Fulton», rief einer, «wir sind durch.»
«Prima. Danke.» Jimbo nickte ihnen zu. Er wandte sich an den Forensiker vom MDPD, der mit seiner schwarzen Arzttasche an der Tür wartete. «Warte noch ne Sekunde, bevor du das Blut untersuchst, Bobby. Ich will es erst mal Agent Falconetti zeigen.»
Sie betraten das schmucke Häuschen. Über ihnen baumelten zwei Eulen an unsichtbaren Nylonschnüren von den Deckenbalken, die Glasaugen weit aufgerissen, die Schwingen im Flug ausgebreitet. Genau dazwischen hing eine einzelne Lampe mit einem schwarzen runden Metallschirm. Es war ein erstaunlich großer Raum, mit Estrichboden und Bruchsteinmauern. Alles war blitzsauber, vor allem für einen Gartenschuppen. Der weiße Fußboden schien makellos. Die Metallpritsche stand bündig an der längeren Wand. Darüber hing eine Reihe Resopalschränke. In der Ecke stand ein prächtiger Silberreiher mit leicht gespreizten Flügeln, der aussah, als wollte er sich gerade in die Lüfte schwingen, der lange gebogene Hals und der gelbe Schnabel zeigten nach oben, die schwarzen Glasaugen waren starr auf den Stahltisch gerichtet.
«Schau dir das mal an.» Jimbo kniete sich neben die Pritsche. Am Fußboden hinter der Pritsche war ein Kreidekreis um drei sehr kleine rotbraune Flecken gezeichnet. Jimbo leuchtete sie mit der Taschenlampe an. Sie glänzten leicht.
«Noch nass?»
«Nein. Aber ziemlich frisch. Bobby meint, das Muster der Spritzer und die Höhe der Pritsche deuten daraufhin, dass die Leiche auf der Pritsche lag und das Blut von dort runtergetropft ist.» Er strahlte die Wand ungefähr dreißig Zentimeter über dem Boden an.
Winzige rotbraune Tupfer sprenkelten die Wand. «Und hier – hier ist das Blut vom Boden wohl zurück gegen die Wand gespritzt. Das würde wieder zu der Theorie passen, dass Blut von der Liege heruntergetropft ist. Wir sind ziemlich sicher, dass es Blut ist.»
«Gut, Jimbo, aber ist es auch Menschenblut?» Dominick musste an den starren Blick des majestätischen Reihers denken.
«Das wissen wir bald. Das Labor sagt uns Bescheid, sobald sie es rausgefunden haben. Aber schau dir das mal an –» Er deutete auf eine weitere Kreidemarkierung auf dem Estrich, genau unter einem Ende der Liege. Diese Stelle war sehr viel größer, sie hatte einen Durchmesser von fast einem Meter.
Dominick hielt die Taschenlampe auf die Stelle und sah blasse braune Kreise und dunkle Streifen. «Sieht aus, als ob da einer was wegwischen wollte.»
«Genau. Die Jungs sehen sich das mit Luminol an, sobald die Spurensicherung durch ist. Vielleicht finden wir raus, wie groß die Sauerei war, bevor gewischt wurde.»
«Ihr müsst auch die Rollen an der Liege untersuchen.» Dominick beugte sich hinunter und
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