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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Abend wirklich geschah?»

 
39.
     
     
    Die Sixth Street war nicht nur Einbahnstraße, sie war außerdem keine Durchgangsstraße. Selbst wenn Chavez in westlicher Richtung gestanden hatte, hätten Betonpoller verhindert, dass er nach links, in südlicher Richtung, auf die Washington Avenue einbog. Er konnte nur rechts auf die Washington Avenue fahren und dann ein oder zwei Blocks weiter nördlich einen U–Turn machen. Und dabei hätte er den Jaguar unmöglich im Auge behalten können, selbst wenn man glaubte, dass er ihn überhaupt beim Zuschnellfahren gesehen hatte.
    Chavez war sichtlich eingeschüchtert. Er wurde rot. Sie hatte ihn erwischt, und er wusste es.
    «Also gut. Ich stand auf der Sixth Street. Ich sehe den Jaguar, also fahre ich die Sixth zurück bis zur Collins. Ich biege rechts ab und komme über die Fifth Street direkt auf den Causeway. Ich habe ihn höchstens eine Minute aus den Augen verloren, wenn Sie darauf hinauswollen.»
    «Moment, mein Freundchen. Sie sind die Sixth Street zurückgefahren?»
    «Ja.»
    «Also standen Sie gar nicht falsch rum in der Einbahnstraße? Sie haben die Washington überhaupt nicht beobachtet?» C. J. konnte es einfach nicht fassen. Sie stand auf, lehnte sich über den Tisch. Ihre Stimme zitterte vor Wut. «Jetzt aber mal langsam, Officer, denn ich bin kurz davor, Ihnen die Dienstmarke abzunehmen. Sie stehen unter Eid, und ich will die Wahrheit hören, haben Sie das verstanden? Denn sonst muss ich mich mit Ihrem billigen Gewerkschaftsanwalt unterhalten, während Sie sich in einer überfüllten Zelle von Ihrer Jugend verabschieden!»
    Es entstand eine lange Pause. Seine Überheblichkeit war wie weggeblasen. Chavez' Stirn lag in Falten, sein Blick verdunkelte sich. Er hatte Angst.
    «Mensch, ich konnte doch nicht wissen, dass ich es mit diesem, mit diesem, diesem ... Riesenfall zu tun hatte. Woher zum Teufel hätte ich wissen sollen, dass der Kerl, den ich rauswinke, Cupido ist?» Er fuhr sich durch die Haare, und C. J. hatte das schreckliche Gefühl, dass ihr der Fall zwischen den Fingern zerrann. «Okay. Ich war also auf der Sixth Street, ich hatte meinen Wagen verlassen und stand an der Ecke, redete mit ein paar Touris, die sich zankten. Dann bekomme ich diesen Funkspruch. Ein anonymer Tipp war eingegangen, angeblich war da ein Typ mit dem Kofferraum voller Drogen unterwegs. Der Anrufer hatte gesagt, es handelte sich um einen neuen Jaguar XJ8, der die Washington Avenue in Richtung Süden fuhr.»
    «Ein anonymer Tipp?»  C.J. war verblüfft. Davon war bisher noch nie die Rede gewesen.
    «Ja. Er sagte, da wären zwei Kilo Kokain im Kofferraum, und der Fahrer wäre auf dem Weg zum Flughafen. Ich sehe also den Jaguar an mir vorbeifahren, sage adiós zu den Zankhähnen und springe in mein Auto, die Sixth Street runter und die Collins. Ich biege auf den Causeway, aber ich sehe ihn nicht mehr. Ich weiß, dass er zum Flughafen will, und nach ein, zwei Kilometern sehe ich ihn dann, seelenruhig genau hinter Star Island. Ich denke, der Kerl entwischt mir über die Stadtgrenze, ohne auch nur das Tempolimit zu brechen, so cool, wie er ist. Also halte ich ihn an, bevor er aus Miami Beach raus ist und sich vom Acker macht.»
    C.J. setzte sich in ihren Sessel zurück. Ihr Mund war trocken, ihr Herz raste. Das klang nicht gut. «Sie haben ihn also gar nicht zu schnell fahren sehen? Sie haben ihn nur wegen dieses anonymen Tipps angehalten?»
    Chavez schwieg und starrte auf die Papiere auf seinem Schoß.
    «Was hat der Anrufer genau gesagt?»
    «Das hab ich doch schon erzählt. Ein neuer schwarzer XJ8 würde auf der Washington Avenue nach Süden fahren, mit zwei Kilo Koks im Kofferraum.»
    «Auf dem Weg zum Flughafen?»
    «Genau.»
    «Hatten Sie eine Beschreibung des Fahrers? Oder wenigstens die Autonummer? Hat der Anrufer erklärt, woher er die Information hatte? Hat er überhaupt irgendwas gesagt, das einen vernünftigen Polizisten zu der Vermutung bringen würde, der Fahrer wäre in Drogengeschäfte verwickelt?» Sie wurde zu laut, das war ihr klar. Aber die Gerichte sahen anonyme Tipps nicht gern – jeder konnte jederzeit anrufen, und die Glaubwürdigkeit des Informanten war somit immer fraglich. Ohne detaillierte Informationen gab es keinen Grund für einen hinreichenden Verdacht. Und ein schwarzer Jaguar, der angeblich mit zwei Kilo Kokain im Kofferraum die Washington Avenue hinunterfuhr, war nicht sehr überzeugend.
    «Nein. Das war alles. Es war ja auch gar keine Zeit mehr,

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