Cupido #1
hinter Gittern behalte, und im Moment habe ich keine Ahnung, wie ich das anstellen soll.»
40.
Sie saß schweigend hinter ihrem Schreibtisch und versuchte, das weiße Rauschen ihrer Gedanken zu durchdringen. Chavez ließ jetzt die breiten Schultern hängen, hielt den Kopf unterwürfig gesenkt und die Hände gefaltet – es sah aus, als betete er.
Lou Ribero, den sie vom Pickle Barrel zurückbeordert hatte, hockte ihr mit gekreuzten Armen gegenüber und warf seinem Frischling böse Blicke zu. Wahrscheinlich überlegte er sich gerade, für welche Strafdienste er Chavez in den nächsten zehn Jahren einteilen könnte.
Endlich ergriff C. J. das Wort. Sie sprach leise und mit Bedacht. «Ganz gleich, wie der konkrete Fall aussieht, das Gesetz über anonyme Hinweise in Florida ist ziemlich eindeutig. Da es keine Möglichkeit gibt, den Anrufer zu überprüfen – festzustellen, wo und wie er an seine Information gekommen ist, oder sein Motiv zu hinterfragen –, ist so ein Tipp nur dann ein hinreichender Grund für eine Fahrzeugkontrolle, wenn er ausreichend Details liefert, aufgrund derer ein Polizist davon ausgehen kann, dass der Anrufer über genaue Kenntnisse der Sachlage verfügt. Wenn die Information von dem Polizisten unabhängig bestätigt werden kann, dann, und nur dann, hat er einen hinreichenden Grund oder zumindest den begründeten Verdacht, dass eine kriminelle Handlung im Verzug ist, und darf ein Fahrzeug anhalten, um weiter zu ermitteln. Ein Tipp, dem solche glaubhaften Details fehlen, reicht für eine Fahrzeugkontrolle nicht aus. Und wir wissen natürlich, dass die Durchsuchung nach der unrechtmäßigen Fahrzeugkontrolle ebenfalls unrechtmäßig ist, es sei denn, es gibt einen anderweitigen hinreichenden Verdacht, der diese rechtfertigt. Alle Beweismittel, die aus einer unrechtmäßigen Durchsuchung hervorgehen, müssen zurückgezogen werden und sind vor Gericht unzulässig.
So. Ein Fahrzeug darf allerdings jederzeit wegen Übertretungen der Verkehrsregeln angehalten werden, die der Fahrer in Gegenwart eines Polizisten begangen hat, wie zum Beispiel überhöhte Geschwindigkeit oder unerlaubtes Abbiegen; und wegen verkehrsgefährdender Fahrzeugschäden wie einem defekten Scheinwerfer, Blinker oder Rücklicht.
Officer Chavez hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass er am neunzehnten September um circa zwanzig Uhr fünfzehn in seinem Streifenwagen an der Ecke Sixth Street Washington Avenue saß. Um diese Zeit bemerkte er auf der Washington Avenue in südlicher Richtung, in Richtung MacArthur Causeway, einen neuen schwarzen Jaguar XJ8, Kennzeichen TTR–L57. Der Fahrer war ein männlicher Weißer, blond, zwischen fünfunddreißig und fünfundvierzig Jahre alt. Der Wagen war wahrscheinlich schneller als sechzig Stundenkilometer, die Höchstgeschwindigkeit aber lag bei vierzig. Officer Chavez fuhr die Sixth Street zurück, bog an der nächsten Ecke auf die Collins ab und dann auf die Fifth Street, die direkt auf den MacArthur Causeway führt. Dort entdeckte er wieder den schwarzen Jaguar XJ8 mit dem Kennzeichen TTR–L57, am Steuer saß immer noch der gleiche Fahrer. Auf dem Causeway folgte er dem Fahrzeug ungefähr drei Kilometer, und jetzt bemerkte er den Defekt an dessen Rücklicht, außerdem beobachtete er, wie der Fahrer, ohne zu blinken, die Spur wechselte. Officer Chavez beschloss, eine Fahrzeugkontrolle durchzuführen. Mit Blaulicht und Sirene signalisierte er dem Fahrer, auf den Randstreifen zu fahren.
Er bat den Fahrer, später identifiziert als William Rupert Bantling, um Führerschein und Fahrzeugpapiere. Mr. Bantling wirkte nervös und fahrig. Seine Hände zitterten, als er Officer Chavez den Führerschein aushändigte, und er wich dem direkten Blick des Beamten aus. Auf dem Weg zurück zum Streifenwagen sah sich Officer Chavez das zerbrochene Rücklicht genauer an. Dabei entdeckte er auf der Stoßstange einen Fleck, der von Blut stammen konnte. Als er zurückging, um Mr. Bantling die Papiere wiederzugeben, fiel Officer Chavez außerdem der Geruch von Marihuana in Bantlings Wagen auf. Er bat Bantling um die Zustimmung, einen Blick in den Kofferraum werfen zu dürfen. Sie wurde ihm verweigert. Aufgrund der Gesamtheit der Umstände, dem Fleck auf der Stoßstange, dem Marihuanageruch und Bantlings Verhalten, kam Chavez der Verdacht, dass in dem Fahrzeug Drogen transportiert wurden, und er forderte deshalb eine Hundestaffel an. Beauchamp vom Miami Beach Police Department kam hinzu, und
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