Curia
wandern. Er zog ein Buch mit dem Titel Poems by Robert Frost auf dem Rücken halb heraus und schob es dann wieder an seinen Platz zurück. Vor seinem geistigen Auge sah er die Verse von The Road Not Taken :
Two roads diverged in a yellow wood / And sorry I could not travel both / And be one traveler, long I stood / And looked down one as far as I could / To where it bent in the undergrowth // Then took the other, as just as fair / And having perhaps the better claim / Because it was grassy and wanted wear … Yet knowing how way leads on to way / I doubted if I should ever come back … I took the one less traveled by / And that has made all the difference.
Er leerte das Cognacglas, griff nach der Taschenuhr, die er von Nicky geerbt hatte, und ließ den Deckel aufspringen. Au clair de la lune, mon ami Pierrot, prête-moi ta plume, pour écrire un mot … Plötzlich drehten sich die Zeiger rasend schnell zurück. Eine Seifenblase löste sich von einem Strohhalm, stieg in die Höhe und schwebte über einem Heuhaufen. Im Sonnenlicht, das sich in ihr spiegelte, wechselte sie fortwährend die Farbe: hellgrün, magenta, blau …
Er lehnte den Kopf an das Bettende. Frosts nicht begangenen Weg nehmen und sich auf der Suche nach versäumten Gelegenheiten verausgaben? Dem unmöglichen Traum des Romantikers nachjagen? Oder sich in das Leben fügen, wie es war, seine Unbeständigkeit ohne gewaltsame Eingriffe ertragen, wie der Zen-Buddhismus vorschrieb? Er schloss die Augen, die Uhr in einer Hand, das Glas in der anderen.
Ma chandelle est morte,
Je n’ai plus de feu,
Ouvre-moi ta porte,
Pour l’amour de Dieu …
20 Big Ben zeigte ein Uhr zwanzig. Zwei Scheinwerfer durchschnitten die Dunkelheit an der Embankment Station, und ein rhythmisches Geräusch dumpfer Schläge störte die Stille.
Ein Kranwagen auf Raupenketten aus Gummi fuhr an den St. Katherine Docks entlang, auf dem Fahrerhaus blinkte ein gelbes Licht. Er hielt vor der ersten Sphinx von Cleopatra’s Needle.
Archibald sprang aus der Kabine. Die Leuchtstreifen auf seiner Weste schimmerten im Scheinwerferlicht. Seinen Handbewegungen folgend, machte der Raupenkran eine Vierteldrehung und fuhr halb auf den Bürgersteig hinauf. Ein zweiter Mann stieg aus, eine verkehrt herum aufgesetzte Rennfahrermütze auf dem Kopf.
»Die Gestelle, Phil«, sagte Archibald.
Phil lud zwei Gestelle mit der Aufschrift »Bauarbeiten« aus, stellte eines vor und eines hinter den Kranwagen und hängte an beide gelbe Warnblinkleuchten.
Die beiden kletterten auf das Fahrzeug und stiegen in den Personenkorb einer Arbeitsplattform, die auf einem Teleskoparm ruhte. Der Kranwagen vibrierte, begann zu brummen, die Plattform erhob sich. Der Arm fuhr schräg auf den Obelisken zu.
Auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig warf eine Straßenlaterne Licht auf das Profil eines Mannes, der hinter den Umzäunungsbüschen der Victoria Embankment Gardens stand. Einen Augenblick lang leuchtete das Weiß eines Priesterkragens im Lampenlicht auf. Der Mann mit einem schwarzen Hut auf dem Kopf hielt ein Handy an sein Ohr gepresst.
Als der Personenkorb in einer Höhe von fünfzehn Metern über dem Boden am Obelisken angekommen war, stoppte der Arm. Die Plattform drehte sich, bis sie sich parallel zur Hinterseite des Obelisken befand.
Der Priester lief eilig über die Straße und trat in eine Telefonzelle vor dem Cleopatra’s-Kiosk.
Archibald öffnete die Tasche, während Phil ihm mit seiner Helmlampe leuchtete. Die Antennen des Radargeräts wurden herausgezogen, Archibald hantierte an den Knöpfen.
Der Priester kam aus der Telefonzelle und verschwand im Dunkel des Parks.
Phil drückte einen rechteckigen Holzrahmen gegen den Obelisken, und Archibald schüttete den Inhalt eines Kanisters hinein. Ein paar Minuten später wurde der Holzrahmen entfernt, und Archibald griff nach einem Presslufthammer. Das ratternde Geräusch breitete sich rasch am Themseufer aus.
Zwei Polizeiautos mit Blaulicht hielten mit quietschenden Reifen neben dem Kranwagen. Vier Polizisten sprangen heraus, zwei hielten den Fahrer fest, der zu fliehen versuchte, während die anderen beiden mit erhobenen Lampen auf den Fuß des Obelisken zuliefen.
»Polizei!«, rief einer durch ein Megafon. »Ihre Genehmigung!«
Die Plattform fuhr nach unten, vom zuckenden Blaulicht und den Lampen der Polizisten beleuchtet. Schon hatten Hunderte Autos an den St. Katherine Docks angehalten, der Verkehr staute sich. Die Fahrer waren
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