Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
Vom Netzwerk:
an.

    Eine schwarze Limousine hielt mit ihrer Polizeieskorte auf Motorrädern vor der Nummer 1600 der Pennsylvania Avenue. Das Tor öffnete sich, und der Wagen fuhr durch den Park bis vor den Portikus des Weißen Hauses.
    Eli Cohen stieg aus dem Auto. Jim Clayton, der Präsident der Vereinigten Staaten, und sein Außenminister kamen dem israelischen Premierminister entgegen. Die drei Männer verschwanden unter dem Portikus.
    Einige Stunden später tauchten Clayton und Cohen wieder unter dem Portikus auf, wo sie noch ein paar Minuten lang weiterdiskutierten. Schließlich gaben sie sich die Hand, und Cohen stieg wieder in die Limousine.
    Zurück im Oval Office, ließ Clayton sich auf ein Sofa fallen. » For Chrissake , jetzt auch noch Moses«, seufzte er mit seinem schleppenden Südstaatenakzent.
    »Wenn die Geschichte wahr ist und in den Zeitungen landet«, sagte der Außenminister, »fliegt der ganze Nahe Osten in die Luft und wir mit ihm. Wir müssen sofort mit Ferguson sprechen.«
    »Meinst du nicht, wir sollten erst mit denen in New York reden?«
    »Jim, wie oft soll es dir noch sagen? Vergiss diese Leute! Hier geht es um die nationale Sicherheit. Wer regiert dieses Land? Wir oder sie?«
    »Du hast recht. Goddam New York! « Clayton sprang auf, ging zum Schreibtisch und nahm eines der Telefone. »Jane, ruf Downing Street an.«

    OVAL OFFICE IM WEISSEN HAUS, ZWEI TAGE SPÄTER
    »Was soll das heißen, ›verschwunden‹?« Clayton, dessen Halsschlagadern pulsierten, lockerte sich die Krawatte. »Ian, wenn du glaubst, du kannst mich mit deiner Anthony-Eden-Tour verscheißern, hast du dich verrechnet. Weißt du, was mein erster Job auf der Ranch meines Vaters war? Ich habe den Stieren die Eier abgeschnitten, und da war ich fünfzehn.«
    »Wie soll ich es dir noch sagen?« Ian Ferguson, der englische Premierminister, knöpfte sich die Jacke seines Nadelstreifenzweireihers auf. »Das ist vor sechs Jahren passiert. Wir haben die Archive des MI 6 von oben bis unten durchwühlt. Der Papyrus schien sich in Luft aufgelöst zu haben.«
    »Was du nicht sagst.« Clayton zeigte mit dem Finger auf eine Büste von Abraham Lincoln. »Abe hätte jetzt gesagt, dass sogar die Postkutschen der Wells Fargo sicherer waren als die Archive des britischen Geheimdienstes.«
    »Der Papyrus wurde im unzugänglichsten Teil der Archive aufbewahrt, in einem Bunker mit einer Panzertür, die so dick ist wie die vom Safe der Bank of England.«
    »Wer hatte Zutritt zu dem Archiv?«
    »Der Direktor des MI 6 und sein Vize, beide unverdächtig.«
    »Ian, wie lebt es sich in der Welt von Peter Pan? Niemand ist unverdächtig. Von Zeit zu Zeit trete ich dem Chef der CIA in den Arsch. Meistens weiß ich selbst nicht, warum, aber glaub mir, er weiß es immer.«
    Ferguson konzentrierte sich auf einen goldenen Manschettenknopf, in den seine Initialen eingraviert waren.
    »Ist dir klar, dass dieser verfluchte Papyrus jedem in die Hände fallen könnte, Osama Bin Laden eingeschlossen?«, fragte Clayton. »Weißt du, was das bedeutet?«
    »Was ich an dir immer bewundert habe, Jim, ist dein Fairplay.« Ferguson sah Clayton an, als hätte er den dümmsten Hinterwäldler vor sich. »Willst du, dass ich mir gleich hier in den Mund schieße, oder soll ich es in Downing Street machen, damit ich deinen Teppich nicht ruiniere?«
    »Hoffentlich weiß wenigstens jemand, was auf dem Papyrus steht.«
    »Nicht nur der Papyrus ist verschwunden, auch die Übersetzung und die damaligen Dossiers mit Allenbys Anmerkungen.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    Ferguson hob die Arme. »Nein. Niemand weiß das.«
    Clayton schlug sich mit den Händen auf die Knie und blickte zu einem Porträt von Washington auf, mit einem Daumen auf Ferguson zeigend: »George, ich stelle dir die Engländer vor. Unsere besten Verbündeten.«
    »Wir sprechen von einem Dokument, das 1922 entdeckt wurde! Kennt der Chef des CIA alle Dossiers in Langley auswendig?«
    »Wir reden hier über ein Dokument, das die ganze Welt in die Luft sprengen kann, verdammt noch mal!«
    »Hast du immer noch vor, mich zu kreuzigen, oder wollen wir konstruktiv werden?«
    »Ha, was hast du denn bis jetzt Konstruktives getan?«
    »Nun, erst habe ich eine Untersuchungskommission gebildet, dann habe ich Scotland Yard eingeschaltet.«
    »Ich bilde eine Untersuchungskommission, wenn ich etwas versanden lassen will.« Clayton warf Ferguson einen mitleidigen Blick zu. »Im britischen Geheimdienst gibt es einen Spion. Findet

Weitere Kostenlose Bücher