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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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winzige Zeitkorridore verteilt ist.«
    Raisa runzelte die Stirn. »Halten Sie das für möglich?«
    »In den letzten zwei Tagen ist mir der Begriff des Unmöglichen abhandengekommen.«
    »Wenn die DNA wirklich ein Quantensystem wäre, dann wäre Ihr Körper auf dem Fußboden des Labors liegen geblieben, und Ihre Reise hätte durch die Windungen Ihrer eigenen DNA geführt. Muss man es sich so vorstellen?«
    Mayo zuckte mit fragender Miene die Achseln. »Ja, wenn diese russischen Biophysiker recht haben.«
    »Aber das würde bedeuten, dass …« Raisa dachte an ihre Meditationssitzungen im Kloster von Kopal.
    »Was?«
    »Dass alle Antworten auf die Rätsel des Universums in uns verborgen sind.«
    Vielleicht war die vierte Dimension ja der Berührungspunkt zwischen dem unendlichen Großen und dem unendlichen Kleinen? Versteckte er sich in unseren Chromosomen, wie ein Jung’scher Archetyp?
    »Wissen Sie was? Ich habe nie an Gott geglaubt«, sagte Mayo. »Und doch, als ich dort oben in der Stille des Alls mit Lichtgeschwindigkeit durch diesen Tunnel raste, habe ich ein bisher unbekanntes Gefühl verspürt. Etwas, was ich in meinem ganzen Leben noch nicht erfahren habe.«
    »Welches Gefühl?«
    »Nicht allein zu sein.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Kennen Sie die Sixtinische Kapelle? Das Fresko von der Erschaffung Adams?«, fragte Mayo.
    »Wer kennt es nicht?«
    »Auf dem Fresko sind die Hand Gottes und die Adams sehr nah beieinander, aber sie berühren sich nicht.«
    »Was ich verspürt habe, war etwas wie das Überspringen des Lebensfunkens zwischen Gottes und Adams Finger.«
    Der Fesselballon flog jetzt über die Terrasse, und man hörte das Prasseln der Flamme am Himmel.
    » Jolly good «, sagte Mayo, als schüttelte er einen Zustand der Betäubung von sich ab. »Finden Sie nicht, dass Sie nun an der Reihe sind zu reden?«
    »Worüber?«
    »Sie wagen sogar, mich das zu fragen? Ich will wissen, woher dieses Pulver stammt. Und erzählen Sie mir nicht, dass Sie das nicht wissen.«
    Raisa schossen mehrere Bilder und Gedanken gleichzeitig durch den Kopf: die eiligen Schritte in der Garage, Spyros Tod, der Anschlag auf Théo … »Es sind schon mehrere Menschen wegen dieses Pulvers gestorben.«
    »Versuchen Sie, mir Angst einzujagen?«
    »Ich sage Ihnen nur, wie die Dinge stehen.«
    »Das Pulver hat etwas mit Gold zu tun, habe ich recht?«
    Raisa starrte ihn verblüfft an. »Woher wissen Sie das?«
    »Kommen Sie mit.«
    Mayo führte sie in sein Labor. »Diesen Apparat hier habe ich für die thermogravimetrische Analyse benutzt. Sehen Sie die Zahl, die auf der Anzeige blinkt? Die 1 064? Gleichzeitig mit der Lichtexplosion hat das Gerät bei diesem Wert angehalten.«
    »Was bedeutet die Zahl?«
    »Zufällig ist 1 064 Grad Celsius die Temperatur, bei der Gold schmilzt. Wollen Sie mir jetzt bitte sagen, was zum Teufel dieses Pulver mit Gold zu tun hat?«
    »Ich sage Ihnen noch einmal, das Pulver bringt Unglück. Wollen Sie das wirklich wissen?«
    Raisa sah ihn schweigend an. Es war klar, dass keiner von beiden an diesem Punkt stehen bleiben wollte. Sie kehrten auf die Terrasse zurück, und sie erzählte Mayo alles. Je weiter sie mit ihrem Bericht kam, desto deutlicher empfand sie ein Gefühl der Befreiung. Es war, als hätten sie die Rollen getauscht, sie wäre jetzt die Patientin.
    »Halten Sie es für möglich, dass die Ägypter vor über dreitausend Jahren eine Möglichkeit gefunden haben, durch die Zeitkorridore zu reisen?«, fragte Raisa schließlich.
    »Bis vor zwei Tagen hätte ich jemanden, der mir eine solche Frage stellt, mit Fußtritten aus meinem Labor gejagt. Jetzt nicht mehr. Vor allem nicht, nachdem Sie mir von diesen Kegeln erzählt haben.«
    »Warum? Was haben die Kegel damit zu tun?«
    »Sie haben gesagt, dass die Ägypter auf ihren Papyri und Inschriften die Kegel aus weißem Pulver mit dem Licht in Zusammenhang brachten. Haben Sie sich je gefragt, warum sie das Weiße Brot gerade in Kegelform herstellten?«
    »Natürlich habe ich mich das gefragt. Constance ebenso. Da die Ägypter die perspektivische Darstellung nicht beherrschten, hat Constance vermutet, dass die Kegel in Wirklichkeit pyramidenförmig waren wie die Spitzen der Pyramiden und Obelisken. Aber mich hat das nicht überzeugt. Wenn ein Mann von der Intelligenz Picos den Kegel hergestellt hat, hat er diese Form nicht zufällig gewählt.«
    »Sagt Ihnen die Theorie der Lichtkegel nichts?«
    »Nein … was ist das?«
    »Die Lichtkegel bilden

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