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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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die fortgeschrittenste Struktur der Einstein’schen Raumzeit. Minkowski, ein Mathematiker – übrigens Einsteins Mathematiklehrer –, erklärte das Verhalten des Lichts unter den Bedingungen der Relativität mithilfe von Lichtkegeln.«
    Mit seinem mathematischen Modell habe Minkowski gezeigt, dass es zwei Art von Kegeln gab, die Lichtkegel der Vergangenheit und die Lichtkegel der Zukunft. Jedes Ereignis in Einsteins Raumzeit konnte mit zwei Lichtkegeln dargestellt werden, die durch ihre Wirbel verbunden, aber in entgegengesetzte Zeitrichtungen ausgerichtet waren. Ein einzelnes, besonderes Ereignis fiel mit dem gemeinsamen Wirbel zusammen, was mathematisch bewies, dass die Gegenwart der Punkt war, an dem Vergangenheit und Zukunft aufeinandertrafen.
    »In einem Schwarzen Loch sind die Lichtkegel zufällig ausgerichtet. Nicht nur das. Sie unterliegen einem Drehimpuls, der bewirkt, dass sie sich ständig um sich selbst wickeln, um ihre eigene Achse – die Zeit –, sodass der Kegel der Vergangenheit und der der Zukunft einander überlagern. Diese Überlagerung erklärt mathematisch die Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen.«
    Der Fesselballon verschwand hinter den Dächern des Labors.
    »Und jetzt?«, fragte Raisa.
    »Wie viel Pulver ist noch übrig?«
    »Schwer zu sagen.« Raisa zeigte ihm das Reagenzröhrchen.
    Mayo hielt es gegen das Licht und schüttelte es. »Es mögen etwa zehn Gramm sein. Können Sie mir die Hälfte geben?«
    »Was wollen Sie damit machen?«
    »Man muss sehr viel gründlichere Analysen durchführen, und für das, was mir vorschwebt, sind wir hier nicht ausgerüstet.«
    »Denken Sie an ein bestimmtes Labor?«
    »Es gibt nur ein Labor auf der Welt, das vielleicht in der Lage wäre, die Eigenschaften dieses Pulvers zu bestimmen, das ORNL , das Oak Ridge National Laboratory in Oak Ridge, Tennessee.«
    Das ORNL sei ein Labor für fortgeschrittene Energieforschung. Dort wurde 1944 die erste Atombombe entwickelt, das berühmte Manhattan-Projekt.
    »Der Leiter der Abteilung für Quantenphysik heißt Cornelius Wendel und ist ein Freund von mir, ein Kommilitone aus dem MIT . Ich könnte ihn anrufen.«
    »Ist Wendel jemand, dem Sie ein Geheimnis anvertrauen würden, von dem sein Leben abhängen könnte? Und meines?«
    »Ja, ich glaube schon. Und ich glaube nicht, dass ich das von vielen Leuten sagen würde.«
    »Seit wann haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
    »Seit achtzehn Jahren, seit wir unseren Doktor gemacht haben. Manchmal telefonieren wir zu Weihnachten und tauschen Glückwünsche aus. Warum?«
    »Er könnte sich verändert haben.«
    »Glauben Sie, ich will mein Leben riskieren? Ich könnte nach Oak Ridge fahren und ihm einen Teil der Geschichte erzählen. Je nachdem, wie die Antwort ausfällt, entscheiden Sie und ich dann, wie wir weiter verfahren.«
    »Das ORNL ist ein privates Labor?«
    »Nein, es wird vom Energieministerium der Vereinigten Staaten kontrolliert.«
    Genau das hatte Raisa befürchtet. »Gibt es nichts Vergleichbares zum ORNL , aber unter privater Leitung?«
    »Nicht auf dem Niveau.«
    Raisa zerrte an den Anhängern ihres Armbands. »Na gut, aber Sie nennen Wendel keine Namen. Versprechen Sie mir das?«
    »Für wen halten Sie mich?« Mayo sah auf seine Uhr. »Um diese Zeit schlafen sie in Tennessee noch. Ich rufe ihn heute Nachmittag an und benachrichtige Sie dann. Geben Sie mir Ihre Handynummer.«
    Mayo rief um drei Uhr nachmittags an. Sie verabredeten sich am Flughafen von Montpellier. Als er durch das Gate ging, winkte Raisa. Er zwinkerte ihr zu und hob den Daumen zum Zeichen des Sieges. In seinem Rucksack trug er ein Reagenzröhrchen mit fünf Gramm des weißen Pulvers.

    Die Wüste flog vor den Fenstern des Toyotas vorbei, ein Wechsel von Wadis, Dünen und felsigen Hügeln, den die Sonne kurz vor ihrem Untergang in ein Rostrot tauchte.
    »Diese süßen basboussa sind unwiderstehlich. Man schmeckt sogar den Cointreau.« Théo streckte die Hand nach einem Tablett voller Gebäck aus, das auf dem Armaturenbrett stand. »Sie erinnern mich an die Loukoumi, die meine Großmutter auf Kos machte.«
    Khalids über neunzigjährige Mutter hegte eine innige Liebe zu ihrem Sohn, die Khalid mindestens ebenso heftig erwiderte. Sie überhäufte ihn mit Aufmerksamkeiten, und dazu gehörte, dass sie ihm vor jeder Reise die ägyptischen Honigkekse buk, nach denen er verrückt war.
    »Hast du bemerkt, wie weich sie sind?«, fragte Khalid mit vollem Mund. »Das Geheimnis, sagt Mama, besteht in

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