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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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sensationell?«
    »Als Aharoni zur letzten Schicht vorgestoßen war, der aus dem 11. Jahrhundert, entdeckte er, dass die ursprüngliche Festung kenitisch war, wie Inschriften und Tonscherben zeigten. In der Mitte des Festungsbaus auf dem Gipfel eines Hügels fand er ein Sanktuarium mit quadratischem Grundriss, und auf einigen Vasenscherben war ein Name lesbar.«
    »Wie lautete der?«
    »Yahu.«
    » Shmallah .«
    Khalid bremste scharf. Umgeben von einer Wolke aus rotem Staub galoppierte eine Horde Pferde wiehernd und mit wehenden Mähnen über die Piste.
    »Ein basboussa ist noch übrig«, sagte Théo. »Teilen wir?«
    »Das blöde basboussa kannst du allein essen! Mir ist der Appetit vergangen.« Khalid blickte ihn anklagend an. »Ich bin bestimmt kein vorbildlicher Moslem, aber für mich bedeutet dein Yahu, dass ich mich so einsam fühle wie ein Schakal in der Wüste, keine Verwandten und Freunde mehr habe und mich frage, was ich auf dieser Welt noch soll. Und du fühlst wirklich gar nichts?«
    »Ich habe nie an Gott geglaubt, das weißt du.«
    »Warum eigentlich? Wegen der Entdeckungen, die du als Archäologe gemacht hast?«
    »Nein, viel länger schon. Seit ich kapiert habe, dass Gott unendlich viel schlimmer ist als die Menschen, die ihn geschaffen haben. Es genügt, die Zeitungen aufzuschlagen und allein das zu lesen, was in Jerusalem passiert.«
    »Das tut mir leid für dich, mein Freund. Ehrlich. Religion hilft, das Leben besser zu leben.«
    »Khalid, die Religion ist das, woran die Menschen glauben wollen , nicht das, woran sie glauben.«
    »Und woran glauben die Menschen, wenn du ihnen Gott nimmst?«
    »Ihnen fehlt der Mut, sich das zu fragen, weil sie zu große Angst vor der Antwort haben. Gott ist das Produkt unserer Einsamkeit.«
    »Du sagst zwar, dass du nicht an Gott glaubst, aber du bist getauft. Fühlst du dich denn wirklich nicht ein bisschen als Christ?«
    »Was ist ein Christ, Khalid? Der erste und letzte Christ ist am Kreuz gestorben, aber nicht mal er wusste, dass er einer war. Er war ein Jude, der Yeshua ben Yousef hieß und sich über die Priester von Jerusalem ärgerte, weil sie den Geist des Gesetzes nicht respektierten, des mosaischen Gesetzes, Khalid, nicht des Gesetzes, das der Vatikan aufgestellt hat. Die Kirche hat aus ihm einen Religionsgründer gemacht und ihn Dinge tun und sagen lassen, die ihm im Traum nicht eingefallen wären.«
    Das Trappeln der Pferdehufe verlor sich in einer Schlucht. Khalid ließ den Motor wieder an.
    »Wenn Josia die Bibel schreiben ließ, und zwar aus den Gründen, die du genannt hast, ist Moses nur ein Mythos. Warum bist du trotzdem so überzeugt davon, dass ein Mann namens Moses wirklich existiert hat?«
    Théo erzählte von Vankos Pergamenten und den Berichten, die Manetho und andere Historiker überliefert hatten.
    »Theon schrieb, dass Manetho über Moses die Unwahrheit gesagt hatte.« Théo dachte an das, was Michaela ihm über Manethos Konflikte mit seinem Auftraggeber und über die Fälschung der Aegyptiaca erzählt hatte. »Der Osarsiph aus den Aegyptiaca ist nur eine Tarnung.«
    »Wer steckt dahinter?«
    »Jemand, den Josias Schreiber zwischen den Zeilen der Bibel versteckt haben, indem sie ihn im kollektiven Gedächtnis der Stämme von Juda versenkten.«
    Khalid schnaubte ungeduldig. »Zwei baklawa sind noch übrig. Einen für jeden, obwohl du ihn wirklich nicht verdient hast, du Gotteslästerer.«

    Nach und nach durchsetzten Akazienbüsche die eintönige Felsenwüste, und das Wadi wurde breiter. An einer Stelle, wo drei Täler zusammentrafen, tauchten Palmen am Horizont auf, die zwischen den Quellen der Oase von Al-Bad wuchsen. Auf einem Streifen Land zwischen der Oase und der Wand einer Schlucht standen verstreut die schwarzen Zelte eines Beduinenlagers.
    »Halten wir einen Moment an«, sagte Théo.
    »Was willst du tun?«
    »Der Wüste lauschen.«
    »Sand, Skorpione und eine Höllenhitze.« Khalid nahm seine Flöte vom Armaturenbrett. »Was ihr Europäer an der Wüste findet, weiß nur Allah.«
    Sie stiegen aus dem Landrover und gingen auf den Rand eines Felsgrats zu, den Blick auf die Oase gerichtet. Am Rand des Grates setzten sie sich nebeneinander, ihre Beine baumelten über dem Abgrund. Théo legte die Bibel auf einen Stein, und Khalid begann, eine schmachtende Weise auf seiner Flöte zu spielen.
    Eine leichte Brise erhob sich. Die Seiten der Bibel flatterten im Wind, die Palmblätter wogten, und der Wasserspiegel kräuselte sich. Die

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