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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Kappe, der einen Stoffbeutel über der Schulter trug.
    »Was habe ich denn gemacht? Ich war nicht schneller als fünfundzwanzig Meilen in der Stunde!«
    »Führerschein und Fahrzeugpapiere.«
    Während der Mann mit der Kappe die Papiere kontrollierte, ging der andere um den Chevrolet herum. Plötzlich riss er die Beifahrertür auf, setzte sich neben Mayo und zielte mit einer Pistole auf ihn. Der Mann mit der Kappe setzte sich auf die Rückbank.
    »Was wollt ihr?« Mayo schluckte. »Geld?« Er zog seine Brieftasche heraus. »Bitte sehr, nehmt alles.«
    »Das Pulver«, sagte der Mann mit dem Pferdeschwanz.
    »Welches Pulver?«
    »Mach keine Geschichten!« Der Mann drückte den Lauf der Pistole in Mayos Seite. »Das Pulver, das dein Freund dir zurückgegeben hat, außerdem die viereinhalb Gramm, die du noch hast. Und erzähl uns nicht, du hast sie nicht dabei, weil wir im Hotel schon alles durchsucht haben.«
    Mayo steckte die Hand in seine Hemdtasche und reichte dem Mann zwei braune Röhrchen. Der übergab sie dem anderen, der den Inhalt im Licht der Taschenlampe untersuchte.
    »Gut. Und jetzt trinken wir ordentlich, um zu feiern.« Der hinten sitzende Mann öffnete den Stoffbeutel und reichte eine Flasche Whisky mit einem Glas nach vorn.
    »Jack Daniels, zwanzig Jahre gereift. Der beste Bourbon der Welt.« Der Mann mit dem Pferdeschwanz füllte das Glas bis zum Rand und schob es Mayo unter die Nase. » Come on, buddie . Trink.«
    »Ich vertrage keinen Alkohol«, sagte Mayo mit zitternder Stimme, auf das Glas starrend.
    Der Mann hinter ihm schnalzte mehrmals mit der Zunge. »Hey, so geht das aber nicht. Ist das eine Art, die Leute zu behandeln?« Er drückte ihm den Lauf einer Pistole in den Nacken.

    Raisa blieb vor dem Maison del la Presse in Blonville-sur-Mer stehen, kaufte einen »Figaro« und steckte ihn in ihre Handtasche, ohne einen Blick darauf zu werfen. Sie überquerte die Straße und bestellte einen Kaffee im Bistro an der Strandpromenade. Sie wechselte ein paar Worte mit dem Patron, ließ sich ein Croissant einwickeln, grüßte und ging über den Strand aufs Meer zu.
    Auf einem Tretboot sitzend, überlegte sie. Was sollte sie tun? Warten? Worauf? Sie hörte ihre eigene Stimme, wenn sie mit Patienten sprach, die unter neurotischen Angstzuständen litten. »Wissen Sie, was Mark Twain mal gesagt hat? Wir verbringen unser Leben damit, uns Sorgen über Sachen zu machen, die nie passieren werden.« Tja, Mark Twain konnte leicht den Philosophen spielen. Niemand hatte ihm je nachts in einer Garage ein Messer an die Kehle gehalten.
    Sie setzte eine Sonnenbrille auf, holte den »Figaro« aus der Tasche und überflog die Schlagzeilen, während sie das Croissant kaute.
    »Englischer Physiker stirbt bei Autounfall in Tennessee.«
    Das Croissant fiel ins Wasser.

    Ken Mayo, 45, Forschungsleiter am Laboratoire Einstein in Montepellier, wurde in den frühen Morgenstunden tot in seinem Auto gefunden. Es war am Stadtrand von Oak Ridge, Tennessee, einen Abhang hinuntergestürzt. Ersten polizeilichen Ermittlungen zufolge wurde bei Mayo starke Trunkenheit festgestellt. Mayo hatte den Abend bei Cornelius Wendel verbracht, einem ehemaligen Kommilitonen. Wendel erklärte gegenüber der Polizei, Mayo sei Abstinenzler gewesen und habe sein Haus gegen Mitternacht vollkommen nüchtern verlassen. Wendel bezeichnete die Todesumstände als »absurd«. Der Sheriff des Bezirks Anderson verweigerte jede Auskunft.

    Raisa schlug die Hände vors Gesicht und atmete tief, um ihr heftiges Herzklopfen zu beruhigen. Sie sah Mayo vor sich, wie er ihr am Gate des Flughafens von Montpellier zuzwinkerte. Das war erst zwei Tage her. Sie nahm ihr Handy.
    »Théo, ich bin’s, Raisa. Es ist etwas Schreckliches passiert. Mayo ist heute Nacht gestorben … Ich hatte ihm fünf Gramm gegeben … Was soll ich tun? Abfahren?«
    Sie zog das Röhrchen aus der Tasche und betrachtete das Pulver im Gegenlicht. Dafür hatte man ihn umgebracht. Théo hatte recht. Der Mörder war nicht hinter einem esoterischen Geheimnis her, sondern hinter etwas anderem. Es hing mit einer Eigenschaft des Pulvers zusammen. Die Zeitreisen?

    Auf dem Bildschirm eines der VAX -Computer der NSA blinkte ein Ausrufezeichen, und im Kontrollraum läutete in Abständen eine Klingel. Der diensthabende Auswerter klickte auf ein Eingabesymbol und überflog den Text, der auf dem Monitor erschien. Er tippte ein paar Tasten. Eine Landkarte der Normandie erschien, auf der eine Ortschaft an der Küste

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