Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
Vom Netzwerk:
Hälfte sind wir schon bis auf das Muttergestein vorgestoßen.«
    »Die erste Stufe müsste in einer Tiefe von etwa einem halben Meter, höchstens siebzig Zentimetern, liegen. Wenn der Eingang zum Grab sich wirklich auf der Längsachse befinden würde, hätten wir ihn jetzt schon gefunden.« Ungeduldig schob Théo die Karte beiseite. »Es ist zwecklos. Er liegt nicht auf dieser Achse.«
    »Das bedeutet, dass das Grab nicht auf diesem Hügel ist.«
    Théos Blick schweifte über die Hochebene. »Das ist nicht gesagt. Er könnte auf der Querachse liegen, an der Ostseite.«
    »Aber das ist unmöglich! Sie ist zu kurz. Alle Gräber aus der 18. Dynastie hatten eine L-Form.«
    »Dieses könnte rechteckig sein, aber auch L-förmig, allerdings ein stark zusammengepresstes L.«
    »Aber das bedeutet, dass sich zwischen den beiden Türen kein Schutzgang befinden kann.«
    »Ist der denn unbedingt nötig?«
    »Machst du Witze? Bei den vielen Grabräubern?«
    »Khalid, wir sind hier in einer Wüste Saudi-Arabiens, nicht im Tal der Könige. Die Baumeister könnten gedacht haben, dass sie keinen Gang zum Schutz des Grabes brauchen.«
    »Bei all dem, was dort drinnen versteckt sein soll?«
    »Wir haben jetzt ohnehin nichts mehr zu verlieren.« Théo nahm die Karte und stand auf. »Lassen wir die Hälfte der Männer an der Querachse graben, dort hinten an der Ostseite. Komm, ich zeig es dir.«
    Mit der Karte in der Hand an der Ostseite der Hochebene auf und ab laufend, vereinbarte Théo mit Khalid die Stellen der neuen Grabungen, an denen Khalid, einen Hammer schwingend, Pflöcke in den Boden rammte.
    Kassamatis kam ihnen entgegen. »Na? Was treibt ihr beiden da?«
    »Wir werden an der Querachse graben.«
    »Ich gebe dir Zeit bis morgen Abend. Dann brechen wir die Zelte ab. Es wird zu gefährlich hier.«
    »Morgen? Aber das ist viel zu früh! Wir schaffen es nicht, die ganze östliche Achse aufzugraben.«
    »Die anderen werden uns entdecken, verstehst du das nicht? Wahrscheinlich ist es nur noch eine Frage von Stunden.«
    Ihr Kommen und Gehen im Morgengrauen und bei Sonnenuntergang konnte gewiss nicht länger unbemerkt bleiben. Der sandige Grund des Tals war bereits voller Reifenspuren.
    »Die haben Soldaten mit Panzerfäusten und Maschinengewehren«, fuhr Kassamatis fort. »Ich weiß nicht, ob diese Hochebene Echnatons Grabstätte ist, aber ich weiß, dass sie unser Grab zu werden droht.« Er zeigte auf einen Aasgeier, der auf einer Felsspitze hockte. »Der hat es schon begriffen.«
    Théo setzte sich, faltete die Karte auf einem Granitblock auf und zeichnete die Stellen der neuen Grabungen ein. Fünf Mannschaften zu je drei Beduinen gruben bereits an der Ostseite der Hochebene. Sollte er Gaston bitten, alle Lagepläne der Gräber aus der 18. Dynastie zu überprüfen? Seine Hand tastete nach dem Handy am Gürtel. Merde . Ohne ein Telefon war man hier völlig von der Welt abgeschnitten. Wie viele Tage hörte er schon nichts von Raisa? Was würde sie über dieses Schweigen denken? Théo, ich möchte dich nicht verlieren … Ich möchte dich auch nicht verlieren .
    Er dachte an das Restaurant in Neuilly-sur-Seine mit der Terrasse über dem Fluss, in das er sie hätte bringen wollen. Abends wurde die Terrasse durch bunte Lichterketten beleuchtet. Es war eines dieser einfachen Lokale von früher, wie auf einem Gemälde von Renoir. Einmal hatte er angerufen, um einen Tisch zu bestellen, dann hatte er sofort wieder abgesagt, weil er den Eindruck hatte, überstürzt zu handeln, und weil er fürchtete, sich nicht mehr zurückziehen zu können.
    Und Khalids kaputtes Telefon, war das auch ein Zufall? Sollte er Kassamatis um sein Handy bitten? Nein. Er sah sich unter der Pont d’Austerlitz, und die Tarotkarte des Kaisers flimmerte vor seinen Augen.
    Er betrachtete Kassamatis, der zu Füßen einer Felsnadel saß und wieder einmal telefonierte. Mit wem? Kassamatis schien nicht mehr der Mann aus Ikaria zu sein. Wer war der wahre Kassamatis? Was suchte er wirklich? Etwas, das mit dem weißen Pulver zu tun hatte? In wessen Auftrag? Théo war der Einzige in der Gruppe, der Hieroglyphen lesen konnte. Brauchte Kassamatis ihn deshalb, um die Inschriften zu lesen oder etwas anderes, was sie finden würden? Und danach? Was würde danach passieren? Er steckte die Hand unter sein Hemd und tastete nach dem Knauf der Mauser. Dann trank er aus der Feldflasche, hob den Kopf und goss sich Wasser über das Gesicht.
    Aus dem Lager der Saudis erklang der

Weitere Kostenlose Bücher