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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Hieroglyphen mit einem Skalpell gelöscht. Absichtlich.
    »Théo, weshalb diese vier Schriftrollen?«, fragte Khalid. »So etwas sehe ich zum ersten Mal. Obendrein sind die ersten drei alle unterschiedlich. Was steht dort?«
    Théo fuhr mit dem Zeigefinger über die Hieroglyphen des obersten Ovals. »A-men-ho-tep IV.«, buchstabierte er. Er legte den Finger auf die zweite Rolle. »E-chn-aton.« Dann entzifferte er die dritte. »Der-jenige, dessen Na-me nicht aus-ge-sproch-en werden darf.«
    »Und die vierte? Es sieht fast so aus, als wäre die Inschrift absichtlich gelöscht worden, meinst du nicht auch?«
    »Das ist nicht nur ein Eindruck.« Auf die Schriftrolle starrend, rieb Théo sich den Nasenrücken.
    »Aber warum? Das Grab war doch unversehrt, oder?«
    Théo nahm die Laterne von der Wand, hielt sie an die Tür und inspizierte den Verputz von oben bis unten, wobei er die Schriftrollen besonders genau prüfte. »Sie sind intakt, wie der Verputz. Wir sind die Ersten.«
    Kassamatis schaute auf die Uhr. »Wir müssen zum Lager zurück. Heute Nacht lassen wir zwei Männer zur Bewachung der Grube hier.« Er drehte sich um und bahnte sich einen Weg durch die auf den Stufen sitzenden Beduinen. Die Grube leerte sich.
    »Wie erklärst du dir das?«, fragte Khalid, vor der vierten Schriftrolle kniend.
    »Das Oval ist intakt. Sie haben nur die Hieroglyphen entfernt. Das waren Fachleute, höchstwahrscheinlich die Baumeister selbst.«
    »Hatten sie ihre Meinung über den Inhalt geändert?«
    »Ich sehe keine andere Erklärung. Wenn sie wütend gewesen wären oder wenn es sich um Vandalismus gehandelt hätte, wäre auch das Oval weggemeißelt worden. Außerdem wären die Kratzer weniger regelmäßig und viel tiefer.«
    »Hast du ihn gehört?« Khalid wies mit dem Kopf auf die Treppe, über die Kassamatis verschwunden war. »Nicht mal eine Frage wegen der leeren Schriftrolle. Und wieso hat er es so eilig, ins Lager zurückzufahren?«
    Théo blieb stumm, den Blick starr auf die Schriftrollen gerichtet.
    »Hast du dir überlegt, was der Grieche tun könnte, wenn wir morgen mit ihm hier drinnen sind?«
    Théo klopfte zweimal auf seine Hüfte, dort, wo die Mauser steckte. »Wir beide bleiben immer nahe beieinander und lassen ihn keinen Moment lang aus den Augen.« Er runzelte die Stirn. »Wir müssen uns eine zweite Pistole beschaffen.«
    Khalid steckte eine Hand unter seine Galabija und zog einen Colt M1911 hervor. »Schon erledigt.«
    »Kommt ihr jetzt oder nicht?«, rief Kassamatis vom Ende der Treppe her. Auf seinem Gesicht lag der Schatten des um die Laterne gespannten Gitters.

    Der Monsignore verließ das Küchenzelt und überquerte die sonnendurchglühte Ebene. Er hielt eine Blechtasse in der Hand, das schwarze Hemd mit Westernmotiven fiel über seine Jeans, auf dem Kopf trug er den breitkrempigen Stetson.
    Er setzte sich in den Schatten eines Felsvorsprungs und trank einen Schluck Kaffee. Nach einem Blick auf die Uhr überschlug er im Geist die Zeitverschiebung. War es zu riskant? Beim Pokern hatte ihn an der Universität des Opus Dei in Pamplona keiner geschlagen. Er wählte die Nummer.
    » Good to hear from you , Monsignore«, sagte Fitzwilliam. »Welcher gute Wind weht Sie zu mir?«
    »Ein apokalyptischer Wind.«
    »Irre ich mich, oder spüre ich da einen Hauch von Kälte?«
    »Sie spüren richtig. Sie wissen, wo ich bin? Im Wadi Hurab.«
    Fitzwilliam schwieg.
    »Die Wüste ist ein Ort voller Geheimnisse.« Der Monsignore beschrieb den Hügel, auf dem das Grab lag, und erzählte auch vom Durchbohrten Felsen. »Nun, inspiriert Sie dieser Ort?«
    »Ich werde meinem Reisebüro sagen, es soll mir eine Exkursion in die Wüste organisieren.«
    »Ich weiß alles, Fitzwilliam. Kassamatis ist dort oben mit dem Archäologen des Louvre. Und ich weiß, was sie suchen.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Es war immer schon mein Traum, als Erster das Grab eines Pharaos zu betreten.«
    »Wir haben alle unsere fixen Ideen. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen die Telefonnummer meines Seelenklempners.«
    Der Monsignore schnalzte mehrmals mit der Zunge. »Ich befinde mich hier in Gesellschaft des Chefs der Religionspolizei von Saudi-Arabien und einer Kompanie Soldaten der Nationalgarde. Zufällig suchen sie dasselbe wie Kassamatis und der Archäologe. Soll ich fortfahren?«
    »Haha! Wenn diese Worte nicht von einem Bischof der katholischen Kirche kämen, müsste ich das für eine Erpressung halten. Zehn Cent für eine Betrachtung über Moral

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