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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Separee und bestellten.
    Einen Moment lang überlegte Théo, ob es richtig war, sie in eine solche Geschichte hineinzuziehen, dann ließ er sich vom Licht der Gaslampen, dem glänzenden Messing und der Klaviermusik überzeugen.
    »Moses interessiert mich weit mehr, als du dir vorstellen kannst.«
    Raisa sah ihn fragend an.
    »Ich brauche deine Hilfe, und dein Vortrag war die Bestätigung, dass du mir helfen kannst.«
    Théo zog den schwarzen Ordner aus seiner Tasche. Er erzählte ihr alles, ging besonders auf die Pergamente und auf Vankos Notizen ein und zeigte ihr schließlich das Medaillon.
    »Das ist die unglaublichste Geschichte, die ich je gehört habe, und in meinem Beruf herrscht kein Mangel an unglaublichen Geschichten.« Raisa ließ die ägyptische Kette durch ihre Finger gleiten. »Was hast du jetzt vor?«
    Théo trank einen Schluck Courvoisier. »Ist das nicht eine überflüssige Frage?«
    »Das Opus Dei?«
    »Alle Indizien sprechen gegen sie.«
    »Was kannst du allein denn tun, was dieser Kommissar in Rom nicht auch tun könnte?«
    »Ich werde mithilfe der Archäologie beweisen, was Freud mit der Psychoanalyse bewies. Und dann werde ich es der Welt mitteilen. Das ist die beste Art und Weise, meinen Bruder zu rächen und ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.«
    »Théo, du bist im Begriff, dich in Schwierigkeiten zu bringen …«
    Théo brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ich bitte dich.«
    Raisa musterte ihn stumm. »Selbst wenn ich wollte, ich sehe wirklich nicht, wie ich dir helfen könnte.«
    »Diese Pergamente bergen nicht nur ein Geheimnis der Bibelarchäologie. Theon spricht von einem Geheimnis, das mit der Priesterkaste von Heliopolis zusammenhängt. Und auch das Corpus Hermeticum scheint ein esoterisches Geheimnis zu enthalten.«
    »Und wenn es so wäre?«
    Théo schnalzte mehrmals mit der Zunge. »Komm schon, Raisa, warum spielst du die Bescheidene? Als der Vorsitzende deines Berufsverbands dich vorgestellt hat, hat er ein Detail vergessen, meinst du nicht?«
    Raisas Hand umklammerte ihr Glas Calvados. »Und das wäre?«
    »Er hätte hinzufügen sollen: Mitglied der wichtigsten Freimaurerloge Frankreichs, des Grand Ordre Egyptien du Grand Orient«, Thèo hob den Zeigefinger, »im Grad eines Sublime Maître du Grand Œuvre , bescheidener dreißigster Grad in einer Rangordnung, die dreiunddreißig Grade umfasst.«
    Raisa sah ihn drohend an. »Wie hast du das rausgekriegt?«
    Théo machte eine ausweichende Handbewegung.
    »Für dich steht fest, dass man immer Ja zu dir sagt, was?«
    Vor Théos geistigem Auge tauchten ihre früheren Begegnungen auf. Wenige und stets beruflich, obwohl er immer den Eindruck gehabt hatte, dass etwas Unausgesprochenes in der Luft lag, wenn er mit ihr zusammen war, so wie jetzt auch.
    »Ich sage nicht, dass du es aus Dankbarkeit tun sollst«, sagte Théo, »als Gegenleistung für die Freundschaftsdienste, die ich dir erwiesen habe, und das waren nicht wenige. Du wirst es tun, weil du Geheimnissen nicht widerstehen kannst und weil eines wie dieses dir nie wieder unterkommen wird. Wann kannst du anfangen?«
    »Konntest du mir nicht eine Fotokopie dieser Pergamente mitbringen, Dickkopf?«
    Kaum hatten Théo und Raisa das Bistro verlassen, zahlte ein blonder junger Mann eilig seine Rechnung und stürzte zum Ausgang. Ein anderer Mann mit dem Gesicht einer Bulldogge folgte ihm, während er mit deutschem Akzent die Arie »Di Provenza il mare e il suol« aus Verdis Traviata trällerte, die gerade im Radio übertragen wurde. Bevor er hinausging, musterte er sich im Wandspiegel und versetzte sich einige leichte Schläge auf die Wangen. Schließlich richtete er seine Dior-Krawatte mit klassischem Muster in Gold auf Kobaltblau und verließ das Lokal.
    Théo begleitete Raisa zu einem Taxistand am Boulevard Saint Germain. Als er ihr die Hand drückte, überfiel ihn wieder dieses Gefühl des »nicht Gesagten«.
    Théo sah die Rücklichter des Taxis hinter der Ecke zur Rue des Saints-Pères verschwinden. Er wanderte am Seine-Ufer entlang, begleitet von der Erinnerung an Raisas Parfum.

    Durch das Arbeitszimmer von Monsignore Guzman dröhnten die Klänge des Walkürenritts . Das Telefon klingelte. Der Monsignore hob den Hörer, den Blick auf eine Fotokopie der Pergamenthandschrift von Marsilio Ficino gerichtet.
    »Santi, que pasa ?«
    »Ich habe Neu-Neuigkeiten, Monsignore.«
    Santi berichtete von sämtlichen Wegen Théo St. Pierres, von der Kanzlei des Notars in der

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