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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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war? Schlimmer noch: Eine Aufenthaltserlaubnis auf dem Berg Athos war für einen Generalprälaten des Opus Dei ungefähr so leicht zu bekommen wie für einen Imam die Erlaubnis, in den Papstgemächern zu übernachten.
    Sein Blick blieb an einer Mappe mit Briefen hängen, auf der »Claremont« stand. Er kräuselte die Lippen. Warum nicht? Die Claremont School of Theology. Er wählte die Nummer von Pater Pinkus und rief ihn zu sich.
    »Pater, ich habe gelesen, dass die Aufenthaltsgenehmigung nur für drei Nächte erteilt wird. Eine Verlängerung ist unmöglich?«
    »Unmöglich nicht, aber man muss um eine Sondergenehmigung wegen besonderer Gründe ersuchen: Studien, Doktorarbeiten und dergleichen. In diesem Fall verlangt das Pilgerbüro der Oberaufsicht über die Heiligtümer in Thessaloniki allerdings ein Schreiben von Dritten, das die bona fide des Pilgers bescheinigt.«
    » Maldidos . Die sind misstrauischer als ein katalanischer Bauer.«
    »Monsignore, darf ich fragen, was Sie vorhaben?«
    »Muss ich Ihnen das noch erklären?«
    Pater Pinkus erbleichte. »Aber … aber Monsignore, bei allem Respekt, ein solches Unternehmen ist Wahnsinn.«
    »Wahnsinn? Für Durchschnittsmenschen vielleicht.«
    Pater Pinkus lächelte entschuldigend. »Ja, Monsignore, aber wir sind nicht der Herrgott und können nicht auf dem Wasser wandeln. Der einzige Zugang zum Berg Athos ist der Seeweg über Daphni, ein winziger Hafen mit einer von den Mönchen verwalteten Polizeistation. Vermittelt Ihnen das ein Bild der Lage?«
    Die einzige Autorität, die auf der von Griechenland unabhängigen theokratischen Republik Athos anerkannt wurde, war die »Heilige Versammlung« der Äbte in der Hauptstadt Karyes, und die Mönche waren für die Strenge bekannt, mit der sie die ankommenden und abreisenden Pilgerströme überwachten. Die Mönche der Polizeistation von Daphni kontrollierten jeden einzelnen Diamonitirion , die Aufenthaltserlaubnis, und untersuchten auch alle abreisenden Pilger sorgfältig nach zollpflichtigen Waren.
    »Monsignore, wie könnte ein Mitglied des Opus Dei eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen, vor allem jemand von Ihrem Rang?«
    »Das sind Details.«
    » Details ? Monsignore, diese Mönche sind erbarmungsloser als Kardinal Ottolenghi. Auf dem Berg Athos gibt es keine Hotels, und da es verboten ist, außerhalb der Klöster zu schlafen, und die Tore bei Sonnenuntergang schließen, werden die Pilger, die keine Papiere haben, aufs Meer zurückgeschickt.«
    Er hatte aus glaubwürdiger Quelle eine grausige Geschichte gehört. Eine Pilgergruppe ohne Erlaubnisschein war gezwungen worden, sofort wieder ins Boot zu steigen, obwohl das Meer stürmisch und der Rückweg unmöglich war. Das Boot musste fünfzig Meter vor Daphni ankern, wo es die ganze Nacht lang von den Wellen hin und her geworfen wurde.
    »Können Sie sich die Reaktion der Mönche vorstellen, wenn sie einen Pilger entdecken, der versucht, kostbare alte Handschriften zu stehlen?« Die schmächtige Gestalt von Pater Pinkus auf dem hohen Lehnstuhl wurde noch kleiner. »Mein Gott, ich wage gar nicht, daran zu denken.«
    »Wovor haben Sie Angst, Pater? Ich bin bei Ihnen.«
    »Monsignore, Sie … Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass … dass ich mit Ihnen auf den Berg Athos gehe, um …« Die letzten Worte des Paters verklangen in einem unverständlichen Gemurmel.
    »Wie sagte El Padre ?« Der Monsignore hob eine Faust. »›Sei aufrecht. Sei männlich. Und dann sei ein Engel.‹ Nun, ich dagegen sage: Und dann sei ein Mann! Sie werden doch wohl keine Angst vor einer Handvoll griechisch-orthodoxer Mönche haben?«
    Pater Pinkus schluckte mühsam. »Monsignore, angenommen, wir finden den Papyrus und können ihn … entwenden, wie umgehen wir dann die Kontrollen an der Polizeistation? Ich … ich kann nicht schwimmen.«
    »Ein Boot wird uns an einer vereinbarten Stelle an der Küste aufnehmen, weit weg von Daphni.«
    Verblüffung und Entsetzen traten auf das Gesicht von Pater Pinkus. Eine Weile schwieg er. »Wie finden wir heraus, wo dieser Papyrus versteckt ist, Monsignore?«
    »Die Einzigen, die uns das sagen können, vielleicht sogar ohne es zu wissen, sind die Leute vom Ancient Biblical Manuscript Center der Claremont School of Theology.«
    Der Monsignore reichte Pater Pinkus die Akte des Geheimarchivs über die Claremont School. Das ABMC , eine der Abteilungen der theologischen Fakultät an der Claremont University, war ein Vorreiter in der Technologie digitaler

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