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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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bevor wir Schlussfolgerungen ziehen, einverstanden?«
    »Natürlich, aber diese Karte ist die Bestätigung dafür, dass Pico ein esoterisches Geheimnis entdeckt hatte, das auf das alte Ägypten zurückgeht. Und es war ein so wichtiges Geheimnis, dass jemand noch heute, dreiunddreißig Jahrhunderte nach Echnaton, zu allem bereit ist, nur damit es nicht ans Licht kommt.«
    »Es war ein Fehler, dich um Hilfe zu bitten, aber ich konnte mir ja nicht vorstellen, dass es so weit kommen würde.«
    Raisa schnippte mit den Fingern. »Ist schon vergessen.« Sie lächelte bitter.
    »Ich meine es ernst.« Théo wedelte mit der Karte. »Und die auch.«
    »Ach, Théo, du kennst mich schlecht.«
    Théo beobachtete sie. Die Entschlossenheit in ihren Augen überraschte und ängstigte ihn. Raisa würde ihren Weg weitergehen, und er konnte nichts tun, um sie daran zu hindern. Plötzlich hatte er eine schwankende, bunte Lichterkette vor Augen.
    »Ich will nicht, dass dir etwas zustößt.«
    »Ich weiß.«
    Die Lichterkette verströmte ein kupferrotes Licht. Am Himmel ertönte ein lautes Donnern, und ein großer Feuerball explodierte in seinem Kopf. Von einem Berg erhob sich eine schwarze Rauchwolke und verdunkelte alles. Das Hemd klebte ihm am Rücken, sein Atem ging schneller, und ihm war, als würde er ins Leere stürzen. Nein. Lieber abwarten, bis alles vorbei war. Er fühlte sich wie ein Verdurstender, der an einer Oase angekommen ist, aber nicht trinken kann. Er ertappte sich dabei, dass er mit dem Fuß wippte, hielt inne und wandte den Blick von ihr ab.
    »Hast du die Polizei benachrichtigt?«
    »Hättest du das getan?«
    »Nein.«
    Sie hatte recht. Es wäre nur Zeitverschwendung gewesen. Eine Weile hätten sich Wachen vor ihrem Haus abgewechselt, und ein paar Tage später wäre der Fall zu den Akten gelegt worden.
    »Lass dir eine gepanzerte Wohnungstür einbauen. Sofort.«
    Er bat sie, ihr Auto nicht mehr in der Tiefgarage des Wohnhauses abzustellen, sondern draußen, auf einem bewachten Parkplatz. Sie solle alle ihre Gewohnheiten ändern, angefangen bei den Uhrzeiten ihrer Ortswechsel, und immer kontrollieren, ob jemand sie beschattete.
    »Hast du eine Pistole?«
    »Ja. Fast alle Psychiater haben eine. Sie muss irgendwo hinten in einer Schublade liegen. Warum?«
    »Kann ich sie sehen?«
    Raisa kehrte mit einer Pistole in der Hand zurück und gab sie ihm. Es war eine kompakte, handliche 9 mm Glock G-19.
    »Ist sie geladen?«
    »Ja.«
    »Trag sie von jetzt an immer bei dir, in der Tasche.«
    Raisa nickte.
    Théo betrachtete die Tarotkarte. »Das sieht mir nicht nach Opus Dei aus. Es passt überhaupt nicht in deren Profil.«
    War es möglich, dass Domenici sich irrte? Aber wie erklärte sich dann, dass der Numerarier Vankos Wohnung und Guzman und Ottolenghi sein Büro durchsucht hatten?
    »Wenn jemand anderes dahintersteckt, wie ich glaube«, sagte Raisa, »dann könnte das wahre Motiv etwas anderes sein als der Exodus.«
    »Was meinst du damit?«
    »Erinnerst du dich, was ich dir vor zwei Tagen in deinem Büro über die Halle der Aufzeichnungen gesagt habe?«
    »Ich bitte dich, Raisa!« Théo schlug sich mit der Hand aufs Knie. »Wie soll ich es dir noch sagen? Die Halle der Aufzeichnungen ist ein Märchen. Meine Güte, wir zelebrieren hier doch nicht die alten Hippiephantasien!«
    »Denk an die Hieroglyphen am Tempel in Edfu, an den Westcar-Papyrus und an die Stele von Thutmosis IV. Sind das alles Märchen?«
    »Die Ägypter hatten ihre Mythen, wie jedes Volk. Und Thoth war einer davon. Findest du das so seltsam?«
    »Die Mysterienschulen der ägyptischen Tempel sind kein Mythos. Die heiligen Papyri beweisen, dass es sie gab.«
    »Sicher, aber niemand weiß, was diese Schulen im Dunkel des heiligsten Bezirks trieben. Die Hypothesen der sogenannten esoterischen Tradition sind lediglich Spekulationen, und sie erinnern mich stark an die Dummheiten der New-Age-Bewegung.«
    »Diese Hypothesen berufen sich auf die heiligen Papyri der Tempel, ebenjene Papyri, die beim Brand der Bibliothek von Alexandria vernichtet wurden.«
    »Tja. Wirklich schade, dass sie verbrannt sind.«
    »Das Pergament von Theon ist eindeutig. Die Mysterienschule von Thoth hat es wirklich gegeben. Als Pharao war Echnaton ein Initiierter dieser Schule. Jetzt kehrst du den Skeptiker hervor, aber warum interessierst du dich dann so für den Obelisken in London?«
    »Ich würde den Obelisken nicht mit Albernheiten wie der Halle der Aufzeichnungen in einen Topf

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