Curia
Renaissanceskulpturen … Großartig, wie ich höre. Schade nur, dass sie in keinem Katalog verzeichnet ist. Ich frage mich, was die Oberaufsicht über die Schönen Künste dazu sagen würde, von der italienischen Polizei ganz zu schweigen.«
Der Conte erstarrte auf halber Höhe über seinem Stuhl.
»Oh, ja«, sagte Konstantine, eine Rauchwolke in die Luft blasend, »die Provenienz dieser Stücke erklären zu müssen könnte etwas unangenehm werden, n’est-ce pas ?«
Der Conte sackte auf den Stuhl zurück. »Elender Erpresser.«
»Na na, Conte, was für hässliche Worte! Was verlange ich denn schon von Ihnen? Sie sollen ja keinen Pinturicchio stehlen. Ich bitte Sie, drei Marmorstückchen anzuheben, ist das zu viel verlangt?«
Über eine Landkarte vom Berg Athos gebeugt, ein Lineal in der Hand, zeichnete Pater Pinkus einen weiteren Eintrag neben die vielen, die die Karte schon übersäten. Aus dem Augenwinkel spähte er nach Monsignore Guzman, der ihm gegenübersaß.
» Traitores y coñazos !« Wütend klappte der Monsignore die Akte zusammen. »Hoffentlich empfängt der heilige Petrus sie so, wie sie es verdienen, wenn sie bei ihm anklopfen. Pater, ist diese Umstandskrämerei wirklich nötig?«
»Der Mönch von der Oberaufsicht über die Heiligtümer in Thessaloniki war eisern am Telefon.«
»Ist es denn ganz sicher, dass auch Leute, die nicht griechischorthodox sind, ein Visum bekommen?«
»Von hundert Genehmigungen, die sie jeden Tag erteilen, ist eine Quote von maximal zehn Besuchern anderer Konfessionen als der griechisch-orthodoxen vorgesehen.«
»Gut, aber unsere Pässe vom Vatikanstaat zeigen wir lieber nicht vor. Ich werde meinen spanischen Pass mitnehmen und Sie Ihren deutschen.«
»Ich lasse sie sofort erneuern.«
»Was Sie unter ›Beruf‹ eintragen, überlasse ich Ihrer Phantasie. Das Opus Dei kennen wir jedenfalls nicht mal dem Namen nach. Claro ?«
Pater Pinkus lächelte verlegen.
»Sagen Sie, Pater, umfassen die zehn Prozent auch Juden und Moslems?«
»Ja … natürlich.« Pater Pinkus machte ein fragendes Gesicht. »Aber was gehen die uns an, Monsignore?«
Nachdenklich betrachtete Guzman den Pater, seine Narbe streichelnd. Vielleicht war der Zeitpunkt gekommen, ihm alles zu sagen, diesem pobrecito . Das Telefon läutete.
Pater Pinkus hob den Hörer. »Ja? … Einen Augenblick, Monsignore, ich übergebe.« Er flüsterte: »Der Sekretär Eurer Heiligkeit«, und reichte Guzman den Hörer.
»Monsignore, ich höre.« Guzman schaltete die Freisprechanlage ein.
»Der Heilige Vater hat eine Videokonferenz mit den anderen Mitgliedern des Abrahamsbundes abgehalten«, sagte der päpstliche Sekretär im vertraulichen Tonfall.
»Und?«
»Monsignore, der Bund hat Ihren Vorschlag gebilligt.«
» Vaya . Ausgezeichnet.«
»Es wurde eine Begegnung auf neutralem Boden vereinbart, in Kairo. In zwei Tagen treffen sich drei Vertreter des Bundes.«
»Und die wären?«
»Sie, Monsignore, für die Kirche. Was die anderen beiden betrifft, nun … Ich möchte vorausschicken, dass der Oberrabbiner und der Großmufti darauf bestanden haben, dass …«
»Wer soll das sein?«
»Al Kaddafi, das Oberhaupt der Muttawa von Saudi-Arabien, und Rabinovitch, der Führer der ultraorthodoxen Juden.«
Die Hand des Monsignore krampfte sich um den Hörer, und Pater Pinkus erbleichte.
»Monsignore Guzman? Sind Sie noch dran?«
»Sie wollen mir doch nicht etwa sagen, dass die beiden auch mit uns auf den Berg Athos kommen werden?«
»Tut mir leid, aber das werden sie.«
» Jesús, Maria y José , sind sie wenigstens damit einverstanden, dass wir vom Opus Dei zu zweit kommen?«
»Ja, aber die Verhandlung war alles andere als einfach.«
Nachdem er aufgelegt hatte, saß der Monsignore reglos da, das Kinn auf die Handfläche gestützt. Er schüttelte sich und sah Pater Pinkus an. Der Ärmste war in seinem Sessel zusammengesunken, er schien noch kleiner geworden zu sein. Guzman berichtete ihm von seiner Zusammenkunft mit dem Papst und Ottolenghi.
»M-M-Monsignore, das sind zwei verrückte Fanatiker. Dieser Al Kaddafi ist obendrein ein Sadist. Man erzählt, er habe seinen Spaß daran, die Gefangenen der Religionspolizei eigenhändig bis aufs Blut zu foltern.«
»Sie haben das Telefonat gehört, Pater.«
»Wenn die beiden mit uns auf den Berg Athos kommen, kann alles Mögliche passieren. Um Himmels willen, können Sie sich einen Al Kaddafi vorstellen, der nach Belieben in einem griechischorthodoxen Kloster
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