CUT
nach.
„Exakt.“ Auch das noch.
„Das bedeutet, wir haben drei
Verdächtige... Ronny, Raffael und Mark?“
„Vergiss den Paparazzi nicht.“ Steven
greift ins Handschuhfach und hält mir einen zusammengefalteten Zettel hin, das
ich mir ansehe. Ein Brief. Absender ist ein Konkurrenzunternehmen von Steven,
eine gewisse Jäger-Productions. Der Inhalt ist interessant. Der Unterzeichner,
ein gewisser Klaus Jäger, droht Steven unverhohlen damit, ihn aus dem Markt zu
drängen, koste es, was es wolle. Sieht nach einem sauberen Motiv aus.
„Fünf Verdächtige“, konstatiere ich.
„Welche Motive könnten die anderen drei
haben, mal von dem Steinmayr abgesehen? Der kann’s übrigens eigentlich nicht
gewesen sein, denn er hat ein sauberes Alibi für den Mord an Tristan“, fällt
mir ein. Wir haben den Steinmayr doch draußen verscheucht...
„Wir wissen aber nicht, ob er sich nicht
vielleicht vorher über den Balkon Zutritt zum Haus verschafft hat“, mischt sich
Steven in meine Überlegungen. Ja, ich glaube es aber nicht... klingt unwahrscheinlich.
Trotzdem...
„Okay. Welche Motive hat denn zum
Beispiel Raffael?“, frage ich.
„Raffael verdient mit am Wenigsten bei
mir. Der ist noch neu in der Branche.“
„Also Geld, okay. Und Ronny?“
„Gleicher Faktor“, gibt Steven zurück.
„Okay... gibt es jemanden außer den fünf
Verdächtigen, die einen Grund dazu gehabt hätten, Jeremy, Charles und Tristan
aus dem Weg zu räumen? Jemand, an den wir noch nicht gedacht haben?“ hake ich
nach.
„Ich wüsste für jeden einzeln jemanden
mit einem Grund... aber nicht einen für alle drei“, überlegt Steven.
„Gut. Mark... welchen Grund hätte Mark?“,
frage ich.
„Das ist eine gute Frage... Mark hätte
eigentlich nur einen Grund, mich aus dem Weg zu räumen.“
„Und welchen?“ Das interessiert mich aber
jetzt wirklich.
„Ganz einfach: Mark war mal
stellvertretender Geschäftsführer dieser Firma, bis ich sie gekauft habe.“
„Dann wäre das ein Grund, Dich
umzubringen... wir sollten also auf Dich aufpassen. Kannst Du ihn nicht
heimschicken oder so?“, frage ich besorgt.
„Der ist nicht wegen mir da.“
„Sondern?“
„Für seine eigene Firma, mm-photographics“,
erklärt er mir.
„Aber Du gestattest ihm ja, hier zu sein,
oder? Schick ihn heim, wir müssen das Risiko minimieren.“
„Das geht nicht. Die Models stehen
teilweise auch bei ihm unter Vertrag, er hat sich hier offiziell eingemietet.“
Auch das noch. Ich glaube, ich sollte mir
diesen Mark mal etwas genauer ansehen.
„Steinmayr?“ frage ich knapp.
„Steinmayr ist ein Klatschpaparazzi, der
mir seit Jahren an den Karren pinkeln will“, erklärt Steven in abwertendem Ton.
„Und warum?“, erwidere ich, während wir
auf die Bundesstraße auffahren.
„Fahr mal ganz langsam und rechts“,
empfehle ich meinem Mann.
„Ich hab ihn mal mit einer Einstweiligen
Verfügung drangekriegt.“
„Er scheint zumindest eine ganze Menge
über Dich und Deine Vergangenheit zu wissen... mehr als wir es tun“, stelle ich
fest, während mein Blick auf den rechten Außenspiegel der E-Klasse fixiert ist.
„Nein, so ist das nicht richtig“,
erwidert Steven.
„Mag sein... jedenfalls fährt uns dieser
rote Opel mit Heppenheimer Kennzeichen seit dem Ortsausgang von Steinwalden
hinterher“, stelle ich fest.
„Ach, die schwäbische Kanalratte schon
wieder“, ereifert sich Steven.
„Halt Dich fest!“
Ui, Steven könnte bei der Polizei fahren
gelernt haben. Er tritt voll aufs Gas, zwängt sich im Slalom zwischen den Autos
auf der zweispurigen Bundesstraße durch und schert in Bild-Zeitungsabstand vor
einem grünen Mercedes auf die Abfahrt Saarbrücken - Nord ein, während hinter
uns ein fluchender Steinmayr geradeaus weiterfährt. Dafür geht direkt hinter
uns ein Blaulicht an.
„Ich hab’s geahnt, ich hab’s geahnt“,
flucht Steven.
„Ich hoffe, Du hast Deinen Dienstausweis
dabei.“ Ich schüttele grinsend den Kopf.
„Nein, habe ich natürlich nicht. Deswegen
wird’s auch gleich so richtig blöd“, ist alles, was ich ihm antworte.
„Wir sehen gleich zwei blöde Gesichter,
wetten?“, grinst Steven.
„Drei“, antworte ich ihm. Schließlich
habe ich die junge Frau, vermutlich eine Polizeianwärterin, auf der
Beifahrerseite aus dem Auto steigen sehen.
Einer der Beamten kommt ans
Beifahrerfenster, die anderen bauen sich an der Fahrerseite auf.
„Polizei, bitte Ihren Führerschein und
die
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