CUT
zeige ich ihm mal, dass ich auch noch
mit Handschellen besser kämpfen kann als er ohne. Zum Glück lässt er mich aber
los und verlässt den Vernehmungsraum, knallt die Tür zu, und geht wieder zu
Steven nach nebenan. Auch er kriegt ein Telefon hingeklatscht, allerdings ist
sein Gespräch wesentlich kürzer als meines. Steven grinst, als er den Hörer
auflegt, was Becker seiner Mimik nach zu urteilen gar nicht gefällt. Drüben
scheint ein Wort das andere zu geben, dann holt Becker aus und schlägt mit einer
Faust nach Steven, der mitsamt seinem Stuhl nach hinten umkippt. Ich fahre
hoch, während nebenan zwei Polizisten in den Raum stürmen und Becker aus
demselben zerren. Eine andere Polizistin kümmert sich um Steven und
telefoniert. Dann geht meine Tür auf und Becker kommt hinein. Ich funkele ihn
wütend an.
„Na, haben Sie gesehen, was ich mit
Leuten mache, die aufsässig sind?“, fragt er mich ganz nahe an meinem Gesicht.
Ich schaue ihm direkt in die Augen.
„Ich schätze, Sie werden nicht besonders
scharf darauf sein, herauszufinden, was ich mit Leuten mache, die meine
Kollegen zusammenschlagen“, fauche ich leise.
„Also halten Sie Abstand, sonst fressen
Sie diesen Tisch“, drohe ich offen.
„Was? Du willst mir drohen?“ Becker macht
den Fehler, mir zu nahe zu kommen. Eine rasche Bewegung, dann bekommt er den
Stahlrohrstuhl, auf dem ich gesessen habe, einmal mit Karacho gegen die Hüfte -
und das mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Becker taumelt, doch bevor er zurückschlagen
kann, geht die Tür auf. Ein großer hagerer graubärtiger Mann mit einer
Richterrobe stürmt in das Zimmer, hinter ihm sind vier Justizangestellte und
zwei Polizisten, die Becker und mich sofort auseinander ziehen.
„Was zum Teufel ist hier los?“, fragt der
grauhaarige Richter mich. Wohlgemerkt mich, nicht Becker! Der fühlt sich
allerdings angesprochen und tobt los.
„Der hat mich angegriffen und mit dem
Stuhl niedergeschlagen!“, brüllt er.
„Ach, Becker, ich hab doch überhaupt
nicht Sie gefragt. Nehmen Sie dem Mann mal die Handschellen ab, der blutet ja“,
kommandiert er. Durch die offen stehende Tür kommen noch zwei weitere Männer in
Anzügen - und Frau Werthmann, die mit großen Augen in die Runde starrt.
„Warum haben sie Dich denn festgenommen?“,
verfällt sie in unser altes 'Du'. Das ist vermutlich der Schock.
„Na, wir waren auf dem Weg zu Dir und
sind verfolgt worden, weshalb Scott mal ein bisschen Gas gegeben hat. Dann hat
Becker uns festgenommen, mir alle möglichen Straftaten unterstellt und Herrn
Scott bei der Vernehmung nebenan niedergeschlagen. Als er es bei mir auch
versucht hat, hab ich mich mal gewehrt“, gebe ich zu Protokoll. Einer der
Herren im Anzug schaut Becker wütend an und gibt dann zwei weiteren
Polizeibeamten, darunter auch Frau Fischer, den Auftrag, Herrn Becker
Handschellen anzulegen und einzusperren.
„Jawohl, Herr Polizeipräsident“,
antwortet Frau Fischer unterwürfig und führt einen mehr als nur bleichen Becker
aus dem Raum. Nebenan ist inzwischen ein Arzt eingetroffen, der Steven
untersucht. Auch ihm nimmt man die Handschellen ab, während ein Sanitäter vom
Roten Kreuz meine Handgelenke verarztet. Diesmal ist es auch wirklich nötig,
denn die Haut ist an beiden Handgelenken ordentlich aufgeplatzt.
„Übrigens sollte man sich bei der
Gelegenheit mal den Umgangston von Becker ansehen... der springt nämlich mit
seiner Anwärterin um, als sei diese ein Stück Vieh“, kommentiere ich das
Geschehene.
„Ich bin Hermann Hunzke, Präsident vom
Saarbrücker Landgericht. Herr Isar hat mich mitten aus einer laufenden
Verhandlung geholt... wenn es Ihnen nichts ausmacht, Herr Präsident, überlasse
ich Ihnen jetzt das Feld. Halten Sie mich bitte morgen beim Essen auf dem Laufenden
in dieser Sache“, bittet er, verabschiedet sich dann von mir und geht. Seine
Justizangestellten nimmt er mit, nur einer, ein deutlich angegrauter älterer
Herr verbleibt vor Ort.
„Isch sin de Jupp Kreisel“, stellt er
sich unaufgefordert vor.
„Isch sin hier, um dadefür zu sorgen, dass
Se hinterher noch nauskönne, gell?“
Dann erkläre ich dem Polizeipräsidenten
detailliert, was passiert ist und weswegen ich im Saarland bin, vergesse auch
Horst Brüllers und Timos Anwesenheit nicht. Daraufhin schaut dieser Klara
Werthmann an und lächelt.
„Frau Werthmann, wenn wir schon zwei so erfahrene Kollegen aus Hessen bei uns
haben, dann sollten wir vielleicht dafür
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