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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Kroeger
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richtigen Seite, das ist nicht mein Ding.«
    Er hatte ihn falsch eingeschätzt. »Na dann«, er sah auf die Uhr. »Wir machen jetzt zu.«
    Mehmet brachte die beiden zur Tür und sah ihnen nach, wie sie um die Ecke verschwanden, während er abschloss. Sein Blick glitt über die Straße.
    Plötzlich kniff er die Augen zusammen, geblendet von der frühen Abendsonne. Das konnte doch kein Zufall sein! Er musste sich täuschen. Oder doch nicht?
    Wenn es schon Ärger gab, zog er die direkte Konfrontation vor. Er sprintete los und verschwand zwischen den fahrenden Autos.

27 Depression
    Deine Füße bewegen sich wie von selbst die lange Portobello Road hinunter, aber dein Gehirn fühlt sich an wie ein ausgewrungener Lappen, der bei jedem Schritt im Kopf herumschlabbert. Klatsch!, schlägt er gegen die Schädeldecke und lässt Bruchstücke eurer Unterhaltung mit diesem Khan in deinem Bewusstsein nachhallen.
    Klatsch! »Sind Sie auf der Suche nach dem exotischen Kick?« Klatsch! »Macht es Sie interessanter?«
    Hast du es dir insgeheim gemütlich gemacht in der kleinen Welt, die Emma und Hinnarck für dich zusammengebastelt haben? Ein bisschen mit deinem exotischen Image gespielt und durch die ganze Heimlichtuerei die Projektionen noch angeheizt? Selbst jetzt ziehst du es doch vor, durch diesen von Nick inszenierten Krimi zu stolpern, statt dich endlich um ein neues Kino zu kümmern!
    Nick trabt schweigend neben dir her und sieht dich fragend an.
    »Wahrscheinlich hat er Recht. Ich sollte mich auf mein eigenes Leben konzentrieren«, murmelst du halblaut vor dich hin.
    Er hebt die Hände und scheint dir zu widersprechen, aber was er sagt, geht im Jaulen einer Ambulanz unter, die sich im Feierabendverkehr festgefahren hat.
    Deine Gedanken springen schon wieder zurück. Was dich ärgert, ist, dass der Journalist dich so leicht aus der Fassung bringen konnte. Nichts, aber auch gar nichts konntest du ihm entgegensetzen, weil du keinen Standpunkt hast, den es zu verteidigen gibt. Weder beruflich noch persönlich. Und politisch schon gar nicht.
    Damals, in deinem ersten Sommer in Hamburg, hast du mit Theresa ein Filmprogramm über Neofaschismus zusammengestellt. Drei Wochen seid ihr durch die Republik getourt mit irgendwelchen linken Theorie-Größen und halb-offiziellen Popstars, mit denen du dich kaum zu reden getraut hast. Dann, in Dresden, kamen ein paar Punks, die euch als West-Linke beschimpft haben, die sich selber feiern. Verunsichert bist du nach Hause gefahren und hast dich anderen Dingen zugewandt.
    Du hast keine Bodenhaftung. Jemand gibt dir einen Schubs, und schon wechselst du die Richtung.
    »Hallo? Erde an Mattie!«
    Der Krankenwagen ist weg und Nicks Gesicht ist direkt vor dir zu einem grinsenden Standbild eingefroren. Aus deinem Bauch steigt gegen deinen Willen ein befreiendes Lachen hoch. Der Tag, an dem du eine ernsthafte Unterhaltung mit Nick führen wirst, ist noch nicht gekommen.
    »Du hast mir nicht zugehört, dabei habe ich dir gerade eine lange Abhandlung über die Depression der Detektive gehalten, die man nur mit noch mehr Arbeit und noch mehr Whisky kurieren kann!«
    Sein Galgenhumor treibt dich in die Opposition. Wenigstens etwas. »Dann sag mir mal, Partner, wo wir noch mehr Arbeit herbekommen! Was wir suchen, ist eine Stecknadel im Heuhaufen. Ebenso gut können wir jedem indischen Menschen in London hinterherlaufen!«
    »Ja genau!« Nick ist einfach nicht totzukriegen. »Darum müssen wir jetzt dahin, wo die Population an Stecknadeln am größten ist. Und außerdem kenne ich dort ein gutes Restaurant. Ich hab Hunger.«
    »Falls du es wiederfindest«, ist das Einzige, was du diesem Vorschlag in Ermangelung eines besseren noch hinzuzufügen hast.

28 Handycam
    Wenn er den Weißabgleich der Kamera auf Automatik stellte, sah die funzelige Beleuchtung im Restaurant okay aus, aber die Brick Lane draußen vor dem Fenster leuchtete unnatürlich blau. Nick drehte hektisch am Rädchen, bis im Sucher das Symbol einer kleinen Sonne erschien. Jetzt war es drinnen knallorange und draußen in Ordnung. Er stöhnte.
    Mittlerweile hatte Mattie sich sowieso schon ihre Jacke angezogen. Er brauchte ihr nur durch die Tür auf die Straße zu folgen und das Problem hatte sich von selbst erledigt.
    Ein Mann mit Turban und Aktenkoffer lief eilig an ihnen vorbei.
    »Aus dem Weg! Halt dich aus der Kameraperspektive, hier läuft eine Beweisaufnahme.« Nick tastete mit der Hand nach Matties Rücken und schob sie aus dem Bild. Dann

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