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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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um. «Nach Aussage der Rezeption hat Brooks so gegen elf eingecheckt. Er hatte nicht reserviert und schien allein zu sein.» Er hockte sich hin, hob das Weinglas mit einem Stift an, betrachtete es und legte es zurück auf den Boden. «Ziemlich spät, um unangemeldet einzuchecken. Vielleicht sind sie vorher ausgegangen, zum Essen oder so, und danach hergekommen.»
    «Sobald der Gerichtsmediziner seinen Mageninhalt untersucht hat, wissen wir mehr», sagte ich und betrachtete die zugezogenen Vorhänge, das leise auf einen lokalen Jazzsender eingestellte Radio, die Weinflasche. «Die beiden waren auf jeden Fall verabredet. Vielleicht gibt es eine Notiz in seinem Terminkalender, vielleicht findet man etwas in der Anrufliste auf seinem Handy. Das Treffen kam nicht spontan zustande. Es war geplant.»
    «Sehe ich auch so», meinte Rauser. Jemand rief ihn nach unten. Als er zurückkehrte, hatte er neue Informationen. «Williams hat mit der Empfangsdame gesprochen, die die Leiche gefunden hat. Ihr war aufgefallen, dass die Tür offen stand, also hat sie hineingeschaut und gerufen. Als niemand antwortete, sah sie sich um, kam nach oben und ging ins Schlafzimmer, entdeckte die Leiche und rannte wie von der Tarantel gestochen davon. Sie schwört, dass sie, abgesehen von der Tür und dem Treppengeländer, nichts angefasst hat.»Rauser überlegte einen Moment. «Er hat die Tür offen gelassen. Der Scheißkerl wollte anscheinend, dass die Leiche sofort entdeckt wird. Warum nur?» Er hielt kurz inne und beantwortete sich die Frage dann selbst. «Damit er aus der Nähe beobachten kann, wie wir kommen, wie die Lichter angehen und wie wir uns alle auf den Füßen rumtrampeln, um seine Sauerei aufzuräumen. Wahrscheinlich ist er abgehauen, als wir anfingen, die Schaulustigen zu filmen. Vielleicht aber auch nicht, oder?»
    Zweieinhalb Stunden verstrichen, bis Jo Phillips ihre Messungen beendet hatte und die Decke von der Leiche genommen werden konnte. Ken Lang stülpte braune Papiertüten über die Hände des Opfers und sicherte sie mit Gummibändern, damit keine Spuren verlorengingen, wenn die Leiche untersucht und schließlich in die Gerichtsmedizin transportiert wurde. Allerdings ist es schwer, Spuren unter Fingernägeln zu isolieren. Im Fernsehen erhalten die Experten auf diese Weise Unmengen von Fasern und DN A-Material , in Wirklichkeit findet man jedoch meistens nur Dreck und Erde, womit man kaum etwas anfangen kann.
    Nachdem Rauser die Decke abgehoben hatte, sahen wir die typischen Stichwunden in den Beinen und Hinterbacken des Opfers, dazu Bissspuren in den Oberschenkeln, im Gesäß und im unteren Rückenbereich.
    «Damit ist wohl alles klar», sagte Rauser leise. «Okay, schieben wir das Hemd hoch.»
    Ein Mitarbeiter der Spurensicherung hatte das Filmen mit der Videokamera übernommen, während Ken Lang Fotos machte und in sein Diktaphon sprach. «Verletzungen durch eine scharfe Klinge, Schnitt- und Stichwunden im Gesäß, in den Oberschenkeln, in den Seiten und im Steißbereich. Minimale Blutung und Schwellung an diesen Stellen. Wahrscheinlichnach Eintritt des Todes zugefügt. Bissspuren im Nacken, in den Schultern, im Gesäß, im Steißbereich und in den Oberschenkeln.»
    Alles sah exakt so aus wie bei den anderen Opfern, die Stichwunden und Bissspuren befanden sich in den gleichen Körperzonen, auch die Position der Leiche und die Inszenierung des Tatortes entsprach den vorherigen Fällen. Der Täter war eindeutig derselbe, nur mit dem Opfer war etwas anders. Es gab keine Hautabschürfungen, keine Fesselmale. Also hat kein Kampf stattgefunden, dachte ich. Weshalb? Mein Gefühl sagte mir, dass die Antwort tausend andere Fragen beantworten würde.
    «Mein Gott», sagte Rauser, nachdem Ken Lang die Untersuchung der Rückseite der Leiche beendet hatte und sie schließlich umgedreht worden war. In der Kehle klaffte eine hässliche Stichwunde, was die große Blutmenge erklärte, die in die Matratze gesickert war. Brooks’ Gesichtsausdruck erzählte uns nichts und gab kein Geheimnis preis. Er sah aus, als wäre er einfach eingeschlafen. In der Leistengegend fanden sich zahlreiche Stichwunden und auf beiden Seiten zwischen den Rippen und den Hüftknochen tiefe Bissspuren.
    Als Rauser erneut nach unten gerufen wurde, folgte ich ihm. Ich brauchte frische Luft und wollte raus aus diesem Schlafzimmer. Einer der Detectives hatte den Wagen des Opfers gefunden. David und sein Mörder waren entweder getrennt gekommen, oder der Täter hatte

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