Cute & Winter: Eiskaltes Verlangen (German Edition)
genug. Aber so direkt könnte ich keine Namen nennen.“ Er lächelte ironisch. „Bis auf Dennis vielleicht.“
René seufzte. Da war Cem leider nicht der Erste.
„Und Til Maurer? Er war doch wütend auf Sieben...“
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Ein junger Arzt schaute herein und zuckte beim Anblick von René ein wenig zusammen. „Oh, Entschuldigung.“
Cems Gesicht veränderte sich für eine Sekunde, aber René konnte nicht ausmachen, woran das lag. Dann war der Moment schon vorüber.
Der Arzt, ein großer hagerer Typ mit eng zusammenstehenden Augen und leicht vorstehenden Zähnen sah zwischen Cem und René hin und her. „Ich komme später wieder“, verkündete er.
René fragte sich, warum er nicht angeklopft hatte. Er war wohl sehr in Gedanken gewesen, vielleicht ein überarbeiteter Assistenzarzt.
Die Tür schloss sich hinter ihm und Cem wandte sich wieder René zu. „Til ist es nicht gewesen“, sagte er. „Er hat ihm nur Angst machen wollen. Aber er hätte sich einen öffentlichen Streit mit Siebenlist gar nicht leisten können, von einem Mord ganz zu schweigen.“
René seufzte noch einmal. Er war keinen Schritt weiter.
19
Renés Handy meldete einen Anrufer. Er kannte die Nummer nicht.
„Winter?“
„Hey Schnüffler, ich bin’s, Til. Wollte nur sagen, dass ich die Aufnahme habe.“
„Auf CD?“, fragte René. Er war überrascht, dass Til sich so schnell meldete. Hatte er sie vielleicht die ganze Zeit schon gehabt?
„Nein, auf Super8! – Natürlich auf CD. Soll ich vorbeikommen oder treffen wir uns woanders?“
„Ich bin sowieso unterwegs, ich komme bei dir vorbei.“ René zögerte einen Moment. „Hast du dir schon überlegt, was du als Gegenleistung willst?“
Tils Lachen war eine Spur zu dreckig. Es gefiel René nicht besonders.
„Lass uns erst mal treffen.“
René fuhr zu Til Maurers Wohnung und parkte direkt vor dem Haus zwischen zwei Bäumen. Durch Zufall war gerade ein Platz frei geworden. Er umrundete einen riesigen Hundehaufen, den jemand mit einem Fahrrad in der Mitte geteilt hatte.
Ungeduldig klingelte er unten an der Tür und wartete, bis Til den Summer betätigte.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend erreichte er den zweiten Stock, Til erwartete ihn in der Tür. Er wirkte übernächtigt, grinste René aber freundlich an.
„Komm rein.“
René betrat die Wohnung und wartete in Tils kühlem Wohnzimmer. Noch immer überlegte er, was Til wohl als Gegenleistung erwartete. Er befürchtete das Schlimmste.
Der kam mit einer CD-ROM zurück und reichte sie René. „Hier hast du dein Filmchen. Ist aber nichts für schwache Nerven, sag ich dir gleich.“
„Meinst du, ich hätte schwache Nerven?“, fragte René gereizt.
Til lachte, sagte aber nichts dazu.
„Weiß Herdecke, dass jemand Zugriff auf seinen Rechner hatte?“
Til schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand über seine frisch rasierte Glatze. „Glaube nicht. Mike ist ein echter Fuchs, wenn’s ums Hacken geht. Er hat es so aussehen lassen, als hätte ein Virus Herdeckes Rechner geschrottet.“
René runzelte die Stirn. „Und wie ist er dann noch an diese Aufnahme gekommen?“
Til lächelte hintergründig. „Er hat sich das alles vorher kopiert ...“
Natürlich, dachte René. Die Jungs waren clever. Wenn es mal um eine kleine Erpressung ging oder um eine Auseinandersetzung vor Gericht ...
Maurer warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich muss gleich los. Kannst du mich mit in die Stadt nehmen?“
„Ja.“ René zögerte kurz, dann beschloss er, einen Versuchsballon steigen zu lassen. Er glaubte nicht, dass Til der Täter war. Und wenn doch – würde er es gleich wissen.
„Sag mir, warum du das Buch „Gifte und Vergiftungen“ auf dem Tisch hattest. Und überleg dir deine Antwort genau.“ Til sah ihn verdutzt an, dann begann er zu lachen. „Das Buch gehört gar nicht mir! Das hat ein Freier hier liegen lassen. Ist noch gar nicht so lange her.“
Nun war es an René, erstaunt zu sein. War das nur eine billige Ausrede von Til? Aber war er wirklich clever genug, sich so schnell eine derartige Ausrede einfallen zu lassen? Er war weder unangenehm überrascht gewesen noch rot geworden. Til grinste noch immer.
„Weißt du, ich habe öfter mal Freier, die aus akademischen Kreisen kommen“, klärte er René auf. „Warum der Typ das Buch hier hat liegen lassen, weiß ich allerdings auch nicht. Muss wohl sehr in Gedanken gewesen sein. Ich habe jedenfalls mal reingeschaut,
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