Cute & Winter: Eiskaltes Verlangen (German Edition)
einem unbeschwerten Grinsen. Er wollte nicht, dass Dennis sich Gedanken machte. Aber er selbst hatte Mühe, die Bilder des Videos aus seinem Kopf zu verbannen.
René musste den Wagen ein Stück weit entfernt parken. Die Parkplätze vor dem grauen Mehrfamilienhaus waren alle besetzt.
Er warf noch einen Blick auf die digitale Uhr in seinem Wagen. Kurz nach neun, hoffentlich traf er Mike in seiner Wohnung an.
Kalter Nieselregen benetzte sein Gesicht, als er ausstieg. Eilig machte er sich auf den Weg zur Haustür. Er klingelte bei Mike Bach, aber niemand reagierte. Verärgert klingelte er erneut, diesmal länger. Nichts.
Gerade, als er frustriert gehen wollte, öffnete sich die Tür und eine junge Frau mit einem Kind auf dem Arm trat heraus. Geistesgegenwärtig hielt René ihr die Tür auf. Die Frau bedankte sich lächelnd, und René war im Haus.
In welcher Etage wohnte Bach? Dritte? Die Beleuchtung im Treppenhaus war grauenhaft. René fühlte sich wie im Leichenschauhaus, und eine Gänsehaut überzog seine Unterarme. Aber wenigstens war es sauber – wie im Leichenschauhaus ... Die Titelmusik von „Six feet under“ dudelte in seinem Kopf.
Er wusste nicht genau, warum er Bachs Wohnung einen Besuch abstatten wollte, wo dieser doch nicht da war. Neugier, war sicher eine Berufskrankheit.
Im dritten Stock angekommen, klingelte er vorsichtshalber noch einmal an der Tür, auf der ein kleines weißes Plastikschildchen mit dem Namen „Bach“ angebracht war. Vielleicht war der Bursche doch zu Hause und hatte nur keine Lust, aufzumachen?!
Aber nichts rührte sich. Da fiel René der Spalt auf, der zwischen Tür und Zarge bestand. Er drückte sanft mit dem Ellenbogen dagegen und tatsächlich – die Tür war unverschlossen. Zögernd trat er ein.
Warum war Bachs Tür offen? Ein Zufall? Erwartete der Typ vielleicht jemanden?
René war auf der Hut. Die Sache gefiel ihm nicht. Sollte er vorsichtshalber auf sich aufmerksam machen? Nach Bach rufen? Nicht, dass dieser ihn für einen Einbrecher hielt. Er schätzte es nicht, wenn man ihm auflauerte, um ihm eine Bratpfanne über den Schädel zu ziehen.
Vielleicht kam Bach ihm allerdings auch gleich nackt entgegen? Oder in irgendeinem sexy Outfit! Es konnte doch sein, dass er die Tür für einen Lover offen gelassen hatte?! Oder für einen Freier?
René rümpfte die Nase. Sollte er die Wohnung wieder verlassen? Aber wo er nun schon einmal hier war ...
Er zog sich den Ärmel seines Pullovers über die Hand und tastete nach einem Lichtschalter im Flur. Eine ganze Batterie Halogenbirnen flammte über ihm auf, und René sah sich um. Er stand auf einem arg strapazierten dunkelgrauen Teppich, die ehemals weiß gestrichenen Wände hätten dringend eines neuen Anstrichs bedurft. Offensichtlich war Bach Raucher. Zwei Lederjacken und ein schwarzer Schal hingen an der Garderobe, ein kitschiger Sonnenuntergang direkt daneben an der Wand.
René ging weiter. Rechts vom Flur ging eine winzige Küche ab, links vermutlich das Schlafzimmer, die Tür war geschlossen. Geradeaus schien sich das Wohnzimmer zu befinden, eine Straßenlaterne beleuchtete den Raum halbherzig.
René trat weiter in das Zimmer hinein, auf der Suche nach einem Lichtschalter, und stieß mit dem Fuß gegen etwas Weiches, das auf dem Boden lag. Eine Decke? Ein Kissen? Doch noch bevor er den Schalter gefunden hatte und Licht die Szenerie überflutete, stellten sich die kleinen Härchen in seinem Nacken auf. Der Geruch in diesem Raum sprach für sich, und sein Gehirn hatte sich den Rest mittlerweile zusammengestrickt.
Er wich einen Schritt zurück und sah in das Gesicht des toten Mike Bach. Dessen gebrochene Augen starrten in seine Richtung, sein Gesicht zeigte Überraschung und Schmerz. Vielleicht hatte er aber auch schon zu Lebzeiten so ausgesehen.
In seiner Brust, zwischen den Rippen, steckte ein Messer mit langem, schwarzen Griff. Bluthatte sich in einer recht großen Lache um ihn herum ausgebreitet, war aber mittlerweile getrocknet.
René spürte eine leichte Übelkeit in sich aufsteigen. Er hasste den Anblick von Toten, speziell von Ermordeten. Und dass es sich hierbei um einen Mord handelte, daran bestand wohl kein Zweifel. Es war unwahrscheinlich, dass Bach versehentlich in das Messer gefallen war – oder das Messer auf ihn.
Leider hatte René sich noch immer kein dickeres Fell zugelegt, obwohl er durch seinen Job schon das eine oder andere Mal mit dem Tod konfrontiert worden war.
Er zog das Handy aus seiner
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