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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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Orks nach den Düften der Speisen schnüffelten, die in diesem Augenblick bereits kurz vor dem Speisesaal angekommen sein dürften. Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihr „Hauptopfer“ und wurde von einem misstrauischen Blick empfangen. Ihr Seitenblick auf die hungrigen Orks hatte offensichtlich die Fassade des aufgeregten kleinen Mädchens schwer beschädigt.
    „Na schön, ich habe etwas dick aufgetragen“, erklärte Hroki mit einem verlegenen Schulterzucken und ließ widerwillig Cvons Hand los. „Aber das Essen ist wirklich besonders gut, nicht vergiftet und wird auch nicht zurückverlangt, wenn du Papas Vorschlag nicht annehmen willst.“ Sie grinste frech und weichte damit den bohrenden Blick der Menschenfrau entscheidend auf. Sie liebte es manchmal, sich wie ein kleiner Mensch über alle Gesetze der Höflichkeit hinwegzusetzen.
    Cvon sah erst den freundlich lächelnden Gastgeber, dann den etwas kleineren ihrer orkischen Begleiter an. Der Grünhäutige zuckte auf seltsam menschliche Art mit den Schultern. Dann heftete sich der Blick ihrer grünen Augen wieder auf Hroki. Die Etherna las eine unerhörte Menge an Emotionen in diesem Blick. Die Frau war der erste Mensch, der Hroki begegnete, dessen Persönlichkeit womöglich beinahe die Vielschichtigkeit des ethernischen Geistes widerspiegelte. Hroki war beeindruckt.
    „Na schön.“ Die Kriegerin nahm mit einer geschmeidigen Bewegung das wuchtige Schwert von ihrem Rücken und lehnte es an den Tisch. Die unhandliche Waffe stand so schnell an ihrem Platz, dass Chendai erschreckt zusammenfuhr. Amüsiert registrierte Hroki Cvons düsteren Blick auf den überforderten Leibwächter. „Aber der da wird nicht hinter mir herumstehen“, meinte sie mit einem Kopfnicken in seine Richtung.
    „Selbstverständlich nicht“, stimmte Hroki zu. „Chendai ist mein Leibwächter und immer etwas unruhig, wenn in meiner Nähe eine Waffe gezogen wird.“ Mit einer geistigen Anweisung beorderte sie den unruhigen Mann auf die andere Seite des Tisches. Noch bevor er dort ankam, klopfte Gondul-Mat, der minotaurische Haushofmeister mit dem goldenen Zeremonienstab dezent auf den Boden, um die Aufmerksamkeit von Hrokis Vater zu erlangen.
    „Euer Gnaden, bitte gestattet mir, das Werk der Küche auftragen zu lassen.“ Wie nicht anders zu erwarten, erntete er ein Nicken des Hausherrn und klopfte erneut auf den Boden.
     
    Während diese Formalitäten ihren Lauf nahmen, setzte sich Cvon mit wachsamem Blick auf den ihr zugedachten Stuhl und versuchte, aus der merkwürdigen Etherna, die ihr selbst im Sitzen nur an die Nase reichte, schlau zu werden. Am Rande nahm sie Loric und Duice wahr, die sich ebenfalls erst jetzt setzten und damit unterschwelligen Ärger in ihr provozierten. Sie war nicht die Anführerin der beiden und wollte das auch nicht sein.
    Breite Flügeltüren wurden aufgestoßen und eine Dienerparade schritt in den Saal. Die ersten beiden trugen jeweils ein überdimensioniertes, mit Leder bezogenes Kissen und marschierten beiderseits des Tisches auf Hsul und seine Tochter zu. Zwei weitere Diener trugen die für die beiden vorgesehenen Stühle aus dem Saal, während die Kissenschlepper ihre unhandliche Fracht geschickt in die entstandene Lücke schoben. Hroki reagierte auf Cvons irritierten Blick mit einem schiefen Lächeln:
    „Wir haben es wirklich versucht, aber menschliche Sitzmöbel sind einfach unbequem, wenn man einen Schwanz hat.“ Damenhaft geziert kletterte die kleine Etherna auf die weiche Sitzgelegenheit, breitete feinsäuberlich ihren Rock aus und setzte sich umständlich zurecht. Duice sah ihr leicht debil dabei zu und verzog dann das zerfurchte Gesicht zu einem unverschämten Grinsen. Loric schlug ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf, was den Hausherren und Hrokis nervösen Leibwächter zusammenzucken ließ. Cvon bekam all dies nur im Augenwinkel mit, weil die Etherna ihr detailreich schilderte, was für Gerichte die Diener gerade servierten, woraus sie bestanden, setzte ihr die kulturellen Hintergründe auseinander und machte deutlich, welcher Tradition der Koch des Hauses folgte. Es war erstaunlich, dass ein kleines Wesen wie sie so lange sprechen konnte, ohne zwischendurch Luft holen zu müssen.
    Die Kriegerin gab den Versuch, die Gesprächsführung wieder an sich zu reißen, auf und beschloss, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Sie würde sich auf Hsuls Kosten den Bauch mit erlesenen Speisen füllen, sich irgendwann seinen Vorschlag

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