Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
größte ...“
„Das wäre wohl der größte Segen für dieses ausgeblutete Land, meint Ihr nicht?“, schnitt ihr der Etherna das Wort ab.
„Ich kann vielleicht nicht lesen, Hsul, aber ich bin nicht dumm genug, mich von Euch benutzen zu lassen.“
„Offensichtlich ist Eure Intelligenz auch nicht ausreichend, Euch zumindest anzuhören, was ich Euch anzubieten habe. Es gibt tausende von Kriegern mit besseren Manieren; warum glaubt Ihr, dass ich ausgerechnet Euch um Hilfe bitte?“
„Das weiß ich nicht und es ist mir vollkommen gleichgültig. Ich bin kein Mörder, den man kaufen kann.“ Etwas ärgerlich über sich selbst realisierte Cvon, dass sie auf halbem Weg zur Tür stehen geblieben war, um ihm die Stirn zu bieten. Was war so wichtig daran, ihm die Meinung zu sagen? Es war absolut idiotisch, sich mit ihm auf ein Rededuell einzulassen. Auf diesem Schlachtfeld konnte Cvon gegen einen Mann wie Hsul nur verlieren.
„Ich suche keinen Mörder, sondern jemanden, der diesen Krieg für mich gewinnt, ohne einen einzigen Bewohner dieses Landes zu töten.“
Verblüfft starrte Cvon ihn an. „Wie stellt ihr Euch das vor?“ Die Frage war ihr über die Lippen gekommen, bevor sie realisierte, dass er damit gewonnen hatte. Sie widerstand der Versuchung, sich auf die Zunge zu beißen. Hsuls Ausdruck änderte sich nicht sichtbar, dennoch vermeinte sie, so etwas wie Triumph in den Reptilienaugen schimmern zu sehen.
„Ich brauche jemanden, der eine Armee für mich rekrutiert, die nicht kämpfen muss, um zu siegen. Eine Armee, deren bloßes Erscheinen meine Gegner zur Kapitulation zwingt.“ Hsul machte eine effektvolle Pause. „Eine Armee, die aus Theravor besteht.“
Obwohl Duice nicht viel mehr als das Wort „Theravor“ verstanden haben konnte, sah er aus, als fiele er jeden Augenblick in Ohnmacht und auch Lorics Gesicht hatte einen ungesunden Gelbton angenommen. Nur Cvon konnte sich einer morbiden Faszination nicht entziehen.
Die Theravor waren die gefürchteten Bewohner der Südlande und der Grund dafür, warum das riesige Gebiet seit Jahrtausenden keine Form von Zivilisation kannte. Die plumpen Echsenmenschen mit den wuchtigen Schädeln, den winzigen Augen und einem unbezähmbaren Hass auf die Etherna, galten als der Inbegriff des Chaos; selbst Rhar, der Gott der Gewalt, des Verlustes und der Zerstörung ließ sich in seinen Tempeln als Theravor verehren.
Das Wenige, was man über sie wusste, hatte sie zur Legende und zu Hauptakteuren in zahlreichen Horrorgeschichten gemacht. Wenn sie kamen, kamen sie ohne Warnung. Sie erschienen wie aus dem Nichts und genau das war es auch, was sich ihrer barbarischen Kraft entgegenstellen konnte – nichts.
Ihre Welt kannte genau zwei verschiedene Arten von Lebewesen: Freunde und Beute. Hungrig fielen sie über jeden Zweibeiner her, der sich in ihr Gebiet verirrte, und schreckten auch nicht davor zurück, ihre eigenen Artgenossen zu verspeisen.
Die Theravor genossen einen Ruf, der selbst hartgesottene Kämpfer Missionen in die Südlande ablehnen ließ und Gerüchte von ihrer Anwesenheit hatten schon kleine Völkerwanderungen ausgelöst.
Dass ausgerechnet ein Etherna eine solche Truppe zur friedlichen Eroberung und zur Wiederherstellung der Ordnung in Vuna einsetzen wollte, war so absurd, dass Cvon ihren Zorn beinahe vergaß.
„Wie stellt Ihr Euch das vor?“ Die Kriegerin sah Hsul jetzt beinahe interessiert an, was ihre beiden orkischen Begleiter unruhig von einem Fuß auf den anderen treten ließ. Doch der Feldherr legte nur entspannt die Hände auf den Tisch. Seine Pupillen wechselten kurz zu safrangelb, dann sah er sie wieder mit seiner entnervenden Ruhe an.
„Alles folgt Gesetzmäßigkeiten. Auch die Theravor. Ich habe einen Weg gefunden, einer Frau mit überragenden kämpferischen Fähigkeiten eine Chance zu verschaffen, die absolute Kontrolle über einen Theravorstamm zu übernehmen.“
Es ist unerträglich heiß in dem großen Saal . Die Luft ist tot und scheint die vielen Feuer, die dem Raum die Luft zum Atmen nehmen, auch in ihrer Brust entzünden zu wollen. Die rauchlosen Flammen sind überall, fressen sich durch trockenes Holz und lassen den beiden Besuchern nur die nötigste Luft.
Jeder Atemzug ist eine Qual, doch es ist wichtig, dass sie heute hier ist. Lecune ist es wichtig. Sie lebt seit fast zwei Jahren bei ihr. Niemals fiel ein böses Wort, niemals wurde sie zu etwas gezwungen. Cvon wird alles tun, was Lecune gut tut.
In der Mitte
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