Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
warfen sie ihr Leben in die Waagschale, weil sich Cvon entschieden hatte, diesen irrsinnigen Plan zu versuchen. Sie schwankte zwischen Wut, Erstaunen und Rührung. Ärgerte sich darüber, das Ziel einer beinahe religiösen Verehrung geworden zu sein, und konnte gleichzeitig eine gewisse Sympathie für die drei nicht unterdrücken. Gegen ihren Willen spürte Cvon die Verantwortung wie eine schwere Hand auf ihrer Schulter liegen.
„Naginar ist in Ordnung“, meinte Loric grinsend. „Auch wenn er nie weiß, wann er die Klappe halten muss.“ Der Ork lehnte geduldig an einer halb abgebrannten Scheune und wartete wie der Rest von ihnen auf die Ankunft der Tochter ihres Auftraggebers.
„Dafür hat er ein erstaunliches Alter erreicht.“ Die melodiöse Männerstimme ertönte so nah hinter Lorics Rücken, dass dieser einen Satz nach vorne machte, um mit zum Schlag erhobener Axt herumzufahren. Innerhalb von Sekunden standen Duice und Naginar mit der Waffe in der Hand neben ihm.
Doch der hochgewachsene Elf, der geschmeidig aus dem Schatten der Scheune trat, lachte nur. „Das mit dem Alter gilt übrigens auch für dich. Wäre ich einer von Vontares Leuten gewesen, wärest du jetzt tot, Ork.“ Er war vollends in dunkles Leder gehüllt und bewegte sich mit der Arroganz von jemandem, der vom Erfolg verwöhnt wurde. Kein bisschen eingeschüchtert stand er mit seinem abgespannten Bogen in der Hand vor dem wutschnaubenden Ork und machte keinen Hehl daraus, wie sehr ihm der orkeigene Geruch der drei Freunde missfiel.
„Ganz egal wer du bist! Schleich dich nochmal so an und deine Zähne hängen an meiner Kette“, blaffte Loric.
„Na sowas. Der erste Ork, der sich durch meine schlechten Manieren belästigt fühlt“, meinte der Elf mit aufreizendem Spott in der Stimme und sah sein um beinahe zwei Köpfe größeres Gegenüber herausfordernd an.
„Gut, wir wissen jetzt, dass du ein Großmaul bist“, meinte Cvon mit ihrer leisen Stimme und dem vertrauten Kratzen in der Kehle gelassen. „Vielleicht teilst du uns auch noch mit, was du von uns willst.“ Cvon war wirklich nicht in der Stimmung für Hahnenkämpfe und Versteckspiele.
Loric grinste den Elfen schadenfroh an, doch der hob nur eine Augenbraue und wandte sich der Kriegerin zu. Dann erschien ein spöttischer Ausdruck um seine Mundwinkel.
„Verzeiht die Missachtung, meine Dame.“ Ungerührt schluckte er die Grobheiten und vollführte gekonnt eine tiefe Verbeugung. „Mein Name ist Phalil, Kundschafter in Diensten des weisen Hsul. Es wird meine Verantwortung sein, Euch durch die gefährlichen Gebiete, die vor uns liegen mögen, zu geleiten.“
„Ich bin nicht deine Dame“, meinte Cvon schroff. „Und Hsul hat nichts von einem Aufpasser gesagt“.
„Mir ist klar, dass eine so großartige Kriegerin, wie Ihr es seid, nicht einmal dann meines Schutzes bedarf, wenn sie mit drei Orks durch die Wildnis reist“, stichelte er und schien sich über Lorics dunkel verfärbtes Gesicht zu freuen. „Aber wir werden die Ehre genießen, die einzige Tochter Hsuls in unserer Mitte zu haben. Ihr erwartet hoffentlich nicht, dass sie völlig ohne Schutz unterwegs ist?“
„Wenn Hsul seinen Beinahmen zu Recht trägt, würde er niemanden zum Schutz seiner Tochter schicken, der noch vor der Begrüßung Streit mit drei mitreisenden Orks sucht.“
Die Überraschung ließ für einen Moment den spöttischen Ausdruck um Phalils Mundwinkel verschwinden. Grinsend übersetzte Loric das Gesagte, doch das Gelächter der Orks schien für den Elfen keine Rolle zu spielen. „Ihr redet respektlos über den weisen Hsul?“
„Wenn es sein muss, tue ich auch das. Aber im Moment frage ich mich einfach, warum wir dich mitnehmen sollten.“
„Bei allem gebotenen Respekt, Kriegerin Cvon. Ihr erwartet nicht, dass der weise Hsul Euch um Erlaubnis fragt?“
„Ohne mich findet dieser Ausflug nicht statt, Phalil. Wenn du mich nervst, kannst du gleich wieder auf Hsuls Schoß zurückkriechen.“ Kühl sah sie ihn an.
Blanke Wut loderte in seinen Augen, aber seine Mimik hatte er grandios unter Kontrolle. Ohne den spöttischen Zug um seine Mundwinkel zu verlieren, überspielte er seine Sprachlosigkeit und versuchte, sie mit glühenden Augen niederzustarren. Andere wären vom zwingenden Blick seiner beinahe türkisen Iris vermutlich beeindruckt gewesen, doch bei Cvon stieß sein Zorn auf nichts als Gleichgültigkeit.
Er war nicht der erste Schnösel, der sich auf die eine oder andere Art an ihrer
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