Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
Feste blicken ließ. Es gab viele Berichte über extreme Grausamkeiten seiner nur aus Elfen bestehenden Truppen.
„Und warum kämpft Ihr um Vuna, wenn Euer Ziel beinahe eine Tagesreise entfernt liegt?“
„Ich kämpfe nicht ‚um‘ sondern operiere ‚in‘ Vuna, um Uvia’lys und seine unmittelbare Umgebung nicht zu gefährden. Sobald Vuna unter meiner Kontrolle ist, wird nur ein Minimum von Gewalttätigkeiten erforderlich sein, um auch die Burg unter meine Kontrolle zu bekommen.“
„Ein Minimum von Gewalttätigkeiten ...“, hallte es in Cvons Geist nach. Angesichts der Tatsache, dass Vontares durchaus als eine der drei stärksten Bürgerkriegsparteien galt, schien ihr diese Einschätzung doch etwas zweifelhaft. Überhaupt nicht zweifelhaft war der Kriegerin jedoch, dass sie den schulmeisterlichen Vortrag des Ethernas allmählich satt hatte.
„Na schön ... und wieso glaubt Ihr, dass wir gemeinsame Interessen haben könnten?“, fragte sie schroff.
Hsul hielt einen Augenblick inne und Cvon sah, dass sich die Farbe seiner Augen einen Moment deutlich in ein helles Gelb verschob.
„Ihr seid sehr sprunghaft und ungeduldig.“ Gerade als Cvon ansetzte, ihm zu erzählen, wie sehr sie seine überhebliche Art schätzte, fuhr er schon wieder fort. „Für meine Arbeiten am Nexus benötige ich möglichst ideale Bedingungen im lokalen arcanen Netz. Durch die vielen Toten und die mit dem Bürgerkrieg verbundenen extremen Gefühle beschädigt dieser dummerhafte Krieg jedoch die empfindlichen Strukturen des Netzes und lockt astrales Ungeziefer an, das mich in meinen Forschungen behindern könnte. Mein Anliegen muss es also sein, für die Bewohner der Region möglichst angenehme Lebensbedingungen zu schaffen.“
Sein Gegenüber starrte ihn nur an. Und selbst für einen Menschen wäre es wohl unmöglich gewesen einzuschätzen, ob Cvon erstaunt und misstrauisch war, oder einfach abwartete.
Hroki wandte sich enthusiastisch ihrer Sitznachbarin zu: „Du wirst bestimmt gemerkt haben, dass die Kämpfe, seit sich Papa eingemischt hat, nicht mehr in Vuna selbst stattfinden, oder?“ Trotz der ethernischen Mimik sah man ihr deutlich den Stolz auf ihren Vater an. „Er hat lange ... äh ...“
Cvon reagierte überhaupt nicht auf die kleine Etherna. Sie hatte das Geschwätz endgültig satt und beugte sich weit über den Tisch zu Hsul hinüber: „WAS wollt Ihr von MIR, Hsul?“
Hsul begegnete ihrem bohrenden Blick so unbeeindruckt wie immer und legte nachdenklich den Kopf schief. Hroki bewunderte den Großmut und die Beherrschung, mit der er dem barbarischen Gehabe der Menschenfrau begegnete. Nach einem endlos scheinenden Blickduell brach Hsul das Schweigen.
„Ich möchte, dass Ihr Vuna für mich erobert.“
Cvon und Loric klappten synchron die Unterkiefer herunter und einen Augenblick lang schien die Zeit buchstäblich einzufrieren.
„Ha!“ Cvon schüttelte ihre Erstarrung ab und steckte ohne ein weiteres Wort ihr Schwert weg. Kopfschüttelnd schob sie den Stuhl an die Tafel zurück und machte Anstalten zu gehen.
„Ihr solltet ...“, setzte Hsul an.
„Nein, Ihr solltet Euch mal untersuchen lassen. Ich wünsche Euch, dass jeder einzelne Tote, der Euch sein Schicksal zu verdanken hat, Euch jede Nacht besuchen kommt. Ich wünsche Euch ...“
„Ihr seid pathetisch.“
„Ich bin was?“ Cvon fuhr herum.
„Übertrieben gefühlvoll ... oder auch affektiert“, half Hroki freundlich aus und beantwortete den irritierten Gesichtsausdruck der Kriegerin mit ihrem treuherzigsten Blick.
„Ich biete Euch die Chance, über Euer Selbstmitleid hinauszuwachsen und ...“
„Erspart mir diesen Unsinn“, zischte Cvon schroff. Sie hatte nie in Selbstmitleid gelebt. Und wenn sie es getan hätte, hätte der Etherna es nicht wissen können. Mit dieser armseligen rhetorischen Finte hatte er seinen bei ihr gerade mühsam errichteten Respektbonus verspielt. „Massakriert Eure Unschuldigen selbst.“
Tief empfundener Hass war es, den sie mit diesen Worten in den Raum spie und der wie ein lebendiges Wesen nach den Anwesenden griff. Aus den Reaktionen der Anderen wusste sie, dass man – wie Mynora es einmal ausgedrückt hatte – den Tod in ihren Augen schimmern sah. Die anwesenden Wachen stanken geradezu vor Angst und selbst den Orks schien ihre Ausstrahlung die Herzen zusammenzuziehen.
„Wenn Ihr mir helft, wird es in Vuna nicht ein einziges weiteres Kriegsopfer geben“, erwiderte Hsul gelassen.
„Das ist wohl der
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