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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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zitterte nicht. Doch sie wusste, dass sie stärker auf ihn wirkte als auf die Anderen. Sein Kriegerinstinkt hatte ihre Natur besser erkannt, als selbst Vontares studierter Verstand es vermocht hatte. Doch auch wenn ihre Nase ihn verriet, würde er eher ersticken, als ihr gegenüber die Haltung zu verlieren. „Unser Versteck hätte nicht besser gewählt sein können.“
    „Das werde ich beurteilen, Arlton“, zischte Nishun dazwischen.
    „Danke Arlton.“ Tia-Lhor überging Nishuns Versuch, ihre Autorität nicht untergraben zu lassen. „Du kennst deine Aufgabe.“
    Arlton bestätigte das Offensichtliche und ehrte sie nach traditioneller Art mit der Geste der Loyalität. Es war ein gefährliches Spiel, das er spielte, auch wenn Tia-Lhor es äußerst amüsant fand. Besonders, weil es für ihn überhaupt kein Spiel war. Er hatte sie als seine Herrin gewählt und behandelte sie dementsprechend. Seine Kompromisslosigkeit war schmeichelhaft, aber nicht ungefährlich. Die Krieger folgten ihm und Vontares konnte sich eine derartige Untergrabung seiner Autorität nicht lange bieten lassen. Und Arltons „Gebieterin“ war im Prinzip auch nichts anderes als eine Gefangene, die sein Schicksal allenfalls verschlimmern konnte. Aber Spaß machte sein Spiel schon. Sehr viel Spaß.
    Die Elfen verschmolzen mit dem Wald und entzogen sich selbst Tia-Lhors scharfen Sinnen. Auch das würde anders werden. Ihr Geist spülte Bruchstücke von Wahrnehmungen ihres Vaters an die Oberfläche. Eindrücke von Jagd und fliehendem Wild. Vielleicht würde sie ihn suchen, wenn Vontares für seine Vergehen bezahlt hatte.
    Doch für das Wild, auf dessen Spur sie hergekommen waren, reichten ihre jetzigen Sinne mehr aus. Schon von weitem hörte sie schwere Schritte, deren tölpelhafte Lautstärke nicht einmal die Toten unberührt lassen konnte. Kaum vorstellbar, dass ...
    Der Elf erschien wie ein Geist auf der Lichtung. Tia-Lhor nickte anerkennend. Wenigstens ihre Vorhut konnte sich ausgezeichnet bewegen. Irritierend, einen Elfen auf der Seite des Etherna-Feldherren zu sehen. Vielleicht würde es doch noch eine angemessene Jagd werden. Oder doch nicht?
    Der Elf bewegte sich zwar wie ein Geist, schien sich aber nicht im Mindesten für seine Umgebung zu interessieren. In den zugewachsenen Wegrändern hätte sich ein ganzer Trollstamm verbergen können, ohne von ihm wahrgenommen zu werden. Zudem führte er seine Gruppe über den bequemsten Weg durch diesen hügeligen Wald und damit direkt unter ihrer Anhöhe hindurch. Nishun sollte sich bei ihm für die wunderbare Schusslinie bedanken. Wahrscheinlich war er nicht phantasievoll genug, Hsuls Feinden eine Verfolgung in dieses unwegsame Gelände zuzutrauen. Stümper. Enttäuscht verzog sie das Gesicht.
    Nur zwei Minuten später betraten die Opfer den Schauplatz. Die Menschenfrau mit der albernen Gesichtsbemalung und dem überdimensionierten Schwert auf dem Rücken war ohne Frage die Zielperson. Tia-Lhor gönnte ihr nicht mehr als einen Seitenblick; Arlton konnte auf diese Entfernung überhaupt nicht danebenschießen. Die Frau auf dem seltsamen Pferd war zweifellos Hsuls Tochter, wie man spätestens an Chendai, dem unbestechlichen Leibwächter an ihrer Seite, erkennen konnte. Der Rest der Gruppe bestand aus drei Orks, die mit groben Äxten bewaffnet waren und in erster Linie durch ihre kaum zu überhörenden Schritte auffielen. Unfassbar, wie leichtfertig Hsul mit dem Leben seiner Tochter umging.
    Nishun verriet durch ein zufriedenes Grinsen, dass sie zum gleichen Schluss gekommen war. Das Auslöschen der Gruppe würde der Magierin dringend benötigte Anerkennung bei ihrem Mentor verschaffen. Ihr fehlte der Sportsgeist um zu erkennen, dass dieser Überfall absolut keine Herausforderung war. Aber auch für Vontares war „Ehre“ allenfalls ein Schmuck, der im Krieg nur hinderlich war. Und Vontares befand sich immer im Krieg.
    Die Magierin verständigte sich durch ein Nicken mit ihren Untergebenen und begann dann, einen relativ mächtigen Zauber zu weben. Wie immer sah Tia-Lhor gebannt zu und versuchte, alle Dimensionen des Tuns der Anderen in sich aufzunehmen. Nishun intonierte kaum hörbar einige fremdartige Worte und breitete ihre Hände wie einen Fächer aus. Geschickt zerquetschte sie ein kleines eiförmiges Gebilde zwischen ihren Daumen und machte eine wedelnde Handbewegung.
    Die Wirklichkeit schien sekundenlang zu beben. Wellen arcaner Energie überspülten den Weg, die Opfer und den Wald rund herum.

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