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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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nach. 
    Mit dem gefährlichen Funkeln einer Furie im Blick fuhr Tia-Lhor zu Nishun herum. Die Magierin stand mit weit ausgestreckten Armen da und starrte das tobende Monstrum einfach nur an. Das Herzchen hatte die Nerven verloren! Einmal leistete ein Opfer Widerstand und schon fiel das Miststück aus! Fauchend warf sich die Halbdämonin herum und ließ ihren Instinkten freien Lauf.
    Arlton hatte unterdessen alle Mühe, sich Hrokis Schoßtier vom Hals zu halten. Zweimal war er den tödlichen Zangen knapp entgangen, doch dann waren selbst seine kämpferischen Fähigkeiten beinahe ausgereizt. Knapp gelang es ihm, sich unter dem größten Teil der fürchterlichen Mundwerkzeuge des Gjorms hindurchzuwinden. Doch eine der äußeren Mandibeln riss ihm die Lederrüstung auf und eine hässliche Wunde in die Brust.
    Tia-Lhor bekam all dies nur am Rande mit; mit wildem Glühen in den Augen stürzte sie sich auf das Monstrum. Hohes Kreischen kündete vom vergeblichen Versuch ihrer scharfen Fingernägel, dem Gjorm Kopf und Nacken aufzureißen. Doch das Tier nahm den zierlichen Körper, der sich da an seinen Kopf klammerte, nicht wirklich ernst. Statt von Arlton abzulassen, versuchte es, sie wie eine lästige Fliege mit einem Kopfschütteln loszuwerden. Doch Tia-Lhor war keine Fliege. Ihre Beine lagen unverrückbar wie Stahlklammern um den Halsansatz des Tieres und ihre Augen hatten jede Menschlichkeit abgelegt. Fauchend holte sie aus und schlug dem Gjorm mit aller Kraft die langen Nägel in den Panzer.
    Der entschlossene Angriff überzeugte den Sechsbeiner. Er ließ von dem Elfen ab und schlug seine Peinigerin mit dem Kopf so hart gegen einen Felsen, dass es den Anwesenden schon beim Zuschauen wehtun musste – Tia-Lhor stieß jedoch nur ein raues, begeistertes Lachen aus. Sie duckte sich unter dem fürchterlichen Schlag eines Fangarms hindurch und versuchte, die bösartigen Stacheln ihres Schwanzes in der Brust des Gjorms zu versenken. Knackend hielt der mächtige Panzer stand, doch sie spürte die Angst in ihren tierischen Gegner kriechen. Mit hektisch klackenden Mandibeln bäumte sich der Gjorm auf. In wachsender Panik versuchte er sie abzuwerfen, knickte Bäume und schleuderte Steine durch die Luft. Doch Tia-Lhors Nägel und Beine hielten unerbittlich fest.
    Sie nahm weder die schweren Schritte der Orks, noch den chaotischen Rückzug der Elfen wahr; es gab nur sie und den Gjorm. Unerbittlich drosch sie die gemein aussehenden Stacheln ihres Schwanzes gegen den Panzer des Tieres. Nach minutenlangem Kampf spürte sie, wie die Dornen endlich den Brustpanzer durchschlugen und tief in das darunterliegende Fleisch griffen. Reflexartig verkleinerte sich ihre Giftblase und schoss den Tod in die Wunde. Beinahe bedauernd spürte Tia-Lhor den Riesen unter ihren Händen erschlaffen. Der mächtige Körper bäumte sich auf und sackte dann widerstrebend zusammen.
    Jetzt erst schien Nishun den Schock abzuschütteln und sich ihrer Aufgabe bewusst zu werden. Mit weit ausholenden Gesten versenkte sie die Welt in zwanzig Metern Umkreis in tiefste Dunkelheit, um den Überlebenden der Truppe die Flucht zu ermöglichen. Die Flucht vor wem? Der Gjorm stellte jetzt keine Gefahr mehr dar und wäre durch ein bisschen Dunkelheit nicht aufzuhalten gewesen. Närrin!
    Mühsam kämpfte sie den Blutrausch nieder und arbeitete sich unter dem schweren Körper hervor. Einige Meter entfernt hörte sie orkische Flüche durch die Dunkelheit schallen. Aber sie hatte jetzt keine Zeit, mit Orks zu spielen. Sie wollte nicht verpassen, wie Vontares Zuckerpüppchen die Niederlage wegsteckte.
    Manchmal war verlieren schöner als gewinnen.
     

     
    Das schwarze Nichts füllte sich erst langsam, dann immer schneller mit den vertrauten Gedanken und Empfindungen. Hrokis Geist arbeitete sich durch einen matschigen Teig zu ihrem Bewusstsein zurück. Sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben durch physische Gewalt das Bewusstsein verloren. Was für eine außerordentlich faszinierende Erfahrung.
    Systematisch registrierte sie ihre Sinneseindrücke, um ein möglichst umfassendes Bild ihres Zustandes zu erhalten. Ihr Verstand arbeitete langsamer als sonst; beinahe, als müsse jeder Denkprozess erst den Widerstand einer zähen Masse überwinden, mit der ihr Kopf ausgefüllt schien. Was für eine erfrischend unangemessene Analogie sie unter diesen Umständen fand! Ihr Vater hatte einmal gesagt, dass ein Etherna niemals näher an der menschlichen Denkweise sein könne, als wenn sein

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