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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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Sorgfältig strich sie die schleimige Paste um ihre Augen und spürte das vertraute Prickeln, als die dünne Farbschicht trocknete. Als sie gerade die Lippen zu bestreichen begann, fühlte sie die aggressive Spannung des Schwertes. Jemand näherte sich. Selbst jetzt, da sie von seinem Kommen wusste, nahm sie den Anderen nicht wahr.
    Die Lautlosigkeit war beunruhigend, doch Cvon schminkte sich scheinbar seelenruhig weiter. Sie kannte ihren Beschützer gut genug, um in seinen Stimmungen lesen zu können, und seine momentane Stimmung sagte ihr, dass sie ihren uneingeladenen Besucher kannte.
    „Lorics Warnung war offensichtlich nicht eindrücklich genug, Phalil“, meinte sie laut. Sie konnte förmlich hören, wie der Elf seine Entdeckung durch eine Menschenfrau verdaute. Sie widerstand der Versuchung, sich nach ihm umzusehen, und vollendete gelassen die Färbung ihrer Lippen.
    „Wieder einmal muss ich mich entschuldigen“, erklärte Phalil und erhob sich vorsichtig. Zu Cvons Überraschung befand er sich direkt in ihrer Blickrichtung.
    „Ich habe dir schon einmal gesagt, dass mich dein Geschwätz nicht interessiert“, meinte sie hart. „Ich hoffe, du willst diese Lektion nicht auf die harte Tour lernen.“
    „Ich bin heimlich gekommen, weil ich sichergehen wollte, Euch nicht in einem intimen Augenblick zu belästigen.“
    „Dann solltest du vermeiden, hinter mir herzuschleichen.“ Ihr eisiger Blick schien ihn beinahe körperlich zu treffen.
    „Ich sehe, dass ich Unverzeihliches angerichtet habe, und mein einziger Trost ist, dass Eure Sinne bei weitem die eines durchschnittlichen Elfen übertreffen.“ Er wartete erkennbar auf eine Entgegnung, doch Cvon räumte nur ihre wenigen Utensilien zusammen, um kurz darauf mit dem Verstauen zu beginnen. Vorsichtig kam er näher. „Ich wollte mit Euch allein sprechen“, setzte er nach und machte Cvon damit sichtlich ungeduldig.
    „Was willst du, Elf?“
    „Ich wollte Euch mitteilen, dass Ihr die bemerkenswerteste Menschenfrau seid, die mir jemals begegnet ist. Ich wollte Euch sagen, dass ich es mir nie verzeihen werde, wenn Ihr meine Ausrutscher nicht vergessen könnt.“
    Das Schwert grollte tief in Cvons Seele und umgab sie mit einem Kokon aus Kälte.
    Ansatzlos warf sie sich auf ihn. Wie von selbst schmiegte sich das riesige Schwert in ihre Hand und schien ihren Schwung noch zu vergrößern. Dann fror die Zeit ein und brachte alle Eindrücke auf einmal.
    Die rasend schnell näher kommenden Augen Phalils, der nicht wusste, ob er jetzt einen Kuss oder den Tod bekommen würde; sein muskulöser Brustkorb unter dem Cape und schließlich der Pfeil, der haarscharf an ihnen vorbeizuckte. Es war ein merkwürdiger Eindruck, ihn so zu fühlen, aber der Schlachtruf des Schwertes ließ ihr keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken. Freudig gab sie sich der Kälte hin. Ihr Geist trat weit in den Hintergrund und überließ den Instinkten der furchterregenden Kriegerin das Feld. Noch bevor Phalils Rücken den Boden berührte, waren Schwert und Frau eins.
    Glatt rollte sie über seine Schulter ab und kam federnd auf die Füße. Mühelos tauchte sie unter einem weiteren Geschoss hindurch und spürte den Zorn des Schwertes weit in das Dickicht hineingreifen. Beinahe als Zuschauerin im eigenen Körper warf sie sich dem dichten Wald entgegen; folgte der Flugbahn der Pfeile zu ihrem noch immer unsichtbaren Gegner. Wie eine Kyalire übersprang sie mit dem sperrigen Schwert in der Hand Büsche und Gestrüpp, umrundete Bäume und wich tiefen Ästen aus. Mit größter Selbstverständlichkeit beherrschte der Körper des Stadtkindes die Tücken der Wildnis. Cvon nahm das kleine Wunder nicht einmal zur Kenntnis; es gab nur sie, das Schwert und den Angreifer.
    Tatsächlich dauerte es nur Sekunden, bis das Schwert die unmittelbare Nähe des Feindes spürte. Da sie den Gegner nicht sah, wählte sie einen unvorhersehbaren Zick-Zack-Kurs durch das Unterholz. Zahllose Vögel und Kleintiere ergriffen empört die Flucht und übertönten endgültig jedes Geräusch, das Cvons Beute verraten könnte.
    Die beiden Kurzschwerter kamen scheinbar aus dem Nichts und stießen in einer Scherenbewegung auf sie herab. Als hätte sie nur darauf gewartet, riss sie das Schwert hoch und stieß die geschickt geführten Waffen mit dem Schwung ihres Körpers zur Seite. Kaum war sie an den hinterhältigen Mordwerkzeugen vorbei, schwang sie ihre schwere Waffe in einem Halbkreis hinter sich. Bösartig zischend fuhr die

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