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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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bösartigen Splittern gespickt. Noch immer hallte der Knall in seinen Ohren nach und die Schmerzen machten seine Arme beinahe unbrauchbar. Er war so desorientiert gewesen, dass er nicht einmal mitbekommen hatte, ob sein Pfeil den Ork getötet hatte.
    Aber das Leben eines Orks spielte nicht wirklich eine Rolle; hätte er geahnt, dass so etwas passieren würde, wäre Hroki zum Zeitpunkt des Anschlags in seiner Schusslinie gewesen. Sie hatten abgesprochen, dass dies nur eine Erkundungsmission sein sollte; wäre es um einen Angriff gegangen, hätte man sich gemeinsam auf eine der beiden Trupps konzentrieren können. Durch den tölpelhaft lauten Angriff war ihre Gruppe zum ungünstigsten Zeitpunkt aufgeschreckt worden.
    Wer sich im Krieg nicht an Absprachen hielt, konnte seine Kameraden auch gleich selbst töten. In diesem Fall war er mit einer unangenehmen Verletzung davongekommen. Viel schlimmer als sein eigener Zustand war jedoch der Anblick Tia-Lhors gewesen. Verkrümmt und zerschmettert hatte sie dagelegen und er war sicher gewesen, dass sie die Explosion nicht überlebt hatte. Dann war sie einfach aufgesprungen und hatte den Wald mit ihrem Zorn geradezu entzündet. Er hatte sie noch nie so gesehen und war auch nicht begierig darauf, die Erfahrung zu wiederholen.
    Als sie den Lagerplatz betreten hatten, waren Nishun und Vladin die Einzigen gewesen, die auf sie warteten. Arlton hatte ein Blick in die Augen des Freundes genügt, um ihn wissen zu lassen, dass er einen weiteren Waffenbruder verloren hatte. Mehr als ein kurzer Blick war auch nicht möglich gewesen, denn Tia-Lhors Zorn war durch den Gewaltmarsch eher heißer als kälter geworden. Wie eine Furie ging sie auf Vontares Schützling los.  
    Nishun war deutlich überfordert. Als hätte sie einen Fisch verschluckt stand sie da und starrte den entstellten Körper an, der da auf sie zusteuerte. Vierundachtzig Jahre waren kein ausreichendes Alter, um auf einen Wutausbruch dieser Dimension vorbereitet zu sein.
    „Was hat dein kindisches Ego wieder angestellt, du armseliges Miststück?“, fauchte Tia-Lhor und packte die Magierin am Kragen. Mit einer Hand riss sie Nishun von den Füßen und hielt sie einen halben Meter über den Boden. Arltons Blick fuhr zu Vladin. Er betete zu allen Göttern, dass der Freund ihn jetzt nicht in einen Gewissenskonflikt stürzte. Vladins Hand lag auf dem Heft seines Schwertes; sein Blick zuckte zwischen Arlton und den beiden Frauen hin und her. 
    Doch die unsanfte Berührung hatte wohl auch die Elfin aus ihrer Erstarrung geweckt. Ihre Gegenwehr kam nicht nur für Arlton vollkommen unerwartet. Blitzschnell fuhr Nishuns Hand über Tia-Lhors Brust und peinigte das angeschlagene Fleisch mit einem Schauer weißblauen Lichts. Aggressiv zischend verbrannte es die gerade geheilte Haut und ließ die Halbdämonin entsetzt aufschreien. Geradezu sanft legte Nishun die andere Hand auf den Bauch ihrer Gegnerin. Ein dumpfer Schlag reiner Energie schleuderte Tia-Lhor meterweit zurück.
    „Dieses Mal bist du zu weit gegangen, Missgeburt“, keuchte die Magierin. Triumph glühte in ihren Augen und verdrängte die Angst, die sie vor wenigen Augenblicken noch so fest in ihren Klauen gehalten hatte. „Wer bist du schon? Ich habe dem Meister gleich gesagt, dass du nur eine Missgeburt bist, die man zertreten muss.“
    Mit der Hand am Schwert und klopfendem Herzen versuchte Arlton den Zustand seiner Herrin einzuschätzen. Auch wenn er seine Waffe kaum halten konnte, würde er sie bis zum letzten Atemzug verteidigen.
    Tia-Lhor schien schwer getroffen, doch als sie mühsam den Kopf hob, stand weder Schmerz noch Zorn in ihrem Gesicht. Stattdessen verzogen sich ihre Lippen zu einem selbst für ihre Verhältnisse ungewöhnlich bösartigen Lächeln. Ihre Augen glänzten wie rauchiger Obsidian und Arlton war nie zuvor so bewusst gewesen, wie wenig sie mit sterblichen Lebewesen gemein hatte.
    „Nur zu, Zuckerpüppchen. Zertritt mich“, meinte sie beinahe kichernd. Der Triumph gefror in Nishuns Gesichtsausdruck. Deutlich unsicherer, aber nicht weniger entschlossen hob sie die Hand. Ein roter Stein auf einem ihrer vielen Ringe begann zu glühen.
    „Ich muss das gar nicht. Der Meister hat deinen Verrat vorausgesehen und mir einen Schutz mitgegeben.“
    Tia-Lhor betrachtete den Ring mit erhobener Augenbraue und renkte sich geräuschvoll einige Halswirbel ein.
    Was tat sie da nur? Unterschätzte sie Vontares Magie? War sie wehrlos? Warum lächelte sie so und warum

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