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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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griff sie nicht an, so lange der Ring noch nicht aktiv war? Arlton hatte zunehmend den Eindruck, seine Herrin niemals zu verstehen.
    „Worauf wartest du dann noch?“, wollte Tia-Lhor mit immer breiter werdendem Lächeln wissen. „Wenn du nicht bald etwas tust, wird dich die Angst lähmen. Schon jetzt kriecht sie deinen Rücken herauf und lässt deinen Magen flau werden.“ Sie lachte leise und musste sogleich husten. „Und es wäre doch schade, wenn du genau so erbärmlich sterben würdest, wie du gelebt hast, Zuckerpüppchen.“ Die Bösartigkeit, von der jedes ihrer Worte troff, fuhr Arlton wie ein Messer unter die Haut.
    Auch Nishun schien Tia-Lhors dichte Ausstrahlung nicht kalt zu lassen. Mit ungesund grauem Gesicht zeigte sie mit dem Ring auf die Halbdämonin. Sofort glühte der rote Stein angriffslustig auf. Bevor Arlton Nishun in einer hilflosen Geste in den Weg treten konnte, handelte seine Herrin. Mit der Schnelligkeit einer Klapperschlange zuckte ihre endlos lang scheinende Zunge hervor und zertrümmerte das wertvolle Artefakt mit ihrem Dorn.
    Eine lautlose Explosion warf die Elfin schreiend zu Boden und spickte sie mit Milliarden allerfeinster Rubinsplitter. Eine verbrannte und zerschmetterte Hand an die Brust pressend, wand sich Nishun auf dem Boden. Kurz bildete sich dichter schwarzer Nebel über ihr, der vage drei humanoide Silhouetten bildete und sich dann mit unheimlichem Heulen im Nichts verlief. Dann hallten nur noch Nishuns Schreie durch den Wald.
    Arltons Welt war in den Grundfesten erschüttert. Auch für ihn war klar gewesen, dass Tia-Lhor ihn früher oder später gegen Nishun und Vontares führen würde. Aber jetzt? Die Zeit war noch nicht reif, fürchtete er. Und jetzt hatte seine Herrin eine Grenze überschritten, die Vontares nicht tolerieren würde.
    Noch immer grauenvoll entstellt stand Tia-Lhor auf. In ihren Augen funkelte Mordlust und ihr Lächeln füllte Arltons Adern mit Eiswasser. Sie weidete sich sichtlich an den Schmerzen ihrer Feindin. Vladin hatte Recht, sie war ein Monster. Und doch war sie seine Herrin und würde es immer sein.
    „Halt.“
    Arltons Herz übersprang einen Schlag. Vladin war vorgetreten und bedrohte Tia-Lhor mit dem Bogen. Er war ganz Krieger. Sein Gesicht zeigte nichts als Entschlossenheit und sein Pfeil lag ruhig wie eine Eiche auf der Sehne. „Ich kann das nicht zulassen.“
    Tia-Lhors Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie langsam den Kopf wandte. Ihr Blick ließ Arlton um das Leben des Freundes fürchten. Schnell trat er Vladin in den Weg.
    „Nimm die Waffe runter, Vladin“, meinte er. Der Freund zuckte nicht einmal mit der Wimper. Offenbar hatte er mit Arltons Einmischung gerechnet.
    „Ich weiß nicht, was sie mit dir angestellt hat, aber ich kann nicht zusehen, wie sie Nishun umbringt.“
    Arlton bewunderte seine Ruhe, so aufgesetzt sie auch sein mochte. Er fühlte Tia-Lhors Blick auf sich ruhen und wusste, wie nahe Vladin am Abgrund stand. Nishuns Geschrei ging in ein Wimmern über.
    „Es ist zu spät, Vladin“, meinte Arlton und wunderte sich über die Emotionslosigkeit seiner Stimme. „Du musst dich jetzt entscheiden. Kämpfe für Nishun oder kämpfe unseren ehrenvollen Kampf an meiner Seite weiter.“
    „Ich kann nicht ...“, setzte Vladin zögerlich an.
    „Du bist seit sechs Jahren mein Waffenbruder und seit über fünfzig Jahren mein bester Freund!“, blaffte Arlton ihn an. „Du wirst das alles nicht für eine überhebliche kleine Magierin, die dich wie ihren persönlichen Putzlumpen behandelt hat, wegwerfen!“
    „Gusari`to gu…”, flüsterte Nishun hinter ihm, und wurde sogleich von zwei heftigen Ohrfeigen zum Schweigen gebracht. Arlton fuhr herum und sah seine zierliche Herrin, die Nishun mühelos am Kragen auf die Beine zerrte. Lächelnd, mit vor Gnadenlosigkeit glühenden Augen drückte sie der Elfin die Kehle zu.
    „Geh ihm aus dem Weg, Arlton“, meinte sie leise.
    Wäre der Inhalt ihrer Worte nicht so eindeutig gewesen, hätte er nicht geglaubt, dass sie außer dem panisch um sich schlagenden Geschöpf in ihrer Gewalt überhaupt noch etwas wahrnahm. Widerwillig, aber ohne Zögern trat er beiseite.
    Mit ihrer unnatürlichen Kraft stieß Tia-Lhor Nishun auf den verdutzten Vladin zu. Statt sie aufzufangen, trat er – wie er es gelernt hatte – einen Schritt beiseite, um sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Arlton verstand nun überhaupt nicht mehr, was gerade passierte. Die Magierin stürzte hinter Vladin zu

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