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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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auf die Durhams würden blockiert bleiben, bis der TVC-Computer eine ausreichend komplizierte mathematische Gleichung lösen konnte. Maria hatte in etwa ausgerechnet, daß man beim Einsatz der gesamten irdischen Rechenkapazität annähernd zehn Jahre benötigen würde, um die Rechenaufgabe zu lösen; die dreißig Millionen Dollar, die Durham von seinen Klienten bekommen hatte (und von denen erst einmal die Unkosten abzuziehen waren), würden bei weitem nicht ausreichen. Doch in Durhams und seiner Klienten Augen war das kein Hindernis: für das unaufhörlich wachsende Potential des expandierenden TVC-Universums war es ein Kinderspiel, die Aufgabe innerhalb ein, zwei Wochen nach dem Start zu lösen. Und ohne diese Voraussetzung zu erfüllen – und solange es keine Möglichkeit gab, die Sicherung zu umgehen –, würde keine zweite Maria Deluca oder irgend jemand anderes erwachen. Sie hatte vorgesorgt, daß es kein zweites, virtuelles Jonestown geben würde – außer für den falschen Propheten selbst, der für einen kurzen Augenblick erwachen und wieder im Nichts verschwinden würde.
    Durham machte zwei Tassen Pulverkaffee. Maria blickte sich in dem spartanisch eingerichteten Zimmer um und sagte: »Das ist eigentlich nicht standesgemäß, oder? Hier sollten eigentlich zweihundert Leute mit aktivierten Kopfsets sitzen und gebannt auf einen wandbreiten Riesenschirm starren. So wie damals bei den ersten NASA-Raumflügen.«
    Untermalt vom Blubbern des kochenden Wassers sagte Durham: »Bloß keine Komplexe. Wir haben pro Sekunde mehr Rechenleistung zur Verfügung als die NASA für das ganze Apollo-Programm.«
    Rechenleistung. Noch ein Punkt, der ihr Sorgen machte. Maria stellte eine Verbindung zur BIPS-Börse her. Der Preis für Rechenleistung war geringfügig höher als bei ihrer letzten Anfrage, aber nichts deutete auf das hin, was sie insgeheim fürchtete. Wenn »Projekt Schmetterling« wieder unerwartet auf den Plan treten würde – ausgerechnet heute! –, dann könnte man den Garten Eden einfach einfrieren und die Geburt der neuen Welt auf einen Zeitpunkt mit normalen BIPS-Gebühren verschieben. Für Durham und seine Klienten würde es kaum einen Unterschied machen – selbst wenn das Start-Pogramm auf halbem Wege abgebrochen und erst Tage oder Wochen später wieder fortgesetzt würde. Die reale Zeit war bedeutungslos. Maria konnte der zugrundeliegenden Logik dieser Gedanken folgen. Aber ihr Wissen änderte nichts daran, daß allein die Möglichkeit einer Verzögerung oder Verlangsamung des Projekts aus unvorhergesehenen Gründen sie krank machte vor Angst. Jeder juristische Rat, den sie eingeholt hatte, bestätigte, daß weder sie noch Durham eine Strafverfolgung zu befürchten hatten – wenn es tatsächlich zu einer Anklage kommen sollte, dann war eine Verurteilung höchst unwahrscheinlich. Spätestens bei der Berufungsverhandlung würde man sie freisprechen. Aber es half nichts; mit jedem weiteren Tag, den sie als Durhams eingeweihte »Komplizin« verbrachte, fühlte sie sich verwundbarer, den Behörden mehr ausgeliefert. Detektiv-Sergeantin Hayden hatte Marias Geständnis, daß sie Durham ihre alberne Rolle als verdeckte Agentin offenbart hatte, mit eisigem Gesicht zur Kenntnis genommen. Mit dem Abschluß des Projekts würde das Risiko, von den Behörden belästigt zu werden, nicht geringer werden – aber die Erleichterung würde trotzdem spürbar sein.
    Allmählich bereute sie, das Versprechen gehalten zu haben, das sie Durham geben mußte: die Erklärungen seiner Klienten nicht aufzuzeichnen, daß sie sich aus freiem Entschluß und nach eingehender Aufklärung über sein Projekt zur Teilnahme entschlossen hätten. Die formellen Erklärungen, die sie – auf öffentlichen Terminals – gesehen und gehört hatte, waren rechtlich nicht mit einer beeideten Aussage zu vergleichen – aber wenn man sie auf einem Chip gespeichert vorweisen konnte, dann durfte man sich um einiges sicherer fühlen. Welchen Status man den Kopien auch zugestand, eine Anklage wegen Betrugs war nicht aufrechtzuerhalten, wenn die »Betrogenen« aussagten, daß sie über die Verwendung ihres Geldes genauestens im Bilde gewesen waren.
    Durham stellte die Kaffeetassen auf den Tisch. Maria murmelte ein »Dankeschön«, als er sich neben sie setzte. »Noch irgendwelche Bedenken vor dem großen Schritt?« fragte er. »Sie können noch immer aussteigen, wenn sie wollen.«
    Sie hatte ihren Blick auf den Schirm gerichtet, wo das bunte, sich

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